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Hypertriglyceridämie

Was ist eine Hypertriglyceridämie?

Triglyceride sind Hauptbestandteil eines jeden Fettes. Sie werden einerseits mit der Nahrung aufgenommen, aber auch vom Körper selbst gebildet, z. B. aus Alkohol oder einfachen Kohlenhydraten wie Zucker. Überschüssige Energie, die der Körper nicht sofort benötigt, speichert er in Form solcher Triglyceride in den Fettzellen. Im Blut werden diese Fettbestandteile mit Hilfe von Transporteiweißen (Lipoproteinen) befördert. Von einer Hypertriglyceridämie spricht der Arzt, wenn die Triglyceride im Blut höher als 200 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) liegen.

Einteilung der Triglyceridwerte nach der American Heart Association:

Triglyceride - Bewertung Konzentration im Blut
(Nüchternwerte)
normal unter 150 mg/dl
grenzwertig 150-200 mg/dl
hoch 200-500 mg/dl
sehr hoch über 500 mg/dl

In den meisten Fällen erhöht eine Hypertriglyceridämie das Risiko, an einer Arteriosklerose zu erkranken und einen Herzinfarkt zu erleiden. Erhöhte Triglyceridwerte müssen insbesondere dann behandelt werden, wenn gleichzeitig weitere gesundheitliche Risiken vorliegen. Dies können ein genetische Vorbelastung, Bluthochdruck oder Rauchen sein.

Ursachen einer Hypertriglyceridämie

Ist das Gleichgewicht zwischen Zufuhr, Neubildung und Verbrauch der Triglyceride gestört, steigt deren Spiegel im Blut an. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Zum einen können erbliche Fettstoffwechselstörungen (primäre Hypertriglyceridämien) oder andere Erkrankungen zu Grunde liegen (sekundäre Hypertriglyceridämien). Am häufigsten treten sekundäre Formen als Folge von hohem Alkoholkonsum, Übergewicht oder schlecht eingestelltem Diabetes auf. Auch die Ernährung hat bedeutenden Einfluss. Ein Zuviel an einfachen Kohlenhydraten, Fetten, (insbesondere tierische) und Alkohol lässt die Triglyceride ansteigen.

Unbekannte Gefahr: Lipoprotein (a)

Neben dem „altbekannten“ Risikofaktor LDL wird seit Kurzem ein weiteres Transportprotein verdächtigt, Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu begünstigen: das Lipoprotein (a), kurz Lp(a). Es transportiert Lipide im Blut und bindet bevorzugt Cholesterol. Wie auch das LDL wirkt es proatherogen und hohe Spiegel sind vermutlich teilweise erblich bedingt. Frühzeitige kardiovaskuläre Ereignisse wie Schlaganfälle, Herzinfarkte oder sogar plötzliche Todesfälle können die Folge sein. Derzeit wird bei routinemäßigen ärztlichen Untersuchungen der Lp(a)-Spiegel noch nicht erfasst. Lediglich Lipidambulanzen haben sich auf das Screening und die Behandlung von Patienten mit erhöhtem Lp(a)-Spiegel spezialisiert. Unglücklicherweise lässt sich das Lipoprotein(a) weder mit gängigen blutfettsenkenden Medikamenten noch mit Lebensstilveränderungen wirksam behandeln. Bei vorliegenden Befunden kann eine Lipidapherese (Blutwäsche) nötig werden.

Richtige Ernährung als wirksame Hilfe

Nehmen Sie Ihre Fettzufuhr unter die Lupe. Idealerweise sollten Fette nicht mehr als 30 Prozent der Nahrungsenergie abdecken. Besonders in tierischen Produkten wie Wurst, Käse oder Fertiggerichten sind Fette versteckt. Es lohnt sich also, deren Konsum zu reduzieren oder fettärmere Varianten zu wählen. Bevorzugen Sie in Maßen pflanzliche Fette und Öle und essen Sie mehr ballaststoffreiche Lebensmittel. Dadurch nehmen Sie automatisch weniger Cholesterin und gesättigte Fettsäuren zu sich, die sich ungünstig aufden Cholesterinspiegel auswirken. Gesundheitsförderliche, ungesättigte Fettsäuren (u.a. Omega-3) finden sich beispielsweise in fettreichen Seefischen oder hochwertigem Leinöl. Versuchen Sie darüber hinaus möglichst auf Alkohol zu verzichten und Ihren Zuckerverzehr stark einzuschränken.

Kohlenhydrate statt Fette - aber die richtigen!

Wer Chips gegen Gummibärchen oder Bier und Wein gegen Cola und Limo austauscht, hat in Punkto Triglyceride nichts gewonnen. Denn neben Fett und Alkohol, lassen auch süße Lebensmittel Ihre Triglyceridwerte im Blut ansteigen. Außerdem kann dadurch das erwünschte Cholesterin (HDL), das Gefäße vor Cholesterinablagerungen schützt, sinken. Bevorzugen Sie Lebensmittel, die gleichzeitig Kohlenhydrate und reichlich Ballaststoffe liefern, z. B. Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Kartoffeln, frisches Gemüse und Obst. Wer häufiger konsequent auf Süßes verzichtet, wird langfristig mit einem intensiveren Geschmacksempfinden belohnt und lernt die natürliche Süße von Obst, Gemüse und sparsam gesüßten Speisen neu zu schätzen. Synthetische Süßstoffe steigern zwar nicht den Triglyceridspiegel, erschweren aber insgesamt eine Ernährungsumstellung.

