Bericht Online-Symposium Magen

Mit der Rekordzahl von über 200 Teilnehmern fand vom 8.-10. Oktober 2021 das UGB-Symposium statt. Neben den Möglichkeiten der integrativen Medizin und aktuellen Fragen zum Thema Fette stand vor allem der obere Verdauungstrakt im Mittelpunkt.

Prof. Dr. Andreas Michalsen, Chefarzt für Naturheilkunde der Berliner Charité, eröffnete die Online-Veranstaltung mit Einblicken in die vielfältigen Möglichkeiten, Selbstheilung und Resilienz zu stimulieren. Im Zentrum der Naturheilkunde stehe dabei das Reiz-Reaktions-Prinzip, etwa bei der Kältetherapie, der Hyperthermie oder dem Intervallfasten. Studien zeigten nachweislich, dass diese Anwendungen das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall, Demenz oder Parkinson reduzieren.

„Unser heutiger Lebensstil ist einfach nicht mehr an unsere DNA-Ausstattung angepasst“, betonte Michalsen. Durch Lebensstilfaktoren wie eine pflanzenbasierte Ernährung, Stressreduktion, körperliche Aktivität und Fasten ließe sich das immunologische Alter um 10-15 Jahre verjüngen. Deutlich werde das etwa durch die Blue Zones, also Regionen der Welt, in denen Menschen viel länger als der Durchschnitt leben, weil sie zum Beispiel weniger Fleisch und mehr Gemüse essen und sich mehr bewegen.

Fette im Fokus

Über Fette und Öle, die sowohl ernährungsphysiologisch als auch aus nachhaltiger Sicht empfehlenswert sind, berichtete der Leiter der UGB-Akademie Hans-Helmut Martin. Die Empfehlung zu einer Seefischmahlzeit pro Woche, um die Zufuhr an Omega-3-Fettsäuren sicherzustellen, sieht der Ernährungswissenschaftler kritisch. Um die Fischbestände in den Ozeanen zu schützen, sei eher nur eine Fischmahlzeit im Monat vertretbar. Zudem böten mit Algenöl angereicherte pflanzliche Öle eine gute alternative Quelle für mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Auch wenn diese einen höheren Verarbeitungsgrad aufwiesen, hält Martin angereicherte Öle für die nachhaltigere Wahl.

Eine Reise durch den Oberbauch

Am zweiten Tag nahm der Arzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren und Fasten, Dr. Rainer Matejka, die Teilnehmer mit auf eine spannende Reise durch den oberen Verdauungstrakt. Von der Speiseröhre über den Magen bis hin zu Leber und Bauchspeicheldrüse lieferte er aufschlussreiche Einsichten in die komplexen Vorgänge im Körper. Detailliert ging er auf die Hintergründe verschiedener Erkrankungen wie Sodbrennen, Gastritis, Reizmagen oder Magenkarzinom ein. Besonders kritisch betrachtete er in diesem Zusammenhang häufig verschriebene Medikamente wie Säureblocker und Schmerzmittel. Zugleich stellte er alternative Therapien aus der Naturheilmedizin vor, die sich in seiner langjährigen ärztlichen Tätigkeit als wirksam erwiesen haben.

Reflux, chronische Gastritis oder Magengeschwür sind häufige Magenerkrankungen, mit denen sich Ernährungstherapeuten in der Beratung konfrontiert sehen. Anhand von Fallbeispielen erläuterte Dr. Sabine Poschwatta-Rupp ihre Vorgehensweise in der Praxis über Anamnese, Diagnostik und Ernährungsumstellung. Sie empfahl einen behutsamen Umgang mit den Patienten. So müssten Lieblingsspeisen meist gar nicht konsequent gestrichen werden. Oft reiche auch schon eine Reduzierung. „Meine Patienten können alles essen, was sie gut vertragen“, so die Ernährungstherapeutin.

