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Ist in der Stadt angebautes Gemüse besonders mit Schadstoffen belastet?

Vor allem Gemüse kann in urbanen Gebieten erheblich mit Schwermetallen verunreinigt sein. Dies ist jedoch stark vom Standort abhängig.

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Urban Gardening ist in. In vielen Großstädten steigt die Zahl der Hobbygärtner, die sich ihr eigenes Obst und Gemüse anbauen. Vielen stellt sich die Frage, ob ihre Ernte besonders stark mit Schadstoffen belastet ist. Obwohl in den letzten Jahrzehnten der Schadstoffeintrag in die Umwelt zurückgegangen ist, sind Städte immer noch stärker belastet als der ländliche Raum. Ursache ist vor allem die Luftverschmutzung durch Verkehr, Heizung und Industrie. Aber auch belastete Böden und kontaminiertes Gießwasser können zur Verunreinigung beitragen.

Besonders Schwermetalle wie Blei, Cadmium, Kupfer und Chrom können im städtischen Raum zum Problem werden. In einer Studie der Berliner Technischen Universität überschritten 52 Prozent der analysierten Gemüseproben aus Gärten der Berliner Innenstadt die EU-Grenzwerte für Blei. Ihr Gehalt an Schwermetallen lag höher als der von Gemüse aus dem Supermarkt. Eindeutige Unterschiede zwischen einzelnen Gemüsearten konnten die Forscher nicht feststellen. Bei Obst aus der Stadt lagen die Blei- und Cadmiumkonzentrationen dagegen unter den Proben aus dem Supermarkt. Je näher das Beet an einer Straße liegt, desto höher sind die Belastungen. Eine Entfernung von unter zehn Metern wird als kritisch betrachtet. Eine Studie aus dem spanischen Salamanca bestätigt, dass die Blei- und Cadmiumkonzentrationen mit der Verkehrsdichte steigen. In urbanen Gebieten war die Bleikonzentration fast dreimal so hoch wie im ländlichen Raum. Eine Studie aus Kopenhagen ergab dagegen keine Gesundheitsgefährdung durch städtisches Obst und Gemüse.

Durch verschiedene gärtnerische Maßnahmen lässt sich die Schwermetallbelastung von Obst und Gemüse verringern. Beispielsweise können am Rand des Grundstücks Hecken gepflanzt werden, die die Beete von der Straße abschirmen. In der Berliner Studie konnte damit die Überschreitung der Höchstwerte von 52 auf 37 Prozent gesenkt werden. Zudem sollten die Gemüsebeete soweit wie möglich von der Straße entfernt angelegt werden. Eine Mulchschicht schützt Wurzelgemüse vor Schadstoffen aus der Luft und das Pflanzen in Hochbeeten oder Kübeln verringert den Kontakt mit belasteter Erde. Bei Düngemitteln und Gartenerde sollte auf hochwertige, zertifizierte Produkte zurückgegriffen werden.


Literatur:
N.N. (2012). Vorsicht beim „Urban Gardening“: Schwermetalle im Gemüse. www.umweltnews.com/wissen/vorsicht-beim-urban-gardening-schwermetalle-im-gemuse-200
Sanchez-Camazano M et al (1994). Lead and cadmium in soils and vegetables from urban gardens of Salamanca. Science of the total environment 146 (47), 163-168
Säumel I (2013). Wie gesund ist die „essbare Stadt“? Forum Geoökologie 24 (2), 20-24, www.vgoed.de/download_forum/forum_2013_2_spfo132a.pdf
Warming M, Hansen MG et al (2015). Does intake of trace elements through urban gardening in Copenhagen pose a risk to human health. Environmental Pollution 202, 17-23

Quelle: UGBforum 4/15, S. 200

Stand: 2015

Foto: Urban Agriculture Netz Basel