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Kuhmilcheiweiß-Allergie

Bei einer Allergie auf ein oder mehrere Eiweiße der Kuhmilch reagiert das Immunsystem überempfindlich auf den Verzehr von Milch und Milchprodukten. Dies äußert sich individuell unterschiedlich meist durch Hautreaktionen (Rötung, Pusteln, Juckreiz), Beschwerden im Magen-Darm-Trakt (Blähungen, Bauchkrämpfe, Durchfall), an den Atmungsorganen (Husten, Schnupfen, Asthma) oder auch im Kreislauf. Die Beschwerden werden häufig von einem Neurodermitisschub begleitet.

Die Kuhmilcheiweiß-Allergie tritt insbesondere in den ersten Lebensjahren auf. Sie ist die im Säuglingsalter am häufigsten vorkommende Nahrungsmittelallergie. Etwa 0,5 Prozent der Säuglinge und Kleinkinder leiden unter einer nachgewiesenen allergischen Reaktion auf Kuhmilch. In vielen Fällen vertragen die Betroffenen Kuhmilch(-produkte) nach wenigen Jahren wieder, sodass bereits bei 50 % der Betroffenen die Beschwerden nach einem Jahr deutlich verbessert sind. Erwachsene sind nur selten von der Allergie betroffen.

Verträglichkeit individuell unterschiedlich

Kuhmilch enthält verschiedene Proteine. Der größte Anteil mit 80 Prozent entfällt auf die Caseine. Die Molkenproteine wie z.B. β-Lactoglobulin und α-Lactalbumin machen die restlichen 20 Prozent aus. Caseine sind in der Milch aller Tierarten enthalten und die Proteine sind hitzestabil, d.h. sie werden durch Kochen nicht zerstört. Die Molkenproteine hingegen kommen nur in der Kuhmilch vor und sind hitzelabil, weswegen sie durch Kochen inaktiviert werden. Am häufigsten wird eine Kuhmilchallergie durch Caseine und das Molkenprotein β-Lactoglobulin ausgelöst. 75 Prozent der gegen Kuhmilchprotein allergisch reagierenden Personen sind gegenüber mehreren Kuhmilchproteinen empfindlich. Milch von anderen Säugetieren, wie z.B. Schafs- oder Ziegenmilch, sollten Kuhmilchallergiker nicht als Kuhmilchersatz verwenden, da dies zu Kreuzreaktionen führen kann. Die zur Allergie führende Menge Kuhmilch liegt durchschnittlich bei 0,4-30 ml. So können schon kleinste Mengen eine Allergie auslösen und die Empfindlichkeit auf die Proteine ist individuell verschieden.

50 Prozent der auf Kuhmilch allergisch reagierenden Kinder vertragen verbackene Milch oder Sterilmilch, weswegen ein vollständiger Verzicht auf Milch nicht notwendig ist. Generell gilt immer, die individuell unterschiedliche Verträglichkeit von Milch und Milchprodukten vorsichtig mit kleinen Lebensmittelmengen unter ärztlicher Aufsicht zu testen.

Verwechslungsgefahr mit Laktose-Unverträglichkeit

Es besteht die Gefahr, dass die Kuhmilcheiweißallergie mit der Laktose-Unverträglichkeit verwechselt wird. Sowohl bei der Allergie als auch bei der Unverträglichkeit können Symptome wie beispielsweise Blähungen und Diarrhoe auftreten. Dennoch unterscheiden sich die beiden Krankheiten erheblich voneinander. Bei der Kuhmilcheiweißallergie reagiert der Körper allergisch auf ein Eiweiß aus der Kuhmilch. Die Milchzuckerunverträglichkeit hingegen wird durch einen Mangel oder das komplette Fehlen des Enzyms Laktase verursacht. Ohne Laktase kann der in Milch und Milchprodukten enthaltenen Milchzucker nicht verdaut werden. Die Laktose-Unverträglichkeit erfordert keinen kompletten Verzicht auf Milch und Milchprodukte und die Ernährung wird individuell umgestellt. Eine Kuhmilcheiweiß-Allergie hingegen erfordert es, Milch und daraus hergestellte Produkte strikt zu meiden.

Augen auf beim Lebensmittelkauf

Milcheiweiß kommt nicht nur in Milch und Milchprodukten vor, sondern kann auch in diversen Fertigprodukten wie Wurstwaren, Feinkostsalaten, Dressings, Backwaren, Süßwaren, Desserts, Speiseeis und Brotaufstrichen enthalten sein. Deswegen sollte bei einer Kuhmilcheiweißallergie das Zutatenverzeichnis der Lebensmittel genau studiert werden. Milcheiweiß kann sich hinter verschiedenen Bezeichnungen wie Milch (-pulver, -eiweiß, -protein), Molke (-pulver, -eiweiß, -protein), Kondensmilch, Buttermilch, Joghurt, Kefir, Schwedenmilch, Dickmilch, Quark, Sahne, Rahm, Schmand, Crème fraîche, Butter, Käse (auch unter den Sortennamen wie bspw. Mozzarella, Feta), Ghee, Niter, Kibbeh, Setzmilch, Simplesse, C(K)asein, C(K)aseinate, Milchzucker und allen Begriffen mit der Vorsilbe Lac(k)t- wie Lac(k)toglobulin oder Lac(k)talbumin verstecken.

