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Enthalten auch pflanzliche Lebensmittel Vitamin B12?

Nennenswerte Mengen an Vitamin B12 finden sich nur in tierischen Lebensmitteln wie Fleisch, Fisch, Milch und Eiern. Pflanzliche Lebensmittel können Spuren des Vitamins enthalten, oft aber zusammen mit für den Menschen unwirksamen Analoga.

Vitamin B12 (Cobalamin) spielt eine wichtige Rolle bei der Zellteilung, der Blutbildung und der Funktionsfähigkeit des Nervensystems. Da der Mensch Vitamine nicht selbst herstellen kann, muss er auch Vitamin B12 mit der Nahrung zuführen. Der menschliche Körper kann Cobalamin speichern und so Zeiten mit schlechter oder mangelhafter Versorgung überbrücken. Gut gefüllte Speicher können die Vita­minversorgung drei bis fünf Jahre lang aufrechterhalten.

Vitamin B12 wird ausschließlich von Mikroorganismen hergestellt und ist in relevanten Mengen nur in tierischen Lebensmitteln enthalten. Für Veganer, die keinerlei Produkte vom Tier essen, stellt die Zufuhr daher ein Problem dar.

Noch immer kursieren Gerüchte, dass einige pflanzliche Lebensmittel wie Sauerkraut, Beinwell, Sprossen, Hefe oder Algen zur Vitamin-B12-Versorgung beitragen. Die von einigen Herstellern sowie der Laienpresse angegebenen Vitamin-B12-Gehalte dieser Lebensmittel sind jedoch durchweg nicht belegt. Pflanzliche Lebensmittel enthalten, wenn überhaupt, so geringe Menge und oft in einer für den Körper nicht verwertbaren Form, dass sie für die Versorgung mit Cobalamin keine Rolle spielen. So können beispielsweise mit Hilfe von Mikroorganismen hergestellte Lebensmittel wie Sauerkraut, Bier oder fermentierte Sojaprodukte geringe Mengen an Vitamin B12 enthalten. Auch ist es möglich, dass schlecht gereinigte Wurzel- und Knollengemüse durch anhaftende Erde oder organischen Dünger Spuren von Cobalamin aufweisen. In Beinwellblättern, -sprossachsen und -wurzeln wurden in einer mikrobiologischen Analyse Spuren von Vitamin B12 ermittelt. Aufgrund der veralteten Messmethode ist allerdings unklar, ob es sich um für den Menschen verwertbares Cobalamin oder um unwirksame Analoga handelt. Abgesehen davon müssten für die empfohlene Zufuhr von vier Mikrogramm pro Tag täglich zwei Kilogramm Beinwellblätter gegessen werden, die durch die enthaltenen Pyrrolizidinalkaloide möglicherweise giftig auf die Leber wirken.

In der Meeresalge Nori sowie in der Süßwasser-Mikroalge Chlorella konnten einzelnen Untersuchungen zur Folge erhebliche Mengen an Vitamin B12 nachgewiesen werden. Ob das enthaltene Vitamin B12 für den Menschen wirklich nutzbar ist, wurde jedoch bisher nicht untersucht. Die meisten Nahrungsergänzungsmittel auf Algenbasis enthalten ausschließlich oder überwiegend Analoga ohne Vitaminwirksamkeit.

Bei veganer Ernährung muss eine ausreichende Versorgung mit Vitamin B12 sichergestellt werden, um Gesundheitsschäden zu vermeiden. Dies ist nach derzeitigem wissenschaftlichem Kenntnisstand nur durch Präparate (z. B. Tabletten oder Tropfen) oder durch mit Vitamin B12 angereicherte Lebensmittel wie konventionelle Sojamilch oder Frühstücksflocken möglich.

Literatur:
Berger I. Vitamin-B12-Mangel bei veganer Ernährung. Ibidem, Stuttgart 2009
Briggs DR et al. Vitamin B12 activity in comfrey and comfrey products. Journal of Plant Foods 5, 143-7, 1983
Leitzmann C, Keller M. Vegetarische Ernährung. UTB, Stuttgart 2010
Mei N et al. Metabolism, genotoxicity, and carcinogenicity of comfrey. Toxicol Environ Health B Crit Rev 13 (7-8), 509-26, 2010

Quelle: UGB-Forum 2/11, S. 96

Referenzwerte aktualisiert am 30.01.2020