UGB-Tagung 2025 im Rückblick

Spannende Vorträge, herausragende Referent:innen und ein herzliches Wiedersehen gab es bei der UGB-Jahrestagung am 16. und 17. Mai. Gut 200 Teilnehmer:innen waren in die Kongresshalle nach Gießen gekommen, um sich über aktuelle Ernährungsfragen zu informieren.

Dr. Günther Schwarz startete mit einem eindrücklichen Vortrag über die biopsychosoziale Perspektive auf Gesundheit. Er beklagte, dass in der klassischen Medizin der Mensch als fühlendes Wesen ausgeblendet und als Maschine verstanden werde. Die Medizin stoße so trotz enormen technischen Fortschritts an ihre Grenzen. Nur wenn der Mensch als beseeltes Wesen wahrgenommen werde, können Therapeut:innen auch wirklich zur Gesundung von Patient:innen beitragen.

Schluck für Schluck ins Risiko

Fassahuer

Prof. Dr. Mathias Faßhauer von der Universität Gießen beeindruckte mit groß angelegten Studien über Getränke als unterschätzte Gesundheitsfaktoren. Je mehr Softdrinks getrunken werden, desto stärker wachse das Risiko für Demenz, Depression, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und vorzeitigen Tod. Von dem Verzehr von Alkohol als bekanntes Zellgift riet er erwartungsgemäß ab. Allerdings stelle der moderate Konsum von Wein kein erhöhtes Mortalitätsrisiko dar. Bei anderen alkoholischen Getränken gebe es jedoch keine risikofreie Menge.

Der Anpassungsdruck für ein schlankes, muskulöses Körperideal wächst in der Gesellschaft. Dr. Stephanie Biehl, Professorin für Ernährungspsychologie machte dafür insbesondere die sozialen Medien verantwortlich. Dabei sind es nicht nur die durchtrainierten Influencer:innen, sondern auch der Algorithmus von TikTok & Co., die das Körperbild und damit das Essverhalten junger Menschen negativ beeinflussten.

Forschungsergebnisse europäischer Studien zum Ernährungsverhalten von Kindern und Jugendlichen stellte Ernährungswissenschaftlerin Laureen Kuhl vor. Danach schränken in Schweden, Frankreich und Polen etwa 14-18 Prozent ihren Speiseplan ein und essen beispielsweise flexitarisch, vegan oder vegetarisch. Dabei ließen sich vielfältige Einflussfaktoren identifizieren. Neben Gewohnheiten und Einstellungen innerhalb der Familie sind dies Preise und Verfügbarkeit der Lebensmittel oder auch die politischen Rahmenbedingungen.

Täglich eine Handvoll Nüsse

Nüsse rücken zunehmend in die Wahrnehmung verschiedener Fachorganisationen wie der Deutschen Herzstiftung oder der Deutschen Diabetes-Hilfe. Darauf machte Hans-Helmut Martin, wissenschaftlicher Leiter der UGB-Akademie, aufmerksam und präsentierte die Vorteile für die Lebenserwartung oder die Regulation des Blutdrucks. Ausführlich legte er dar, warum Nüsse zu Unrecht das Image eines Dickmachers haben. Er rät: „Knabbern Sie täglich eine Handvoll Nüsse!“ 30 bis 60 Gramm scheinen für gesundheitliche Wirkungen ideal.

Küchenpraxis leicht gemacht Küchenpraxis leicht gemacht
Die UGB-Dozentinnen Edith Gätjen und Elke Männle stellten auf der Tagung das neue Praxishandbuch Küchenpraxis leicht gemacht vor. Und brachten auch noch ein paar Kostproben zum Probieren mit.

Der sogenannte metabolic switch, die Umstellung des Stoffwechsels in der Energienutzung, ist wesentlich für die gesundheitlichen Effekte im Fasten. Dr. med. Rainer Matjeka berichtete von den positiven Auswirkungen des freiwilligen Nahrungsverzichts beispielsweise bei entzündlichen Erkrankungen, aber auch bei depressiven Verstimmungen oder Angstzuständen.

