Abmelden

Der Zugang zu den Fachinformationen exklusiv für Mitglieder und Abonnenten ist jetzt für Sie freigeschaltet.

Warum hat bei Übergewichtigen die Fettablagerung am Bauch ein höheres Risiko für das metabolische Syndrom als die Fettablagerung an Oberschenkeln und Gesäß?

Die Fettzellen der Fettablagerung am Bauch sind wesentlich stoffwechselaktiver, als die der hüftbetonten Fettablagerung an Oberschenkeln und Gesäß. Die höhere Freisetzung von Fettsäuren bei der bauchbetonten Fettsucht steigert erheblich das Risiko für Fettstoffwechselstörungen mit Arteriosklerose als Folgeerkrankung.

Die Speicherung überschüssiger Nahrungsenergie erfolgt im Organismus über eine stetige Zunahme des Fettgewebes. Die langfristigen Folgen sind gesundheitsbeeinträchtigendes Übergewicht verknüpft mit mehreren Risikofaktoren für das gemeinsame Auftreten von Stoffwechselerkrankungen. Unter dem Begriff metabolisches Syndrom, auch als "Wohlstandssyndrom" bezeichnet, wird das gleichzeitige Auftreten von Fettsucht, Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck und Typ-II-Diabetes verstanden. Inzwischen haben viele Studien und Untersuchungen mit Übergewichtigen im Hinblick auf deren Krankheitsrisiko zu folgendem Schluss geführt: Fett ist nicht gleich Fett.
Festgestellt wurde ein wesentlicher Unterschied zwischen dem androiden Typ ("Apfeltyp") mit seiner bauchbetonten Fettverteilung und dem gynoiden Typ ("Birnentyp") mit der hüft- und oberschenkelbetonten Fettverteilung. Bei massiver Fettsucht, aber auch schon bei leichteren Formen des Übergewichtes, sind Menschen mit androider Fettverteilung deutlich stärker von Risikofaktoren wie überhöhten Werten für Blutzucker, Insulin und Triglyzeriden sowie Neigung zu Bluthochdruck, Diabetes, Gicht, Arteriosklerose, Herzinfarkt und Schlaganfall betroffen als Frauen und Männer mit gynoider Fettverteilung.
Charakteristisch für das metabolische Syndrom beim androiden Übergewichtigen ist in erster Linie ein hoher Insulinspiegel im Blutserum. Die damit einhergehende verminderte Insulinwirkung, die so genannte Insulinresistenz der Muskelzellen, hat eine unzureichende Regulierung des Blutzuckerspiegels zur Folge. Die Insulinresistenz ist desweiteren eng verknüpft mit anderen Stoffwechselstörungen. So trägt sie auch dazu bei, dass aus dem androiden Fettgewebe vermehrt freie Fettsäuren abgegeben werden, die zu einer erheblichen Störung des Fettstoffwechsels führen. Die erhöhte Konzentration an freien Fettsäuren hat eine vermehrte Produktion von Very-Low-Density-Lipoproteinen (VLDL) zur Folge, die mit einem Anstieg der Triglyceride im Blutserum zur Hypertriglyceridämie führen. Die Hyperinsulinämie, die Insulinresistenz und der veränderte Serumlipoproteinspiegel gelten in ihrem komplexen Zusammenspiel als die wichtigsten Risikofaktoren für die Entstehung einer Arteriosklerose als Folgeerkrankung.

Am Anfang aller therapeutischen Maßnahmen beim metabolischen Syndrom muss die Reduktion des Übergewichtes stehen verbunden mit dem langfristigen Ziel der Erreichung des individuellen Normalgewichtes und eines veränderten Ernährungs- und Bewegungsverhaltens. Eine Umstellung auf die Vollwert-Ernährung unter besonderer Berücksichtigung der Empfehlungen zur Fettauswahl und Fettmenge sowie regelmäßige körperliche Aktivitäten mit geeigneten Ausdauersportarten wie Schwimmen oder Fahrradfahren können langfristig zur Erreichung und Stabilisierung des Normalgewichtes und der Verbesserung sämtlicher Stoffwechselparameter beitragen.

Literatur:
BIESALSKI, H.-K. U.A.: Ernährungsmedizin. Thieme Verlag, Stuttgart, New York 1995
FENSELAU, S.; SCHREZENMEIR, J.: Das metabolische Syndrom. In: Aid-Verbraucherdienst 41, S. 273-275, 1996
HAUNER, H.: Gesundheitsrisiken von Übergewicht und Gewichtszunahme. In: Deutsches Ärzteblatt 93, S. B2654-B2658, 1996
KLUTHE, R.: Ernährungsmedizin in der Praxis. PERIMED-spitta Verlag, Balingen 1995
LEAN, M.E.J. ET AL.: Impairment of health and quality of life in people with large waist circumference. In: The Lancet 351, S. 853-856, 1998
LÖFFLER, G.: Pathophysiologie des Fettgewebes. In: Deutsches Ärzteblatt 94, S. B1620-B1623, 1997
N.N.: Ernährungsempfehlungen für das metabolische Syndrom. In: DGE-info, S. 51-52, 1996

Stand: 2007