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UGBforum

18 UGBforum 1/14 untergewichtig sind, ist der letzte Punkt durchaus von Bedeutung. Bei manch einer untergewichtigen Frau hat sich der Kinderwunsch durch ein paar Kilo mehr dann doch erfüllt. Ein Spezialfall sind Senioren Aus den Ergebnissen des Mikro- zensus 2009 lässt sich ablesen, dass ab einem Alter von 75 Jahren der Anteil an Übergewichtigen (BMI > 25) und Adipösen (BMI > 30) deutlich sinkt, während die unteren Gewichtsstufen mit einem BMI unter 18,5 und bis 25 deutlich zulegen. Es findet also eine Verschiebung von mehr zu weniger Körpergewicht statt. Wie kommt es zu diesem Knick? Medikamente, Erkrankungen, Depressionen und Demenz sind wichtige Einflussfaktoren. Je- doch gibt es auch physiologische Gründe. Mit zunehmendem Alter erhöht sich die Aktivität der Sät- tigungsfaktoren. Appetit- losigkeit stellt sich ein, die gegebenenfalls durch Kau- und Schluckbeschwer- den sowie nachlassende Sinnesleistungen verstärkt wird. In höherem Alter lässt auch die spezifische Sättigung nach. Das heißt, ältere Menschen verlangen weniger Abwechslung bei den Speisen, dadurch be- steht die Gefahr einer ein- seitigen Ernährung. Zudem verringert sich die Fähig- keit des Körpers, Mangel- situationen zu kompen- sieren. Das heißt, es wird immer schwieriger, einmal verlorenes Gewicht wieder aufzubauen. Die Ernährungssituation von Seni- oren ist sehr stark abhängig von deren Selbstbestimmung. Sich selbst zu versorgen und selbst zu essen sind positive Voraussetzun- gen für einen guten Ernährungszu- stand. Ziel ist es deshalb, Senioren rechtzeitig dahingehend zu sensi- bilisieren, auf ihr Gewicht zu ach- ten, bei raschem Gewichtsverlust schnell zu handeln und im Alter keine unnötigen Gewichtsreduk- tionsmaßnahmen durchzuführen. Eine Gewichtskontrolle und ein Kurztest zum Ernährungsstatus wie der standardisierte Mini Nut- ritional Assessment (MNA) sollte regelmäßig vorbeugend auch in stationären Betreuungseinrichtun- gen durchgeführt werden. Gemeinsam Lösungen erarbeiten Ziel der Ernährungsumstellung bei Untergewicht ist immer, das in der Anamnese festgestellte Energie- und Nährstoffdefizit individuell zu beheben. Da Un- tergewichtige meist nicht gerne zu süßen oder salzigen Kalorien- bomben greifen, müssen Alterna- tiven angeboten werden. Neben dem WAS und WIEVIEL muss in der Beratung immer auch das WIE besprochen werden, denn für die Betroffenen sind Essen und Trinken oft Nebensache. Da fallen Änderungen schwer. Zur Steigerung der Energiezufuhr gilt als Anhaltspunkt ein Plus von 500 Kilokalorien am Tag. Da viele Untergewichtige aber bereits satt sind, wenn sie große Portionen nur sehen, führt die Erhöhung des Mahlzeitenvolumens nicht unbe- dingt zum Ziel. In diesen Fällen ist es besser, mehrere Zwischen- mahlzeiten einzuführen. Zusätz- lich lassen sich kalorienarme Gerichte, Zutaten und Getränke durch energiereiche ersetzen oder mit kleinen Zulagen ergänzen. So kann man Obst gegen Nüsse oder Vollkornmüsliriegel tau- schen. Salate können mit in Butter gebratenen Croûtons, Sonnen- blumen- oder Kürbiskernen oder Käsestreifen angereichert werden, Müsli mit Nüssen oder Nussmus. Suppen gewinnen durch Reis- oder Nudeleinlagen an Gehalt. Auch das Überbacken mit Käse oder in Öl eingelegtes Gemüse als Beilage werden meist gut akzep- tiert. Beim Trinken kann Wasser öfter durch Saft ersetzt werden. Oft überschätzen Betroffene ihre Energieaufnahme. Das heißt, es besteht das subjektive Empfinden viel zu essen, doch die Anam- nese ergibt nur eine Tagesbilanz Für Fachkräfte: Checkliste für die Beratung Um den Ursachen von Untergewicht auf die Spur zu kommen und die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, sind folgende Anamneseschritte notwendig: • klinische Ursachen abklären (Arzt) • Anthropometrie: Größe, Gewicht, BMI, Gewichtsverlauf, ggf. Körper- zusammensetzung bestimmen • bei Senioren Ernährungsstatus erheben (MNA: Mini Nutritional Assessment) • ggf. Laborparameter bestimmen, z. B. Albumin (weil Albumin ein schneller Indikator für einen ungünstigen Ernährungszustand ist) • Gewichtsverhalten in der Familie erfragen • Ernährungsanamnese, z. B. 24-Stunden-Erinnerungsprotokoll, Ernährungstagebuch • Verhaltensanamnese, z. B. Mahlzeitenfrequenz, Mahlzeitendauer, Nebentätigkeiten, gemeinsame Mahlzeiten • Ressourcencheck, z. B. Koch- und Zubereitungskompetenz sowie Kochpraxis, Einkaufsverhalten, Vorratshaltung, Umsetzungsbarrieren im Alltag Dr. rer. nat. Susanne Nowitzki-Grimm ist Dipl.-Ernährungswis- senschaftlerin in eigener Praxis, Trainerin und Autorin und hat bereits vor 20 Jahren das Thema Untergewicht im Buch „Mensch, bist du dünn!“ aufgegriffen.

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