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FSME und Borreliose: Durch Milch übertragbar?

Über die Rohmilch von infizierten Kühen kann die Frühsommer-Meningoenzephalitis, vermutlich jedoch nicht die Lyme-Borreliose auf den Menschen übertragen werden. Pasteurisierte Milch ist unbedenklich, da die Erreger bei ca. 60 °C zerstört werden.

Die zwei häufigsten in Europa durch Zecken übertragenen Krankheiten sind Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und Lyme-Borreliose. In Deutschland sind im Jahr 2007 241 Menschen an FSME und schätzungsweise 60.000 an Lyme-Borreliose neu erkrankt. Die FSME wird durch Flavi-Viren verursacht, die sofort nach dem Zeckenstich auf den Wirt übergehen. Bei jedem dritten infizierten Menschen verursachen sie nach etwa zwei Wochen grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen oder Magen-Darm-Beschwerden. Nach einiger Zeit kann es zu Entzündungen der Hirnhäute (Meningitis), des Gehirns (Enzephalitis) und des Rückenmarks (Myelitis) kommen. Bei ein bis zwei Prozent der Erkrankten verläuft die FSME tödlich. Anders als bei Borreliose kann man sich gegen FSME impfen lassen. Eine Infektion mit dem Bakterium Borrelia burgdorferi erfolgt erst einige Stunden nach dem Stich. Sie äußert sich teilweise erst nach einigen Tagen bis Wochen in einem rötlichen Fleck, der manchmal von Fieber, geschwollenen Lymphknoten und Gliederschmerzen begleitet ist. Bei ein bis zwei Prozent der Betroffenen kommt es Wochen bis Monate später zu Lähmungen, Empfindungsstörungen und Gelenkschmerzen vor allem im Knie.

Über Rohmilch oder daraus hergestellte unerhitzte Milcherzeugnisse wie Frischkäse von infizierten Weidetieren kann FSME auf den Menschen übertragen werden. Kühe sind dabei seltener betroffen als Ziegen und Schafe. Da in Deutschland aber kaum Rohmilch verzehrt wird, kommt eine Ansteckung so gut wie nicht vor. Zudem tritt FSME bislang erst in Bayern, Baden-Württemberg und bestimmten Regionen in Thüringen, Rheinland-Pfalz und Hessen auf. Professor Jochen Süss vom Friedrich-Loeffler-Institut hält eine Übertragung der Lyme-Borreliose über die Rohmilch infizierter Kühe, Ziegen oder Schafe für nahezu ausgeschlossen. Auch Säuglinge werden vermutlich nicht über die Milch von borreliosekranken Müttern angesteckt. Bei der FSME dagegen ist ein Fall bekannt, bei dem eine Mutter mit einer akuten FSME die Erkrankung über das Stillen auf den Säugling übertragen hat. Da es bislang an Studien mangelt, sind zur Zeit noch keine sicheren Aussagen über die Ansteckung mit FSME und Borreliose über die Muttermilch möglich.

Literatur:
DEUTSCHES GRÜNES KREUZ. Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und Borreliose. www.dgk.de/web/dgk_file/FSME_und_Borreliose_2007.pdf (eingesehen am 28.02.08)

FRIEDRICH-LOEFFLER-INSTITUT. Nationales Referenzlabor für durch Zecken übertragene Krankheiten. www.fli.bund.de/593.html (eingesehen am 29.01.2008)

ROBERT KOCH INSTITUT. Zur Situation bei wichtigen Infektionskrankheiten in Deutschland: Neuerkrankungen an Lyme-Borreliose im Jahr 2004. Epidemiologisches Bulletin Nr. 32, www.rki.de/cln_048/nn_466802/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2005/32__05,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/32_05.pdf (eingesehen am 30.01.2008)

Telefonische Auskunft von Prof. Dr. rer. nat JOCHEN SÜSS vom Friedrich-Löffler-Institut in Greifswald am 29.01.2008

Stand: 2008