Gießener Formel: Definition der Vollwert-Ernährung

Die Definition der Vollwert-Ernährung ist von den Ernährungswissenschaftlern Prof. Claus Leitzmann, Dr. Karl von Koerber und Thomas Männle formuliert worden. In Anlehnung an den Standort der Autoren ist sie vielen als „Gießener Formel“ bekannt.

Vollwertkost-Definition Vollwert-Ernährung ist eine überwiegend pflanzliche (lakto-vegetabile) Ernährungsweise, bei der gering verarbeitete Lebensmittel bevorzugt werden. Gesundheitlich wertvolle, frische Lebensmittel werden zu genussvollen und bekömmlichen Speisen zubereitet. Die hauptsächlich verwendeten Lebensmittel sind Gemüse und Obst, Vollkornprodukte, Kartoffeln, Hülsenfrüchte sowie Milch und Milchprodukte, daneben können auch geringe Mengen an Fleisch, Fisch und Eiern enthalten sein. Ein reichlicher Verzehr von unerhitzter Frischkost wird empfohlen, etwa die Hälfte der Nahrungsmenge.

Zusätzlich zur Gesundheitsverträglichkeit der Ernährung werden im Sinne der Nachhaltigkeit auch die Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialverträglichkeit des Ernährungssystems berücksichtigt. Das bedeutet unter anderem, dass Erzeugnisse aus ökologischer Landwirtschaft sowie regionale und saisonale Produkte verwendet werden. Weiterhin wird auf umweltverträglich verpackte Erzeugnisse geachtet. Außerdem werden Lebensmittel aus Fairem Handel mit sog. Entwicklungsländern verwendet.
Mit Vollwert-Ernährung sollen hohe Lebensqualität – besonders Gesundheit –, Schonung der Umwelt, faire Wirtschaftsbeziehungen und soziale Gerechtigkeit weltweit gefördert werden.

Daraus ergeben sich die folgenden Sieben Grundsätze der Vollwert-Ernährung

  • Genussvolle und bekömmliche Speisen
  • Bevorzugung pflanzlicher Lebensmittel
  • Bevorzugung gering verarbeiteter Lebensmittel
  • Ökologisch erzeugte Lebensmittel
  • Regionale und saisonale Erzeugnisse
  • Umweltverträglich verpackte Produkte
  • Fair gehandelte Lebensmittel
Zitiert aus: Leitzmann, C., v. Koerber, K., Männle, Th.:
Vollwert-Ernährung. Konzeption einer zeitgemäßen und nachhaltigen Ernährung.
11. Aufl., S. 3, S. 110 Stuttgart 2012