Weniger fett und süß, stattdessen ballaststoffreich zu essen gelingt Ihnen am leichtesten, wenn Sie reichlich pflanzliche und wenig tierische Lebensmittel verzehren: Gemüse, Obst, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte statt Fleisch, Wurst und fettem Käse. Kaufen Sie überwiegend frische und wenig verarbeitete Produkte ein. Dann haben Sie bei der Zubereitung Fett- und Zuckermengen besser im Blick. Gerade in vorgefertigten Produkten, wie in Fleisch- und Wurstwaren, Knabberartikeln, Süßspeisen, Kuchen und Gebäck verstecken sich viel Fett und/oder Zucker. Bevorzugen Sie fettarme Milchprodukte wie "Natur"-Joghurt, Buttermilch oder Quark. Mit Dämpfen, Dünsten oder Schmoren und Grillen im Backofen gelingen Ihnen Gerichte schmackhaft und fettarm. Darüber hinaus schonen Sie wertvolle Nährstoffe. Sollten Sie an Übergewicht leiden, hilft Ihnen die fettarme, ballaststoffreiche Kost zudem Gewicht abzubauen. Schon ein paar Kilo weniger, können die Blutfettwerte zusätzlich verbessern. .

Empfehlenswerte Lebensmittel im Überblick:
Täglich
Gemüse (gedünstet/Rohkost), Kartoffeln, Getreideprodukte aus Vollkorn wie Vollkornbrot, -nudeln, -reis Hülsenfrüchte, Nüsse*, Obst, Fettarmer Joghurt oder Milch (1,5%), Magerquark und Fettarmer Käse (<10 % Fett i.Tr.) oder Sauermilchkäse

Empfehlenswerte Fette und Öle*:

Kaltgepresste, unraffinierte pflanzliche Öle, besonders Oliven- und Rapsöl ungehärtete Margarine**

Getränke:

alle alkoholfreien Getränke, z.B. Tee, natriumarmes Mineralwasser, naturreine Obst-/Gemüsesäfte (ohne Zuckerzusatz), Filterkaffee
1-2mal pro Woche
magere Fische, z.B. Dorsch, Scholle, Seelachs, Zander fette Fische, z.B. Lachs, Hering, Makrele

Hähnchen, Putenbrust, Kalb

Unbehandelte Nüsse (außer Kokosnüsse)
**3-4mal pro Monat
mageres Fleisch wie Rind-, Schwein- oder Lammfleisch ohne sichtbares Fett
* geringe Mengen ** im Zutatenverzeichnis darf nicht stehen: pflanzliches Öl/Fett, "z. T. gehärtet"

Eine solche Ernährung hilft auf vielfältige Weise. Sie erleichtert Ihnen, das Gewicht zu halten oder abzunehmen. Sie liefert alle lebens- und zufuhrnotwendigen Nährstoffe wie Vitamine und Mineralstoffe und enthält darüber hinaus reichlich Ballaststoffe sowie zahlreiche so genannte sekundäre Pflanzenstoffe. Diese Stoffe, deren spezifische Wirkung derzeit weitgehend unklar ist, können Triglyceridspiegel und Gesamtwohlbefinden positiv beeinflussen.

Werden Sie aktiv

Regelmäßige Bewegung liefert einen wichtigen Beitrag zur Senkung der Triglyceridwerte und verbessert auch andere Risikofaktoren wie einen erhöhten Cholesterinspiegel oder Bluthochdruck. Es gelingt Ihnen außerdem leichter, überflüssige Pfunde zu verlieren, was die Blutfette zusätzlich senkt.

Mindestens fünfmal pro Woche sollten Sie sich mit moderater Intensität bewegen. Ausdauersport wie Schwimmen, Radfahren, Ballsportarten, Tanzen, Laufen oder Walking sind besonders gut geeignet. Suchen Sie sich etwas, das Ihnen Spaß macht! Nutzen Sie auch die kleinen, aber zahlreichen Möglichkeiten für Bewegung im Alltag wie Treppen steigen, zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad einkaufen, Garten- und Hausarbeit. Die Beständigkeit bringt den Erfolg.

Weiterführende Informationsbroschüren zur Hypertriglyceridämie sowie zu Bewegung und Entspannung erhalten Sie bei Ihrer Krankenkasse. Als bundesweiter Ansprechpartner kann Ihnen die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen DGFF (Lipid-Liga) e. V. mit Informationsmaterial und Förderung von Selbsthilfegruppen dienen.

www.lipid-liga.de

Stand 2021