Bewegungsübungen für den Bauch

In einem Workshop stellte UGB-Dozentin Bettina Kowalski die Wirkung spezifischer Entspannungsübungen auf das Verdauungssystem vor. Diese basierten auf der Verbindung des vegetativen mit dem enterischen Nervensystem, also dem Bauchhirn. Durch überwiegend sitzende Tätigkeiten und einen bewegungsarmen Alltag seien unsere Muskeln und Faszien in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt und engten so auch den Platz der Bauchorgane ein. Die Gesundheitstrainerin und TouchLife-Praktikerin stellte dazu geeignete Übungen vor, die für mehr Beweglichkeit und Wohlbefinden sorgen. Insbesondere die Verbesserung der Atmung aktiviere den Parasympathikus und sorge so für eine Entspannung unserer Bauchorgane. Dazu demonstrierte die UGB-Dozentin verschiedene Atem- und Dehnungsübungen, die die Teilnehmer direkt am Bildschirm ausprobieren konnten.

Die Prinzipien der angepassten Vollkost bei Bauchbeschwerden präsentierte UGB-Dozentin Elke Männle. Dabei unterstrich sie immer wieder die Bedeutung der individuellen Abstimmung zwischen Lebensmitteln und dem Auftreten von Symptomen. Aus ihrer jahrelangen Praxiserfahrung stellte sie Zubereitungsmöglichkeiten vor, die die Verträglichkeit verbessern. Dazu zähle etwa der gezielte Einsatz von Kräutern und Gewürzen für die magenfreundliche Küche.

Gut gekaut ist halb verdaut

Die Zahngesundheit ist ein oftmals unterschätzter Faktor für unsere Gesundheit. Darauf machte die Zahnärztin und UGB-Gesundheitstrainerin Dr. Angelika Pletka in ihrem Vortrag aufmerksam. Sie wies vor allem auf die Auswirkungen von Parodontitis auf das körperliche Wohlbefinden, Entzündungsprozesse und chronische Erkrankungen hin. So gab sie verblüffende Einblicke in die Zusammenhänge zwischen der chronischen Entzündung des Zahnhalteapparates und der Entstehung kardiovaskulärer Erkrankungen, Atherosklerose und Adipositas. Neben regelmäßiger Zahn- und Mundhygiene sieht sie die beste Prävention für die Zahngesundheit in einer ausgewogenen Vollwert-Ernährung, die reich an komplexen Kohlenhydraten, Vitaminen, sekundären Pflanzenstoffen und Omega-3-Fettsäuren ist.

Abschließend sprachen die Ernährungswissenschaftlerin Anne Mehring und Hans-Helmut Martin darüber, was uns eigentlich satt macht. Dabei komme es auf mehr an als die bloße Nahrungsmenge. Auch die einzelnen Nährstoffe, das Hormonsystem und unser Gehirn spielten eine wichtige Rolle. Dabei erklärten sie auf leicht verständliche Weise, wie äußere Reize, körpereigene Hormone und verschiedene Botenstoffe die Sättigung steuern.

Für Interaktion zwischen Teilnehmern und Referenten während der Online-Veranstaltung sorgten Lisa Kuhl und Julia Bansner. So nutzen viele den von den beiden UGB-Mitarbeiterinnen moderierten Fragenchat im Anschluss an die Vorträge für ihre individuellen Fragen an die Referenten. Zur Verabschiedung schalteten sich dann noch einmal viele Zuhörer mit Bild und Ton ein und winkten in die Kamera.

Bild © UGB

Stichworte: Verdauung, Magen, Fette, Omega-3-Fettsäuren, Algenöl, Zahngesundheit, Mundhygiene, Sättigung, Gastritis, Reizmagen, Magenkarzinom, Sodbrennen, Reflux, Magenkrebs, Integrative Medizin, Medikamente, Säureblocker, Schmerzmittel, Parodontitis, Mund


Gesunder Dreiklang: Körper, Psyche, Geist Den vollständigen Beitrag lesen Sie in:
UGBforum 6/2021
Gesunder Dreiklang: Körper, Psyche, Geist


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