Nährstoffversorgung decken

Milch und Milchprodukte enthalten wichtige Nährstoffe wie Protein, Calcium, Phosphor, Fluor, Jod und die Vitamine B2, B12 und D. Aber auch ohne Milch und Milchprodukte kann mit einer ausgewogenen, vollwertigen Ernährung der Bedarf an diesen Nährstoffen gedeckt werden. Dazu sollte bei der Lebensmittelauswahl bewusst zu calciumreichen Lebensmitteln gegriffen werden, denn pro Tag sollten 1000 bis 1200 mg Calcium aufgenommen werden. Zu den calciumreichen Lebensmitteln zählen mit Calcium versetzte Pflanzendrinks, grüne Gemüsearten und Kräuter wie Brokkoli, Grünkohl, Fenchel, Petersilie oder Brunnenkresse. Auch bestimmte Obstarten wie Beeren, Orangen oder Feigen können zur täglichen Calciumaufnahme beitragen. Außerdem fördern die in Obst und Obstsäften vorkommenden Fruchtsäuren und der Fruchtzucker die Calciumaufnahme in den Körper.

1000 mg Calcium sind z. B. enthalten in:
1 l
300 g
150 g
60 g
100 g
30 g
Mineralwasser (sehr Ca-reich)
Grünkohl (roh)
Vollkornbrot (3 Scheiben)
Brombeeren
Orange o. Schale (1 Stück)
Haselnüsse
300 mg Ca
636 mg Ca
63 mg Ca
26 mg Ca
40 mg Ca
68 mg Ca
1133 mg Ca

Mit Mineralwasser kann der Calciumhaushalt ebenfalls auf Vordermann gebracht werden. Bevorzugt sollten Sorten mit einem möglichst hohen Gehalt an diesem Mineralstoff (> 150 mg Ca/l) verzehrt werden. Es gibt Mineralwässer, die mit über 400 mg Calcium pro Liter sogar besonders calciumreich sind. Ein- bis zweimal pro Woche kann fetter Fisch wie Lachs oder Hering gegessen werden. Sie enthalten reichlich Vitamin D, das sich positiv auf die Calciumaufnahme auswirkt. Dieses Vitamin ist außerdem in geringer Menge in manchen Pilzen wie Champignons, Morcheln, Pfifferlingen und Steinpilzen sowie in Avocado, Eiern und Margarine. Vitamin D kann der Körper aber auch reichlich mit Hilfe von UV-Strahlen (Sonnenlicht) in der Haut selbst bilden. Daher sollte täglich eine halbe Stunde in der Sonne an der frischen Luft verbracht werden. Der Konsum oxalsäurereicher Lebensmittel wie Spinat, Mangold, Rhabarber oder Kakao ist möglichst gering zu halten, da Oxalsäure die Aufnahme von Calcium hemmt, so dass es dem Körper nicht mehr zur Verfügung steht. Auch Phosphat bildet mit Calcium Komplexe. Daher sollten der Verzehr phosphatreicher Lebensmittel wie Wurst, Cola, Schmelzkäse oder Tiefkühl-Backwaren ("ofenfrische Backwaren") eingeschränkt werden. Die Phytinsäure, die in den Randschichten von Getreidekörnern und Hülsenfrüchten vorkommt, kann sich ebenfalls negativ auf die Calciumversorgung auswirken. Dennoch sollten Vollkornprodukte wie Vollkornbrot, -nudeln oder Naturreis verzehrt werden, da diese Lebensmittel andere wichtige Nährstoffe liefern. Reine Kleieprodukte wie Weizenkleie oder Kleietabletten sollten jedoch gemieden werden, da darin viel Phosphat und Phytinsäure enthalten sind. Fleisch oder Fleischwaren sollten nicht täglich verzehrt werden, denn eine übermäßige Eiweißzufuhr erhöht die Calciumausscheidung mit dem Urin. Auch ein Zuviel an Kaffee oder Schwarztee hat den gleichen Effekt. Mehr als zwei bis drei Tassen täglich sollten nicht getrunken werden. Alkohol und Kochsalz steigern ebenfalls die Ausscheidung von Calcium mit dem Urin, weswegen nur gelegentlich mal ein Gläschen Wein oder Bier getrunken und beim Kochen und am Tisch möglichst wenig gesalzen werden sollte. Vorsicht ist auch bei Fertigprodukten geboten, denn diese enthalten meist sehr viel Kochsalz.

Lebensmittel mg Ca/100 g
Getreide/Hülsenfrüchte
Amaranth
Bohnen, weiß
Kichererbsen
Sojabohnen
Tofu
214
113
124
201
87
Gemüse/Kräuter
Brokkoli
Fenchel
Grünkohl
Brunnenkresse
Löwenzahnblätter
Petersilienblätter
Schnittlauch
87
109
212
180
168
179
129
Obst
Orangen
Feigen
Brombeeren
Himbeeren
Johannisbeeren, schwarz
40
54
44
40
46
Nüsse/Ölsamen/-früchte
Haselnüsse
Mandeln
Sesam
226
252
783

Bei speziellen Fragen zur Ernährung bei Kuhmilcheiweiß-Allergie, z. B. für Säuglinge, kann sich an die Ernährungsberaterin Ihrer Krankenkasse oder einen der folgenden Verbände gewendet werden:

Allergieverein Europa (AVE): Geschäftsstelle Walter-Jost-Str. 20, D-58638 Iserlohn, Tel.: 02371 – 923 5310, E-Mail: [email protected]

Deutscher Allergie- und Asthmabund e. V. (DAAB), An der Eickesmühle 15-19, 41238 Mönchengladbach, Tel.: (0 21 66) 64 78 820, Fax: (0 21 66) 64 78 880, E-Mail: [email protected]

Weitere Informationen finden Sie hier:
Gut essen – bei Lebensmittelunverträglichkeiten
Allergien und Säure-Basen-Haushalt – was tun?

Stand 2021