Blüten in der Küche

Getränke mit Holunderblütensirup gibt es in jedem Szene-Lokal und auf der Gartenparty dürfen Eiswürfel mit eingefrorener Blüte nicht fehlen. Essbare Blüten sind nicht nur optisch, sondern auch gesundheitlich ein Highlight in der Küche.

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Blüten zu verspeisen ist gar nicht so ungewöhnlich. Wahrscheinlich verwenden auch Sie häufig Blütenstände in Ihrer Küche – denken Sie nur einmal an Brokkoli oder Blumenkohl, die im Grunde nichts anderes als knospige Blütenstände sind. In der mediterranen Küche werden gerne Artischocken- und Zucchiniblüten verwendet; und auch Kapern sind einfach Blüten im Knospenstadium. Frische und farbenfrohe Blüten sind vor allem als essbare Deko für Süßspeisen und Salate beliebt. Auch auf Obstsalat oder Kuchen sind Veilchen, Gänseblümchen oder Borretschblüten echte Hingucker. Brot- oder Gurkenscheiben mit Avocadobutter und Kräuterblüten ergeben eine schnelle Vorspeise, die optisch richtig was her macht. Aus dem Mittelmeerraum stammen zahlreiche Rezepte mit den dort heimischen Lavendel-blüten – für Eis, Plätzchen oder als Bestandteil von Gewürzen. In der marokkanischen Gewürzmischung Ras el Hanout finden sich neben Lavendel auch getrocknete Blüten von Rosen und Jasmin. Besser ist es jedoch, die Blüten frisch zu verarbeiten, so behalten sie nicht nur ihr schönes Aussehen, sondern auch all ihre Inhaltsstoffe.

Sauerampfersüppchen mit Frühlingsblüten

  • 1 Staudensellerie
  • 2 reife Avocados
  • 1-2 Handvoll junge Sauerampferblätter
  • 5 Blätter Bärlauch oder ½ kleine Knoblauchzehe
  • Blüten von Veilchen,Gänseblümchen, Wiesen-Schaumkraut
  • Meersalz, Muskatnuss, Pfeffer

Die Stangen vom Staudensellerie entsaften bzw. fein mixen und durch ein Tuch pressen. Saft mit den Avocados, den Blättern und Gewürzen pürieren. Sollte der Selleriesaft nicht ausreichen, etwas Wasser zugeben. Mit Frühlingsblüten bestreut servieren.
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Fester Platz in der Naturheilkunde

Blüten sind nicht nur dekorativ, sondern bieten auch eine Menge wertvoller Inhaltsstoffe. Deshalb werden manche Blüten als Heilmittel genutzt. Die bekanntesten sind wahrscheinlich Linden- und Holunderblüten. Wichtige Substanzen sind vor allem die Farbstoffe, deren eigentliche Aufgabe es ist, Bestäuber wie Bienen oder Hummeln anzulocken. Es gibt blaue und rote Farbstoffe wie Anthocyane und Betalaine sowie die für Gelb- bis Rottöne verantwortlichen Carotinoide und Flavone. Anthocyane beispielsweise binden freie Radikale und können so die Zellalterung verzögern. Wir finden sie in den Blüten von Malven, roten Rosen oder den blauen Blüten des Wiesen-Storchschnabels. Die gelben Calendulablüten dagegen sind reich an Carotinoiden und anderen gelben Farbstoffen. Flavonoide, Gerb- und Schleimstoffe machen Lindenblüten zur schweißtreibenden und schleimlösenden Hilfe bei Husten. Ganz ähnlich wirken Holunderblüten mit ihren Flavonoiden, ätherischen Ölen und Terpenen. Veilchen- und Thymianblüten sind ebenfalls bei Husten wohltuend; die Blüten der Kapuzinerkresse wirken wie ein pflanzliches Antibiotikum, zum Beispiel bei Blasenentzündung. Lavendelblüten lindern Magen- und Darmbeschwerden und helfen bei Schlafstörungen.

