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Sind mittelkettige Triglyceride (MCT) zur Verlängerung der Ausdauerleistungsfähigkeit zu empfehlen?

Unter Belastung beträgt die maximal mögliche Zufuhr 30 g MCT, da größere Mengen in der Regel zu Magen-Darm-Beschwerden führen. Eine Verlängerung oder Verbesserung der Ausdauerleistungsfähigkeit durch Schonung der Glykogenreserven tritt bei Zufuhr verträglicher MCT-Mengen nicht auf.

Bei sportlichen Belastungen über mehrere Stunden sind Ausdauersportler auf die Zufuhr von Nahrungsenergie angewiesen. Die übliche Aufnahme von Kohlenhydraten hält den Blutzuckerspiegel aufrecht und verbessert die Ausdauerleistungsfähigkeit. Der Beitrag zur Energiegewinnung ist jedoch begrenzt. Mehr als 1-1,1 g der zugeführten Kohlenhydrate kann der Körper pro Minute nicht zur Oxidation heranziehen. Um die Glykogenreserven zu schonen, ist man daher auf der Suche nach anderen Nahrungsinhaltsstoffen, die als zusätzliche Energiequelle für Sportler geeignet sind. Proteine kommen nicht in Frage, da bei ihrer Oxidation Ammoniak anfällt, das eine Rolle bei der zentralen Müdigkeit zu spielen scheint. Fette mit langkettigen Fettsäuren (LCT) wie sie in den meisten Lebensmitteln vorkommen, hemmen die Magenentleerung und verzögern damit die Aufnahme in den Körper. Fette mit mittelkettigen Fettsäuren (6-10 Kohlenstoffatome), sogenannte MCT (= medium chain triglycerides) haben diese Nachteile nicht. Sie kommen in der Natur kaum vor und werden üblicherweise als diätetisches Lebensmittel bei Patienten mit Fettverwertungsstörungen eingesetzt. MCT werden im Vergleich zu LCT schneller verdaut, resorbiert und direkt über das Blut in die Leber transportiert. Auch die Oxidation der MCT benötigt weniger Zeit als bei LCT, da der Transport in die Mitochondrien, wo die Oxidation stattfindet, ohne Carnitin als "Transportvehikel" erfolgen kann. MCT scheinen also theoretisch ideal, um bei langen Belastungen mit nicht zu hoher Intensität größere Mengen an Energie zu liefern, die Glykogenreserven dadurch zu schonen und den Proteinabbau zur Energiegewinnung zu verhindern.
Untersuchungen mit Ausdauersportlern konnten zeigen, dass MCT aus Getränken gut verfügbar und nutzbar sind, insbesondere wenn sie mit Kohlenhydraten gemeinsam verabreicht werden. Problematisch ist die schlechte Verträglichkeit der MCT. Mengen über 30 g verursachen in der Regel Magen-Darm-Beschwerden bis hin zu schweren Darmkrämpfen. Ob eine regelmäßige Aufnahme die verträgliche Menge erhöhen kann, ist nicht geklärt. Außerdem hatte die Zufuhr von MCT in verschiedenen Studien trotz hoher Oxidationsrate keinen Effekt auf die insgesamt oxidierte Kohlenhydrat- und Fettmenge. Es kommt durch verträgliche Mengen an MCT also nicht zu einer Schonung der Glykogenreserven, sondern eher zu einer Einsparung von Speicherfett. Auch Versuche mit Athleten mit vollständig entleerten Glykogenspeichern führte zwar zu einem Anstieg der Gesamtfettoxidation, der Anteil der MCT blieb mit 6-8 % aber gering.
Für mehrstündige Ausdauerbelastungen sind also nach wie vor ein gut trainierter Fettstoffwechsel, maximal gefüllte Glykogenspeicher und regelmäßige Aufnahme gut verfügbarer Kohlenhydrate während der Belastung die Möglichkeiten eine optimale Leistung zu gewährleisten.

Literatur:
Brouns, F.; Vusse, G.J. van der: Utilization of lipids during exercise in human subjects: metabolic and dietary constraints. In: British Journal of Nutrition 79, S. 117-128, 1998
Coyle, E.F.: Fat metabolism during exercise. In: Sports Science Exchange 8 (6), S. 1-6, 1995
Jeukendrup, A.E.: MCT in der Ernährung des Sportlers. In: Insider 4 (3), S. 1-6, 1996
Misell, L.M. et al.: Chronic medium-chain triacylglycerol consumption and endurance performance in trained runners. In: J.SportsMed.Phys.Fitness 41 (2), S. 210-215, 2001

Stand: 2007

Weitere Informationen finden Sie hier: Sporternährung in Theorie und Praxis