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Der Eiweißverbrauch im Fasten

Immer wieder warnen selbst ernannte Experten vor einem Eiweißverlust und dem Abbau von Körper- und Herzmuskulatur während des Fastens. Die Fastenärztin Dr. Françoise Wilhemi de Toledo, Vorsitzende der Ärztegesellschaft Heilfasten und Ernährung, ist anderer Meinung: Sie hält den geringen Eiweißverbrauch – richtiger als Verlust – im Fasten für physiologisch und reversibel. Unter medizinischer Leitung wirkt sich das Heilfasten außerdem positiv auf verschiedene Erkrankungen aus. Nachteile sind bis heute nicht belegbar.

„Achtung! Zitronen enthalten Ascorbinsäure!“ Ascorbinsäure ist Vitamin C, also ist die Aussage belanglos – und dennoch werden viele Verbraucher nach einer solchen Meldung aufhören, Zitronen zu essen. Zu ähnlicher Verunsicherung führt die Schlagzeile: „Experten warnen: Beim Fasten verliert der Körper Muskeln und sogar Herzmuskeleiweiß!“ Doch das ist kein Grund zur Panik. Zugvögel, die mehr als 1000 Kilometer ohne Pause fliegen, verlieren dabei Muskel- (sogar aus den Flügeln) und Herzmuskelproteine. Weil die Vögel im Flug kontinuierlich abnehmen, brauchen diese Hochleistungssportler immer weniger Flügel- und Herzmuskulatur für die gleiche Leistung. Das ist ein physiologischer Anpassungsmechanismus. Nach ihrer Reise bauen die Tiere das Körperprotein wieder auf und im nächsten Jahr wiederholt sich dieser Zyklus.

Beim Menschen steigt parallel zum Eiweißverbrauch die Leistungsfähigkeit der Muskulatur – einschließlich der Herzmuskulatur. Das belegen Belastungs-EKGs von Adipösen bei einer Nulldiät. Noch deutlicher war der Effekt, wenn sie zusätzlich körperlich aktiv waren. Fazit: Während des Fastens ist ein geringer Abbau von Eiweiß zwar vorhanden, führt aber nicht zu Müdigkeit oder Herzstillstand. Statt dessen verbessert sich die Leistungsfähigkeit. Beim Buchinger-Fasten reduziert zudem die Gabe von Obstsäften und Honig den Eiweißverbrauch. Milchprodukte wie Buttermilch liefern zusätzlich „frische“ Aminosäuren. Es gibt auch keinen „Muskelschwund“, sondern ein Recycling entbehrlicher Eiweißstrukturen, um die Zellerneuerung des fastenden Organismus sowie die Neubildung von Glucose für das Zentrale Nervensystem (ZNS) zu gewährleisten. In den ersten Fastentagen beträgt die abgebaute Eiweißmenge etwa 80-100 Gramm (ca. 400 kcal) täglich und nimmt dann kontinuierlich ab. Nach drei Wochen sind es nur noch 5-15 Gramm Eiweiß pro Tag. In dieser Zeit passt sich das Zentrale Nervensystem an die Fettverbrennung an und der Körper gewinnt die Energie nur noch zu etwa 10 Prozent aus Eiweiß und zu 90 Prozent aus Fett. Denn Fett ist der Hauptbrennstoff im Fasten. Sicherlich dient das enorme Muskelreservoir als Proteinlieferant. Aber im Zuge der katabolen Stoffwechsellage im Fasten werden auch Lebereiweiß, Eiweißanteile der Darmschleimhaut und des Fettgewebes verbraucht. Mit höchster Wahrscheinlichkeit werden auch pathologische extra- und intrazelluläre Eiweißstrukturen (z. B. AGES = Advanced Glycation Endproducts) sowie Autoimmunoglobuline mitverstoffwechselt. So zeigen klinische Beobachtungen bei Asthmatikern, Allergikern oder Rheumatikern, dass die entzündlichen Prozesse im Fasten zurückgehen. Fastenärzte sehen gerade in diesem selektiven Eiweißabbau unter ärztlicher Leitung ein therapeutisches Potenzial. Vor Eiweißmangel bei einer bis zu vierwöchigen Fastendauer braucht niemand Angst zu haben. Essen Sie weiter Zitronen und erleben Sie das Fasten ohne Furcht, aber mit Ehrfurcht.

Quelle: Wilhemi de Toledo, F.; UGB-Forum 3/2003, S. 132

Der Verband für Unabhängige Gesundheitsberatung bildet kompetente FastenleiterInnen aus und hat ein spezielles Konzept für Fastenkurse entwickelt.
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