Wilde und gezähmte Schönheiten

Wer selbst einen Garten hat, der kann natürlich aus dem Vollen schöpfen. Beliebt sind die verschiedenen Rosenblüten sowohl von Garten- als auch von Wildsorten. Es lohnt sich auch, die eine oder andere Pflanzenart wegen ihrer essbaren Blüten gezielt anzubauen. Klassiker sind Ringelblume und Borretsch. Auch Kapuzinerkresse und Kornblume lassen sich einfach mit ein paar Samen ansiedeln. Ihre orange-gelben beziehungsweise blauen Blüten sehen besonders im Salat dekorativ aus. Zu den bekannten essbaren Zierpflanzenblüten gehören Löwenmäulchen, Phlox und Stiefmütterchen. Geschätzt werden auch die großen Blüten der Taglilien und der Dahlien.

Wie bei Kräutern, Früchten und anderen essbaren Pflanzen gilt auch hier: Wildes ist reicher an Inhaltsstoffen als Kultiviertes. Nutzen Sie also ruhig die Blüten von Gänseblümchen, Löwenzahn, der Großen Braunelle, Malve oder dem Wiesen-Schaumkraut. Auch Baumblüten wie Linden- oder Ahornblüten machen sich auf dem Teller gut. Besonders intensives Aroma versprechen Würz-Tagetes, die im Garten oder auf dem Balkon angebaut werden können, die rosafarbenen kleinen Thymianblüten oder die großen blauen Blütenstände vom Wiesen-Salbei. Ihre Aromen passen besonders gut in Smoothies – ebenso wie das der Schafgarbenblüten, die Sie wegen ihres intensiven Geschmacks allerdings vorsichtig dosieren sollten.

Obstsalat à la Provence

  • 2 Honigmelonen, reif
  • 8 große Aprikosen
  • 20 Ähren Echter Lavendel

Honigmelonen halbieren, entkernen und mit einem Kugelausstecher Kugeln aus dem Fruchtfleisch ausstechen. Saft auffangen. Aprikosen entkernen, in Spalten schneiden und mit Melonenkugeln und dem Saft mischen. Abgestreifte Blüten von 8 Lavendel- ähren unterheben und den Salat mit den übrigen Lavendelähren dekorieren.
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Aber Achtung: Sie sollten schon genau wissen, um welche Pflanze es sich handelt, wenn Sie im Garten oder auf der Wiese Blüten sammeln. Zu den giftigen Arten gehören beispielsweise die Blüten von Akelei und Fingerhut ebenso wie die von Goldregen und der Herbstzeitlosen. Diese und andere Giftpflanzen dürfen auf keinen Fall für Speisen verwendet werden, auch nicht zur bloßen Dekoration.

Wenn Sie Blüten zum frischen Verzehr ernten, sollten Sie darauf achten, dass sie nicht feucht oder gar nass sind, sonst fallen sie leicht zusammen. Schütteln Sie eventuell vorhandene Insekten einfach ab, aber waschen Sie die Blüten besser nicht. Zur Aufbewahrung eignen sich am besten luftdicht verschließbare Glasgefäße, die Sie kühl stellen können. Allerdings ist die bunte Pracht oft schnell dahin, also verwenden Sie die Blüten am besten ganz frisch. Ob Sie die Blüten nun ihres Geschmacks wegen, als Augenweide oder aus gesundheitlichen Gründen verwenden, es lohnt sich in jedem Fall.

Buchtipps

    Weitere Rezepte und Infos finden Sie in den Büchern und dem Blog der Autorin:

  • Rohköstliches – gesund durchs Leben mit veganer Rohkost und Wildpflanzen, Ulmer, Stuttgart 2013, 16,90 €
  • Meine liebsten Wildpflanzen – rohköstlich: sicher erkennen, vegan genießen, Ulmer, Stuttgart 2013, 19,90 €
  • www.tine-taufrisch.blogspot.com

Quelle: Volm C. UGBforum 2/2015, S. 75-76