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Wie groß ist das allergene Potenzial von Lupinen?

Nach dem Verzehr von Lupinen kann es zu schweren allergischen Reaktionen kommen. Betroffen sind vor allem Erdnussallergiker, die eine Kreuzallergie zu Lupinen und anderen Hülsenfrüchten aufweisen.

Die ernährungsphysiologische Qualität von Lupinensamen ist mit der von Sojabohnen vergleichbar. Sie zeichnen sich unter anderem durch einen hohen Gehalt an wertvollem Protein, Lecithin, Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen aus. Lupinensamen werden in den Mittelmeerländern traditionell als Snack, Beilage oder in Eintöpfen verzehrt. Im Naturkostbereich haben sich in den letzten Jahren vor allem Produkte wie Lupinenmilch und -quark (Lopino) sowie daraus hergestellte Bratlinge, Brotausstriche oder Würstchen etabliert. Die getrockneten Samenschalen werden als so genanntes Okara Backwaren und Müsli als Zutat beigemischt. Mehl, Schrot, Kleie oder Proteinisolate aus den Samen finden sich in allen Arten von Gebäck. Denn sie binden gut Wasser, wirken emulgierend und sorgen für eine appetitlich gelbe Farbe. Zudem stellen sie eine preiswerte Alternative zu Ei- und Milchpulver dar.

Da gentechnisch unverändertes Soja voraussichtlich nur bis 2006 erhältlich ist, wird der Einsatz von Lupinen anstelle von Soja vermutlich zunehmen. Bislang galten Produkte aus Lupinen als allergenarm und geeignet für Milch- und Sojaallergiker. In verschiedenen europäischen Ländern sind jedoch schwere allergische Reaktionen auf lupinenhaltige Lebensmittel beobachtet worden. In Einzelfällen kam es nach ihrem Verzehr zu schweren anaphylaktischen Schocks. Allergologen schätzen, dass ungefähr die Hälfte der Menschen, die auf Erdnüsse allergisch ist, auch auf Lupinen reagieren. Bei diesen Patienten treten spezifische Immunglobuline E (IgE) im Blut auf, also Antikörper, die auf Allergene aus Erdnüssen und Lupinen reagieren. Da sich Lupinensamen bzw. ihre Bestandteile in immer mehr Lebensmitteln finden, ist es besonders für Erdnussallergiker ratsam, eine Kreuzallergie austesten zu lassen und gegebenenfalls auf Lupinenprodukte zu verzichten. Allergische Reaktionen auf Lupinen treten aber auch ohne Erdnussallergie auf.

Experten vom Institute of Food Science and Technology (London) haben daher die EU aufgefordert, Lupinen in der neuen EU-Kennzeichnungsverordnung in die Liste der stets zu deklarierenden Lebensmittelallergene aufzunehmen. Diesen Antrag lehnt die EU-Kommission bislang ab. Lupinenmehl oder Lupinenlecithin dürfen also auch in Zukunft in der Zutatenliste als Mehl und Lecithin ohne Angabe des Ursprungs aufgeführt werden. Da nicht vollständig gereinigtes Lupinenlecithin Spuren von allergenem Protein enthalten kann, bleibt die unzureichende Kennzeichnung für entsprechende Allergiker problematisch.

Literaturangaben:
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Stand: 2005