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UGBforum

12 UGBforum 1/14 sondern als Risikofaktor für Fol- geerkrankungen. Solange Kran- kenkassen diese Anerkennung als chronische Krankheit verwei- gern, fehlt es an Präventions- und Therapiemaßnahmen sowie an der angemessenen Bezahlung von in diesem Bereich Tätigen. Und solange Fettleibigkeit ausschließ- lich als eine Frage der Kontrolle und Willensstärke gilt, wird sie auch angeprangert und abgewer- tet. Hier wäre es wichtig, schon Medizinstudenten und Pflege- kräfte zu sensibilisieren und über diskriminierende Vorurteile auf- zuklären. Nicht nur Empathie gilt es zu fördern, sondern vor allem Akzeptanz und Achtung gegenü- ber adipösen Menschen. Persönlichkeit wertschätzen An der fehlenden Toleranz sind nicht zuletzt Castingshows, Hoch- glanzmagazine oder auch sozia- le Netzwerke schuld. Der große gesellschaftliche Druck, schlank und schön zu sein, qualifiziert dick kompromisslos als hässlich ab. Die hohe Auflage unzähliger Abnehmratgeber und immer neue Diäten verstärken die Annahme, dass eine Gewichtsreduktion ganz einfach zu praktizieren sei. Die Lebenswirklichkeit zeigt jedoch ein anderes Bild. So gelten die meisten Diäten als langfristig nutzlos und ein hoher Prozentsatz aller Diätwilligen nimmt nach einer Gewichtsreduktion wie- der zu. Zudem ist heute bekannt, dass Übergewicht auch genetisch beeinflusst ist. Zwar muss eine Veranlagung nicht zwangsläufig zu überflüssigen Pfunden führen; schlank zu bleiben, ist für die Be- troffenen aber deutlich schwerer. Ohne Frage schadet starkes Über- gewicht langfristig der Gesund- heit. Erfolgversprechender als Diäten ist es aber, die Betroffenen stark zu machen, sich selbst als Persönlichkeit zu akzeptieren. Auf diesem Weg zu innerer Stärke gilt es, zu einer dauerhaften Verhal- tensänderung zu motivieren, die langfristig mit gesunden Essgewohnheiten und ausreichend Bewegung einhergeht. Hier ist lie- bevolle Begleitung statt ablehnender Vorurtei- le gefragt. Eine lang andauernde Betreuung ist dabei unverzichtbar, denn Adipositas muss als chroni- sches Problem angesehen werden. Idealerweise erfolgt die Therapie durch ein Team aus Hausarzt, Ernährungsfachkraft, Psychologe und Physiotherapeut. Anschrift für die Verfasser: Prof. Steffi Riedel-Heller, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Uni- versität Leipzig, Philipp-Rosen- thal-Straße 55, D-04103 Leipzig Literatur: BMG (Hrsg). Der Österreichische Ernährungsbe- richt 2012, www.bmg.gv.at/ Bundesamt für Stastik, Schweiz 2012, www.bfs.admin.ch/ Hilbert A. et al. Stigmatisierung bei Adipositas. Positionspapier des Kompetenznetzes Adiposi- tas, S. 150-153, 2013 RKI (Hrsg). Gesundheit in Deutschland aktuell 2010, www.gbe-bund.de/ Sikorski, C, Luppa, M, Glaesmer, H, Brähler, E, König, H.H. & Riedel-Heller, S.G. Attitudes of health care professionals towards female obe- se patients. Obesity Facts 2013 (im Druck) Sikorski C, Riedel C, Luppa M, Schulze B, Werner P, König HH, Riedel-Heller SG. Perception of Overweight and Obesity from different Angles - A Qualitative Study. Scand J Public Health 2012, 40: 271-277 Sikorski C, Luppa M, Schomerus G, Werner P, König HH, Riedel-Heller SG. Public attitudes towards prevention of obesity. PLoS ONE 2012; 7(6): e39325. Sikorski C, Luppa M, Brähler E, König H-H, Riedel-Heller SG (2012) Obese Children, Adults and Senior Citizens in the Eyes of the General Public: Results of a Representative Study on Stigma and Causation of Obesity. PloS, ONE 7 (10): e46924. doi:10.1371/ journal.pone.0046924 www.gewichts-diskriminierung.de www.adipositas-stigma.de Adipöse Menschen gelten als faul und willensschwach Ein Arbeitgeber stimmt dem Stereo­ typ zu, findet einen adipösen Be­ werber deshalb als ungeeignet .... ... und stellt ihn nicht ein. Stereotyp Vorurteil Diskriminierung Folgen der Stigmatisierung Fettleibigen Menschen sollte mit mehr Respekt begegnet werden. Denn nur mit einer starken Persön- lichkeit sind Änderungen möglich. C.Querum/Fotolia.com Das Beispiel macht deutlich, wie stereotype Ansichten zu Vorurteilen führen und damit das Leben von Adipösen erheblich belasten können.

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