Böden retten Leben

Einen mitreißenden Vortrag zu Zustand und Bedeutung unserer Böden präsentierte Christiane Grefe. Die ehemalige Reporterin der ZEIT zeigte auf, dass gesunde Böden nicht nur zum Klimaschutz beitragen sowie Humus und Fruchtbarkeit schaffen. Sie sorgten auch für eine vielfältige Besiedlung des menschlichen Darmmikrobioms und steigerten unsere ernährungsbedingte Vitalität. Durch die starke Nutzung für Anbau von Tierfutter, Versiegelung, Austrocknung und Erosion ginge fruchtbarer Boden verloren. Sie forderte deshalb, eine neue Bodenpolitik anzustoßen.

Die Fachärztin für Pädiatrie Dr. Katrin Schweizer klärte das Publikum über die Eosinophile Ösophagitis (EoE) auf. Diese chronisch, entzündliche Erkrankung der Speiseröhre war bis vor 20 Jahren noch gar nicht bekannt. Immer mehr Menschen leiden heute unter einer vernarbten und verengten Speiseröhre und damit unter Schmerzen beim Schlucken, Sodbrennen und Brustschmerzen. Ursache sei wahrscheinlich die westliche Wohlstandsernährung mit hochverarbeiteten Lebensmitteln und der Verwendung von Emulgatoren.
Mehr über das Forschungsprojekt und KI-gestützten Patienteninformationen: MEET EOE

Mehr Energie für Senioren

Die alternde Gesellschaft brauche Veränderungen in der Verpflegung von Senior:innen. Küchenmeister Herbert Thill machte den Zuhörenden klar, dass es dafür mehr Schnittstellen im Versorgungsmanagement und mehr individuelle Lösungen geben müsse. Häufig käme es bei dementen Patient:innen zu Mangelernährung, weil in Senioreneinrichtungen der oft gesteigerte Bewegungsdrang und der dadurch erhöhte Energieverbrauch nicht berücksichtigt werde.

Karsten Krüger

Auf besondere Resonanz stieß der Vortrag von Prof. Karsten Krüger. Der Sportwissenschaftler der Universität Gießen berichtete über die positiven Effekte körperlicher Bewegung auf Entzündungsprozesse im Körper. Wichtig sei, sowohl Kraft- als auch Ausdauertraining zu kombinieren, da die Muskeln je nach Belastung unterschiedliche gesundheitsfördernde Myokine freisetzten. „Ob 7500 oder 10.000 Schritte, das ist nicht entscheidend, aber 2500 sind definitiv zu wenig“, so der Sportwissenschaftler.

Plädoyer für längeres Stillen

Mit welchen Stillmythen Frauen in der Stillzeit konfrontiert werden, zeigte UGB-Dozentin Andrea Fischer auf. Vor allem die Sorge, ihr Kind nicht ausreichend versorgen zu können oder durch falsche Ernährung für Koliken des Kindes verantwortlich zu sein, mache Müttern Druck. Dazu kämen etliche Tipps von außen. Dabei gebe es keine verifizierbaren Studien, die eine Einschränkung bestimmter Lebensmittel rechtfertigen würden, betonte die Expertin für Säuglingsernährung.

Zum Abschluss stellte Sandra Strehle die Plattform qualifizierte Ernährungstherapie und Ernährungsberatung e. V. – E-Zert vor. Ziel des Zusammenschlusses der wichtigsten Berufsverbände und dem UGB sei es, für Patient:innen Transparenz und Zugang zu qualifizierten Fachkräften zu schaffen. Zudem ermögliche E-Zert es Ernährungsfachkräften, ihr Berufsfeld zu stärken, auskömmliche Honorare zu sichern und die professionelle Ernährungsberatung im Gesundheitssystem zu verankern. Auf der Plattform seien bereits über 1000 Fachkräfte registriert.

Die nächste Gelegenheit zur Fortbildung bietet der UGB-Fachtag, der am 27. Juni 2025 über die neuesten Erkenntnisse zu Fetten & Ölen informiert.

Symposiumsprogramm Programm + Anmeldung