UGB-Tagung 2018

Restlos ausverkauft

Motivierte Teilnehmer, spannende Referenten und ein zufriedener Veranstalter. Die UGB-Tagung vom 4.-5. Mai 2018 lockte mit ihren spannenden Themen rund 450 Ernährungsinteressierte nach Gießen.

UGB-Tagung 2018 Publikum

Was hat Dankbarkeit mit Gesundheit zu tun? Mit dieser Frage eröffnete der Psychologe Henning Freund die Tagung. Forschungsergebnisse legten nahe, dass Dankbarkeit einen positiven Zusammenhang zu Wohlbefinden und psychischer Gesundheit habe. Freund stellte eine Dankbarkeits-App vor, mit der erlernt werde, die Aufmerksamkeit auf die guten Erlebnisse des Alltags zu richten. Dieses Training führte in einer Studie bei den Teilnehmern zu einem deutlichen Rückgang vom „Sorgen und Grübeln“.

Sarah Wiener

Ihre Begeisterung für frisches, genussvolles und selbst gekochtes Essen versprühte die bekannte Köchin Sarah Wiener (Foto) in einem Interview mit UGB-Präsidentin Edith Gätjen. Die Menschen entfremdeten sich von der Natur und von ihrem eigenen Körpergefühl. Stattdessen „entwickeln sie sich zum Cyborg“. Deshalb macht sich Wiener für eine nachhaltige Esskultur stark und möchte die Menschen wieder ans Kochen heranführen – mit Lebensmitteln, die die Natur anbietet.

Aktuelles aus der UGB-Akademie

Ein weiteres Argument für die Vorteile von Vollkornprodukten lieferte Hans-Helmut Martin, wissenschaftlicher Leiter der UGB-Akademie. Darmbakterien verstoffwechselten die Ballaststoffe aus Getreide unter anderem zu kurzkettigen Fettsäuren. Diese wirkten antioxidativ und fänden sich unter anderem im Knochenmark wieder. Das bedeute, eine ballaststoffreiche Ernährung trage neben anderen günstigen Effekten auch zur Knochengesundheit bei.

UGB-Dozentin Johanna Feichtinger eröffnete den „Werbeblock für Hülsenfrüchte“. Sie präsentierte überzeugende Belege, warum es sich lohne den Konsum der nährstoffreichen Lebensmittel anzukurbeln. Derzeit verzehrten die Bundesbürger im Schnitt nur knapp zwei Gramm pro Tag. Dabei fallen Hülsenfrüchte aufgrund ihrer Nährstoffdichte nach Einschätzung der Ernährungswissenschaftlerin eindeutig in die Kategorie Superfood.

Update zur Sportlerernährung

Mehr Eiweiß für Sportler? Carbo-Loading vor einem Wettkampf? Zusätzlich Mineralstoffe? Diese Fragen beantwortete Ernährungswissenschaftlerin Dr. Alexandra Schek und klärte darüber auf, was für Leistungssportler wirklich empfehlenswert ist. Die maximal sinnvolle Zufuhr von Eiweiß für Kraftsportler zum Muskelaufbau betrage 1,6 g/kg Körpergewicht. Speziell vor einem Workout seien 20 Gramm essenzielle Aminosäuren hilfreich, denn das wirke anabol. Dem Carboloading stehe sie aufgrund mehrerer Studien zweifelnd gegenüber. Hier könne abhängig von der Kohlenhydrataufnahme keine Verbesserung auf die Ausdauerleistung beobachtet werden.

Mit welchen Maßnahmen man das wichtige Stoffwechselorgan Leber stärken kann, stellte der Naturheilarzt Dr. Rainer Matejka den Teilnehmern vor. Ein Symptom, welches mit einer funktionellen Störung der Leber in Verbindung stehe, sei vor allem die Müdigkeit. Neben einer lebergesunden Ernährung gebe es eine Reihe weiterer Optionen, um die Leber zu entlasten und zu stützen. Dazu zählten Pflanzen wie Mariendistel oder Artischocke, Leberwickel, Heilfasten, eine Darmsanierung, Bewegung und vor allem Entspannung und Zeit für sich selbst.

Leitzmann

Mit gewohnt heiterer Art und dem augenzwinkernden Hinweis, dass er möglicherweise einmal den Nobelpreis für Vollwert-Ernährung erhalten könne, informierte Prof. Dr. Claus Leitzmann (Foto) die Zuhörer über das Ungewöhnliche am Spurenelement Eisen. Einer Supplementation steht der Experte äußerst kritisch gegenüber. So steige bei geringerer Zufuhr ebenso wie in der Schwangerschaft die Resorption deutlich an. Zudem schütze ein niedriger Eisenspiegel die werdende Mutter vor Infektionen. Seiner Meinung nach sind die empfohlenen Zufuhrwerte schlicht zu hoch.

