Gendern: Pro & Contra

In der Ausgabe 1/22 haben wir die Beiträge im UGBforum erstmals gegendert. Denn unsere Sprache befindet sich im Wandel. Für immer mehr Fachautor:innen ist das Gendern inzwischen ganz selbstverständlich. Beim UGB gehen die Meinungen dazu auseinander. Was halten Sie von diesem Prozess? Sagen Sie uns Ihre Meinung.


Kommentar hinterlassen
Ich möchte im UGBforum gerne eine geschlechtersensiblere Sprache etablieren als bisher. Daher spreche ich mich für die Verwendung eines Genderzeichens aus; in der Ausgabe 1/22 haben wir uns zunächst auf den eher unauffälligen Doppelpunkt verständigt. Mein Anliegen ist es, so auch auf sprachlicher Ebene den Weg zu mehr Gleichberechtigung und Toleranz erkennbar zu machen. Zugleich ist es für mich ein Zeichen, dass wir die Diversität in unserer Gesellschaft wahrnehmen und ihre Sichtbarkeit unterstützen. Ziel ist es nicht, kompromisslos alles zu gendern. Denn manchmal leidet zugegebenermaßen die Lesbarkeit. Aber sinnvoll ist es meines Erachtens immer dann, wenn es die Sprache letztlich genauer macht und sensibler formuliert wird. Ich verbinde damit den Wunsch, die Sensibilität für eine gerechtere Gesellschaft ohne jegliche Form von Diskriminierung zu erhöhen. Ich bin gespannt auf Ihre Meinung!
Ulrike Becker, Chefredakteurin UGBforum

Ich empfinde die Debatte um gendergerechte Sprache als aufgeheizt und polarisierend. Sie provoziert Rechtfertigungsdruck und Anpassungsdruck: „Bekenne dich zu uns oder gib endlich zu, dass du schon immer diskriminierend warst.“ Sind die Menschen, die diesem Trend nicht folgen wollen, starrsinnig und unflexibel? Nein, sie sehen die Notwendigkeit nicht und empfinden die Betonung des Geschlechtlichen in der Sprache als unnötig und unschön. Übrigens erstaunlich ist, dass im Jahr 2021 die Ablehnung der Gender-Sprache im Vergleich zu 2020 zugenommen hat und über 60 % sowohl der Frauen als auch der Männer das Gendern für unwichtig erachten. Selbst bei den Jüngeren und Personen mit höherer Bildung befürwortet es nur etwa jeder Dritte. Auch ich möchte nicht in den Aussagen des UGB den Fokus von Inhalt auf Geschlechtlichkeit legen und dies auf Kosten der Verständlichkeit. Wir können bei dem gewohnten sensiblen Umgang in unseren Texten bleiben: mal weibliche, mal männliche Form, mal generisches Maskulinum, mal generisches Femininum, mal neutrale Substantive. Geschlechtergerechtigkeit entwickelt sich – weit über Anforderungen an die Sprache hinaus – zu einer vielfältigen, wichtigen Angelegenheit für den gesellschaftlichen Frieden in unserer Zeit.
Elisabeth Klumpp, stellvertretende Geschäftsführerin UGB

Muss man denn jeden Trend mitmachen? Viele sind mittlerweile von dieser Diskusion nur noch "genervt". Gendern bringt nicht mehr Gleichberechtigung sondern erschwert nur das Lesen. Gleichberechtigung beginnt in unseren Köpfen und dem daraus folgenden alltäglichem Handeln.
Sigrid Pohlmann, Hamm

Heute, am Weltfrauentag, bekennen wir beide uns vorbehaltlos zum Verzicht des Genderns in der deutschen Sprache, und auch im UGBforum. Diese Verwurschtelung unserer Sprache bringt für die Rechte der Frauen, soweit sie noch ausstehen, überhaupt keinen Gewinn. Hier müssen andere Hebel greifen. So geht das nicht!
Viele Grüße aus Trautheim!
Maren und Dr. Klaus Müller-Sievers

Gendern ist scheinheiliges Delegieren für nicht stattfindende Realität. Es erschwert die Lesbarkeit der Texte und Verständlichkeit des Gesprochenen. Die Variante Abonnentenschaft ist kalt und unpersönlich.
Dr. oec. troph. Christina Weis, Friesenheim

Ich habe mich beim Lesen der Ausgabe sehr gefreut, dass darin gegendert wird. Es entspricht dem Zeitgeist und leistet sicherlich einen wichtigen Beitrag zur geschlechtergerechten Kommunikation. Wer mit Lesefluss und Verständlichkeit argumentiert, hat meiner Ansicht nach einfach noch nicht genug gegenderte Texte gelesen. Wie so oft ist das Neue unangenehm und erfordert Gewöhnung. Die vorliegende Ausgabe des UGB Forum liest sich sehr verständlich & flüssig.
Hannah Ehlert, Steinfurt