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Plastik oder Glas: Welche Wasserflaschen sind besser?

Nach derzeitigem Kenntnisstand gehen Substanzen aus PET-Flaschen nur in gesundheitlich unbedenklichen Mengen in das Getränk über. Allerdings kann sich der Geschmack verändern, wenn sich Verbindungen aus dem Plastik lösen. In ökologischen Bilanzstudien schneiden PET-Mehrwegflaschen besser ab als solche aus Glas.

Seit Ende der 1990er Jahre wird Mineralwasser auch in Plastikflaschen aus PET verkauft. Die drei Buchstaben stehen für PolyEthylenTerephthalat – einem Kunststoff aus der Familie der Polyester, dessen Bausteine aus Erdöl gewonnen werden. Als Katalysator wird im Produktionsprozess unter anderem das giftige Schwermetall Antimon eingesetzt, das anschließend im Kunststoff verbleibt. Minimale Mengen gehen später aus den Flaschen in das Wasser über, wie aktuelle Untersuchungen der Universität Heidelberg zeigen. Die gefundenen Konzentrationen lagen mit 0,36 und 0,63 Mikrogramm pro Liter weit unter dem Grenzwert der Trinkwasserverordnung mit fünf Mikrogramm je Liter Wasser. Aufgrund der geringen Antimongehalte schließen die Wissenschaftler gesundheitliche Gefahren beim Trinken von Wasser aus PET-Flaschen aus. Sie kritisieren aber, dass sich Antimon in der Umwelt anreichert, wenn PET-Flaschen als Müll verbrannt werden. Eine Alternative zu Antimon gibt es bereits. In Japan wird PET mit Hilfe des ungefährlichen Titans hergestellt.

Nach Auskunft der Genossenschaft deutscher Brunnen, die den Glas- und PET-Mehrwegpool für die deutschen Mineralbrunnen betreibt, enthalten PET-Getränkeflaschen keine Weichmacher. Weichmacher wie Phthalate werden nur in Kunststoffen wie PVC eingesetzt, die flexibel und gummiartig sein sollen. Zwar zeigt schon der chemische Name des PET-Moleküls, dass Phthalate in dem Kunststoff stecken. Doch sind diese so eingebaut, dass sie sich nicht herauslösen können. Ob und in welchem Ausmaß andere Stoffe aus den PET-Flaschen in Getränke übergehen können und inwiefern diese ein gesundheitliches Risiko darstellen, müssen weitere Untersuchungen erst noch zeigen.

Geschmack leidet

Prüfer der Stiftung Warentest stellten sensorische Mängel in Wasser aus PET-Flaschen fest. Acetaldehyd, das bei der Produktion entsteht und beim Abkühlen in der erstarrenden Masse eingeschlossen wird, kann aus der Flasche in das Getränk übertreten. Natürlicherweise kommt Acetaldehyd als Zwischenprodukt von Gärungsprozessen in Lebensmitteln vor, beispielsweise in Fruchtsäften. Die Substanz schmeckt süßlich-fruchtig, wird aber auch als plastikartig beschrieben. Bei Süßgetränken mit starkem Eigengeschmack wie Limonaden beeinträchtigt Acetaldehyd den Geschmack nicht. Anders bei Mineralwässern: Ab einer Konzentrationen von zehn Mikrogramm pro Liter schmeckt das Wasser verfälscht. Gesundheitliche Risken gehen von den geringen Acetaldehydmengen aber nicht aus. Wie viel Acetaldehyd aus den Flaschen in das Getränk übergeht, hängt von der Konzentration im Material sowie der Lagertemperatur und -zeit ab. Mineralwässer aus Mehrwegflaschen weisen in der Regel geringere Werte auf als Wegwerfflaschen, weil Acetaldehyd nach und nach aus dem Kunststoff entweicht. In einer PET-Flasche, die schon mehrere Umläufe im Gebrauch ist, sind die Gehalte daher niedriger als in einer neuen Flasche.

Die Umweltverträglichkeit von PET-Flaschen prüften das Umweltbundesamt in Berlin und das Institut für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg. In den Ökobilanzen nahmen Experten den gesamten Lebensweg der Verpackungen von der Rohstoffgewinnung über die Herstellung und den Transport bis hin zur Entsorgung unter die Lupe. Sie untersuchten, in wie weit Getränkekartons, Glas- oder PET-Flaschen Ökosysteme schädigen oder beeinträchtigen, Ressourcen und Naturraum beanspruchen sowie den Treibhauseffekt verstärken. Am Ende zeigte sich, dass PET-Mehrwegflaschen den Glasflaschen vorzuziehen sind. Dies ist in erster Linie auf Vorteile beim Transport zurückzuführen. Denn bei Mehrwegflaschen entfällt etwa ein Drittel der Umweltbelastung auf Fahrtwege. Das geringere Gewicht der Plastikflaschen erlaubt größere Transportmengen als bei den schwereren Glasflaschen und belastet damit die Umwelt weniger. Bei Strecken über 250 Kilometer zwischen Abfüllort und Händler schlagen die Transportwege so negativ zu Buche, dass sogar PET-Einwegflaschen besser abschneiden als Glasmehrwegflaschen. Der Umwelt zuliebe sollte man daher nicht nur auf Mehrwegflaschen, sondern auch auf regionale Wässer setzen.

Literatur:
DETZEL A, BÖß A, OSTERMAYER A. Ökobilanz zur PET-Einwegflasche in Österreich. IFEU GmbH, Heidelberg 2004 (www.ifeu.org/oekobilanzen/pdf/PET_Einweg.pdf)

ECKSTEIN J, LISKE R. Schriftliche Auskunft vom 23.12.2005, Infraserv GmbH & Co. Höchst KG, Frankfurt a. M.

HILCHE T. Schriftliche Auskunft vom 13.12.2005, Genossenschaft Deutscher Brunnen eG, Bonn

SCHONERT M u.a. Ökobilanz für Getränkeverpackungen II/Phase 2, Kurzfassung des Forschungsberichtes des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Berlin 200 (www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-k/2180.pdf)

SHOTYK W, KRACHLER M, SCHWARZ M. Mineralwasser aus PET-Flaschen ist mit Antimon verunreinigt, Pressemitteilung vom 24.01.2006, Universität Heidelberg

Stand: 2006