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UGBforum

40 UGBforum 1/14 zu unterschätzendes Hindernis auf dem Weg zum kompetenten Therapeuten. Motivational Interview als hilfreiche Ergänzung Die Therapie von Essstörungen, die den von Miller und Rollnick beschriebenen Prinzipien ent­ spricht, wird etablierte Behandlungsprogramme künftig eher ergänzen als ersetzen. Die Ausbildung der angehenden Thera­ peuten muss jedoch der Komplexität des Verfah­ rens Rechnung tragen und beispielsweise die Aus­ wertung aufgezeichneter Gespräche einschließen. Verschiedene Anpassun­ gen an die Kompetenz der Beratenden und an die jeweilige Situation ermög­ lichen jedoch die Anwen­ dung des Verfahrens im Rahmen der Ernährungs­ beratung und setzen keine langjährige psychothe­ rapeutische Ausbildung voraus. Insbesondere ein manualisiertes Vorgehen, das einer präzisen Beschreibung des Ablaufs eines Gesprächs folgt, kann die Durchführung erheblich erleichtern. Fazit Motivational Interviewing ist ein zugleich direktives und pati­ entenzentriertes Verfahren, das zunächst in Abgrenzung zur her­ kömmlichen Behandlung alkohol­ abhängiger Patienten entwickelt wurde. Erste Erfahrungen an ver­ schiedenen Behandlungszentren lassen vermuten, dass Motivatio­ nal Interviewing auch eine hilfrei­ che Ergänzung der Therapie ma­ gersüchtiger Patienten sein kann. Einfühlungsvermögen, Wertschät­ zung und der Verzicht auf eine Bewertung des Gegenübers und seines Verhaltens tragen zu einem vertrauensvollen Miteinander bei. Im Laufe des Gesprächs leiten offene Fragen, Rückblick, Vor­ schau und Auseinandersetzung mit Werten und Zielen ein lautes Nachdenken über Veränderung ein. Darüber hinaus werden das Selbstvertrauen und die Zuver­ sicht des Patienten gestärkt. Anschrift des Verfassers: Priv.-Doz. Dr. rer. nat. Ralf Demmel, Dipl.-Psych. v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel [email protected] Literatur: Demmel R. Motivational Interviewing. In: Linden M, Hautzinger M (Hrsg), Verhaltenstherapiema- nual, S. 233-237, Springer, Berlin 2011 Demmel R. Motivational Interviewing – Psycho- therapie auf Augenhöhe. In: Batra A, Bilke- Hentsch O (Hrsg). Praxisbuch Sucht: Therapie der Suchterkrankungen im Jugend- und Erwachsenenalter, S. 38-45, Thieme, Stuttgart 2012 Demmel R, Peltenburg M. Motivational Interview- ing: Kommunikation auf gleicher Augenhöhe [DVD] 2006. (Im Vertrieb von Pabst Science Publishers, Eichengrund 28, 49525 Lengerich) Lundahl B et al. A meta-analysis of motivational interviewing: Twenty-five years of empirical studies. Research on Social Work Practice 20, 137-160, 2010 Miller WR, Moyers TB. Eight stages in learning motivational interviewing. Journal of Teaching in the Addictions 5, S. 3-17, 2007 Miller WR, Rollnick S. Motivational interviewing: Helping people change. New York, NY: The Guilford Press, 2013 Rogers CR. Client-centered therapy. London: Constable 1951 Treasure J, Schmidt U. Motivational interviewing in the management of eating disorders. In: Ar- kowitz H et al. (Hrsg). Motivational interviewing in the treatment of psychological problems. S. 194-224, New York, NY: The Guilford Press 2008 Wie wichtig ist es Ihnen, Ihrem Heißhunger nicht nachzugeben? Wie denken Sie im Moment darüber? unwichtig 0 – 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 – 7 – 8 – 9 – 10 sehr wichtig Wenn Sie sich jetzt vornehmen würden, Ihrem Heißhunger nicht nachzugeben: Wie zuversichtlich sind Sie, dass Sie das schaffen würden? gar nicht 0 – 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 – 7 – 8 – 9 – 10 absolut Fragebogen Abb. 1: Werden die Antworten des Patienten auf offene Fragen des Therapeuten auf einer Skala eingeordnet, lässt sich der Change Talk meist gut in Gang setzen. Eine angenehme Gesprächsatmosphäre und eine vorurteilsfreie, freundliche Grundhal- tung – das sind die Voraussetzungen, mit denen eine Beratungskraft einer Patientin, die beispielsweise an einer Essstörung leidet, auf Augenhöhe begegnen kann. saap585/Fotolia.com Priv.-Doz. Dr. rer. nat. Ralf Demmel, Diplom- Psychologe und Psycholo- gischer Psychotherapeut (Verhaltenstherapie), studierte Psychologie an der Johannes Gutenberg- Universität Mainz und ist leitender Therapeut der Bodelschwingh­ schen Stiftungen Bethel sowie Hochschullehrer für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Münster. Seminartipp Motivational Interviewing siehe S. 42

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