Kochen mit Männern

Vor sechs Jahren habe ich den ersten Männerkochkurs ins Leben gerufen. Ich wollte wissen, was dran ist an der Behauptung: "Mir schmeckt es sehr gut, aber ich glaube, mein Mann würde das nicht essen! Er möchte ein ordentliches Stück Fleisch auf dem Teller." Eine Aussage, die ich mehr als einmal hörte und die mein Interesse weckte.

Barbara Bäunker

Barbara Bäunker, Jahrgang 1968, war erst als Bauzeichnerin und Bauingenieurin tätig, ehe sie andere Prioritäten setzte. Während sie in einem Naturkostladen arbeitete, ließ sie sich zur UGB-Gesundheits-Trainerin Bereich Ernährung ausbilden, später schloss sie den Bereich Lebensstile (heute: Persönlichkeitsförderung) an. Mit der fundierten Ausbildung beim UGB folgten Kochkurse, Vorträge, Unterricht in einer Arbeitsloseninitiative und anderes mehr. Männer für gesunde Ernährung zu gewinnen, macht ihr ganz besonderes Vergnügen.

Es ist Mittwochabend, 17 Uhr, und auf meinem Programm steht ein Kochkurs für Männer. Entstanden ist er aus einer Veranstaltung der Volkshochschule, da die Teilnehmer gerne über meine üblichen zwei Abende weiter kochen wollten. Mein Auto ist beladen mit fünf Kisten, gefüllt mit köstlichen Zutaten, um für 13 Personen ein mehrgängiges Menü zu kochen. Mit dabei ein Dampfgarer, den ein Küchengeräte-Hersteller aus dem Nachbarort zur dauerhaften Leihgabe zur Verfügung gestellt hat. "Damit die Leute auch sehen, was sie damit alles machen können", sagte mir der Vertreter seinerzeit ganz lapidar. Es lohnt sich immer, solche regionalen Kontakte auszuloten, ob irgendeine Kooperation möglich ist. So fahre ich nun in die zehn Kilometer entfernte Gesamtschule, wo mich der Hausmeister schon erwartet, um die Schulküche zu öffnen. Mir bleiben 60 Minuten, um verschiedene Öle, Essige, Mehle und Gewürze auszupacken, das Obst und Gemüse ansprechend zu platzieren, die Molkereiprodukte und heute auch Fleisch in den Kühlschrank zu räumen. Auch der Esstisch will mit ein paar Blumen und Servietten ansprechend dekoriert werden. Das schafft mit passender Musik eine angenehme Atmosphäre, die für einen gelungenen Kurs sehr wichtig ist. Nun ist es 18:35, zwölf Männer betreten den Raum. Unterschiedliche Erwartungen spiegeln sich in den Gesichtern wider. Welche Rezepte stehen heute zur Auswahl? Welches Gericht werde ich mit wem zusammen kochen? Wird es wohl schmecken?

Praktische Erfahrung zahlt sich aus

Nach einer kurzen Vorstellung der Menüfolge finden sich schnell Gruppen von zwei bis vier Personen, die zielstrebig eine Kochkoje aufsuchen. Zutaten werden zusammengesucht. "Was ist Maismehl?", "Welchen Vorteil hat kalt gepresstes Öl?", "Welches Fett nehme ich zum Braten?" und noch weitere Fragen mehr wollen beantwortet werden. Ich zeige, wie eine Zwiebel gewürfelt und eine Orange filetiert wird. Alles wird aufmerksam beobachtet. Es sind diese Momente, in denen ich mit Dankbarkeit an die umfassende Ausbildung beim UGB zurückdenke. Dass Konzept, Theorie und Praxis eng miteinander zu verbinden, halte ich für ideal; denn besonders die praktischen Erfahrungen sind es, die auch mein theoretisches Wissen stets bereichern. Auch dann, wenn einmal etwas schief geht, hilft mir ein kurzes Nachdenken: Wie war das damals im UGB-Seminar? Etwas ruhiger wird es wieder beim gemeinsamen Essen, eventuell mit einem Gläschen Wein und sanfter Hintergrundmusik. Dann werden Witze erzählt und Urlaubsanekdoten zum Besten gegeben. Ein gelungener Abend klingt aus.

Vor sechs Jahren habe ich den ersten Männerkochkurs ins Leben gerufen. Ich wollte wissen, was dran ist an der Behauptung: "Mir schmeckt es sehr gut, aber ich glaube, mein Mann würde das nicht essen! Er möchte ein ordentliches Stück Fleisch auf dem Teller." Eine Aussage, die ich mehr als einmal hörte und die mein Interesse weckte. Nun lag es an mir. Ich suchte mir eine Interessengruppe - hier die BUND-Ortsgruppe - bei der ich viele Männer erreichen konnte. Das schon vorhandene Interesse am Umweltschutz konnte ich gut mit dem Angebot von ökologischen Lebensmitteln verbinden. So achte ich beim Einkauf von Fleisch und Fisch auf Ware aus ökologischer Aufzucht. Selbst die Nachspeise findet bei den weniger auf süß ausgerichteten Männern immer mehr Anklang. Dass diese mit Honig, Vollrohrzucker oder pürierten Trockenfrüchten gesüßt sind, stört dabei niemanden.

Männer lassen sich überzeugen

Mit den Erfahrungen aus den Männerkursen hatte ich dann auch keine Scheu, auf eine Anfrage von einer Arbeitsloseninitiative hin, gesunde Ernährung in Theorie und Praxis zu unterrichten. Die einzige Schwierigkeit war das Auskommen mit einem geringen Budget. Dies gelang jedoch mit der saisonal und regional ausgerichteten Vollwert-Ernährung und wurde von den 14 männlichen Teilnehmern dankend angenommen.
Auch wenn ich Kochkurse mit länder- oder jahreszeitenbezogenen Schwerpunkten durchführe und ganz unterschiedliche Zielgruppen anspreche, die Männerkochkurse gehören noch immer zu meinen Lieblingsveranstaltungen. Männliche Teilnehmer sind unkomplizierter, da sie offener und unbedarfter sind. Sie vertrauen den Rezepten und freuen sich, wenn das Selbstgemachte am Ende auf dem Tisch steht. Und das schmeckt einfach.
Mehr Infos über die Ausbildung zum/r UGB-Gesundheits-Trainer/in Ernährung erhalten Sie hier.

Quelle: Bäunker, B. : UGB-Forum 5/08, S. 222-223