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UGBforum

Adipositas als chronische Krankheit anerkennen Bei Adipositas handelt es um ein sehr ernstzunehmendes Gesundheitsproblem, für das endlich flächendeckende Präventions- und Therapiemaßnahmen geschaffen werden müssen. Dr. Christina Holzapfel, wissenschaftliche Geschäftsführerin des Kompetenznetzes Adipositas, erklärt, warum es dafür so wichtig ist, Adipositas auch im deutschen Gesundheitssystem als chronische Erkrankung anzuerkennen. Adipositas ist die Volkskrankheit schlechthin in den westlichen Industrieländern. Der durchschnitt- liche Body Mass Index (BMI) der deut- schen Bevölkerung liegt bei 26 kg/m², das heißt im Bereich von Übergewicht. Fast ein Viertel aller Erwachsenen ist sogar adipös, also fettleibig mit einem BMI über 30 kg/m². Im Gegensatz zur Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Adipositas als Krankheit definiert, kommt Adipositas im deutschen Gesundheitssys- tem nicht als Diagnose vor. Die Folgeerkrankungen von Adipositas wie beispielsweise Typ 2 Diabetes oder Gelenkbeschwerden sind jedoch unüberseh- bar, obwohl sie zu einem großen Teil vermeidbar wären. Aus medizinischer Sicht ist damit klar, dass es sich bei Adipositas um eine chronische Krank- heit handelt. Ferner ist Adipositas mit psychischen und sozialen Problemen vergesellschaftet. Studien dokumentieren, dass Menschen mit Adipositas unter Vorurteilen und Diskriminierung leiden. Die Stigma- tisierung führt zudem zu einer erschwerten Partner- wahl und erschreckenderweise auch zu beruflichen Nachteilen. Folglich geht die soziale Situation der betroffenen Menschen nicht selten auch mit psy- chischen Problemen wie Selbststigmatisierung und depressiven Symptomen einher. Umso dringlicher muss es für ein modernes Gesund- heitssystem sein, den Betroffenen auf ihre persönli- chen Lebenswelten zugeschnittene multidisziplinäre Therapieprogramme anzubieten. Doch wie soll dies möglich sein, wenn Adipositas in Deutschland nicht als Erkrankung eingestuft ist und eine entsprechende Honorierung von therapeutischen Leistungen der Willkür der Kostenträger überlassen bleibt? Die Krankenkassen scheinen lieber in eine kostspielige Behandlung der Folgeerkrankungen als in die Ursa- chenbehandlung zu investieren. Dies ist mit Sicherheit nicht der optimale Ansatz, da die Folgeerkrankungen bei rechtzeitigem Management der Risi- kofaktoren und des Körpergewichts weitgehend vermeidbar wären. Das Kompetenznetz Adipositas wird seit Juli 2008 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und fordert in seinen Positi- onspapieren, die Versorgungsstrukturen im Bereich der Prävention und Therapie zu verbessern sowie der Stigmatisierung und Diskriminierung entgegen- zuwirken. Dafür ist ein multidisziplinärer Ansatz nötig, in welchem neben Ärzten, Ernährungsfach- kräften und Patientenvertretern auch die Medien, die Wissenschaft, die Industrie sowie allen voran auch die Politik zusammenarbeiten. Die Häufgkeit von Übergewicht konstant zu halten oder gar zu senken, würde das Gesundheitssystem finanziell deutlich entlasten. Ein schnelles Handeln von Seiten der Politik ist erforderlich, um die derzeit schlanken Präventions- und Therapiemöglichkeiten für die Betroffenen zu verbessern. Eine adäquate Behandlung der 13 Mil- lionen Menschen mit Adipositas in Deutschland ist mit den bis dato vorhandenen Versorgungs- strukturen in keinster Weise realisierbar. Ihre Dr. Christina Holzapfel www.kompetenznetz-adipositas.de 20 UGBforum 1/14 ” “ Standpunkt

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