„Wir essen die falschen Kohlenhydrate“, betonte Prof. Dr. Helmut Heseker und machte sich in seinem Vortrag für mehr Vollkorn stark. Gleichzeitig sprach er sich deutlich gegen eine Low-Carb-Ernährung aus. Heseker zeigte zudem auf, wie die Lebensmittelindustrie durch die Förderung groß angelegter Studien mit fragwürdigem Studiendesign auch die Bewertung von Meta-Analysen beeinflusse. Die Unternehmen erzeugten zudem bewusst widersprüchliche Informationen, um Verbraucher zu verunsichern. Das mache es Ernährungsberatern umso schwerer, Gehör zu finden.

Vitamin D in der Diskussion

Für die Allgemeinbevölkerung Vitamin-D-Präparate zu empfehlen, hält Prof. Dr. Helmut Schatz nicht für angebracht. Eine Indikation sei nur für besondere Risikogruppen oder bei bestimmten Erkrankungen gegeben. Der Mediziner führte verschiedene Studien an, die keinen Nutzen einer Vitamin-D-Zufuhr auf nicht-skelettale Erkrankungen ergeben hätten, wie kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes oder Lungenkrebs. Namhafte Autoren würden eher annehmen, dass niedrige Vitamin-D-Spiegel die Folge von Erkrankungen seien. Auch bezüglich des Referenzbereiches des Vitamins sei man sich nicht einig. Eine Vitamin-D-Gabe empfiehlt Prof. Schatz nur beim Vorliegen von Symptomen, denn er behandle keine Laborwerte, sondern kranke Menschen.

Tagungsband

Wer alle 13 Vorträge in schriftlicher Zusammenfassung oder als PowerPoint Handout nach lesen möchte kann den Tagungsband im UGB-Medien-Shop bestellen. Die Auflage ist begrenzt.
58 Seiten, DIN A4, 15,- €

Der Oecotrophologe Dr. Karl von Koerber betrachtete in seinem Vortrag die Ernährung in Bezug auf Nachhaltigkeitsaspekte. Globale Herausforderungen seien heutzutage Energieverknappung, Klimawandel, Armutskrise, Wasserknappheit, Bodenzerstörung und Artensterben, um nur einige zu nennen. Das mache ein Umdenken in Richtung eines klimafreundlichen und nachhaltigen Lebensstils erforderlich. Zum Schluss präsentierte der Mitbegründer der Vollwert-Ernährung nationale und internationale Programme der Vereinten Nationen (UN) wie das Sustainable Food Systems Programme. Es hat zum Ziel, nachhaltige Konsum- und Produktionsweisen entlang der gesamten Wertschöpfungsketten zu fördern.

Von Allergien bis Veggie-Menü

Weltweit nehmen Allergien zu. Die Ursache sieht Dr. Astrid Menne unter anderem in besseren hygienischen Lebensbedingungen und weniger bakteriellen Infektionen. Das habe zu Veränderungen der Mikrobiota beigetragen und damit die Abwehrkräfte beeinflusst. Mittlerweile seien in Deutschland 5-10 Prozent der Bevölkerung von einer Lebensmittelallergie betroffen, 16 Prozent litten an einer Laktoseintoleranz. Darüber hinaus gebe es viele Menschen, die durch die vermehrte Berichterstattung und entsprechende Produkte der Lebensmittelindustrie nur glauben, an einer Allergie oder Unverträglichkeit gegen Weizen, Milch- oder Fruchtzucker zu leiden.

Für eine vegetarische und vegane Kost in der Gemeinschaftsverpflegung setzt sich der Küchenmeister Stefan Brandel ein. Die Nachfrage nach einem solchen Angebot wachse weiterhin stark. Damit die Integration nachhaltiger, vegetarischer und veganer Speisen erfolgreich ist, brauche es ein gut durchdachtes Konzept. Hierfür stellte der UGB-Dozent einen Leitfaden zur Orientierung vor. Ganz entscheidend sei es, auf die Wünsche und Bedürfnisse der Gäste einzugehen. Diese legten zum Beispiel immer mehr Wert auf die Qualität der Speisen.

Text: Ulrike Becker, Franziska Horvat, Stefan Weigt

Wer die UGB-Tagung verpasst hat: Erstmals sind zahlreiche Kurzvideos und Interviews mit Referenten und Teilnehmern auf der Facebook-Seite des UGB zu sehen: www.facebook.comV/videos/UGBe