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Sollten Rindfleisch und Kuhmilch im ersten Lebensjahr tabu sein?

Krebsforscher stufen neu entdeckte Erreger in Rindfleisch und Kuhmilch als indirekt krebserregend ein. Säuglinge scheinen besonders anfällig für eine Infektion. Wer sicher gehen möchte, kann für die Beikost im ersten Lebensjahr auch auf Milch und Fleisch vom Rind verzichten.

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Weltweit beobachteten Wissenschaftler besonders in den Regionen, in denen Milch- und Fleischprodukte des europäischen Rindes beliebt sind, eine hohe Rate an Neuerkrankungen von Darm- und Brustkrebs. Erst im letzten Jahr identifizierten Experten des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg eine neue Erregerart in Rindfleisch und Kuhmilch – auch Plasmidome oder Bovine Meat and Milk Factors (BMMFs) genannt. Die Forscher gehen davon aus, dass die Erreger indirekt krebserregend sind. Eine Infektion erfolgt vermutlich schon im Säuglingsalter, da das Immunsystem bei den Kleinsten noch nicht vollständig ausgereift ist. Erst nach etwa einem Lebensjahr sind die Abwehrkräfte stark genug, um Plasmidome abzuwehren. Die Heidelberger Krebsforscher raten aus diesem Grund sicherheitshalber dazu, in der Beikost auf Rindfleisch und Kuhmilch bis zum Ende des ersten Lebensjahres zu verzichten. Experten des Bundesinstituts für Risikoforschung halten dagegen weitere Forschung für notwendig und empfehlen nach dem gegenwärtigen Wissensstand weiterhin, Kuhmilch im ersten Lebensjahr gemäß den Empfehlungen des Netzwerks Gesund ins Leben zu verwenden – das heißt, lediglich zum Anrühren des Milch-Getreide-Breis; Fleisch wird sortenunabhängig für den Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei empfohlen.

Die Beikostphase beginnt frühestens im fünften Monat. Sie lässt sich ohne Rindfleisch und Kuhmilch rein pflanzenbasiert, sprich vegan gestalten. Voraussetzung ist, dass eine Substitution von Vitamin B12 erfolgt und weiter gestillt wird. Zur besseren Versorgung des Kindes zum Beispiel mit wichtigen Fettsäuren und Jod trägt jedoch die Zugabe von Fisch (fetter Hochseefisch, z. B. Wildlachs) beziehungsweise Lamm und Wild bei. Bei der Verwendung von Lammfleisch (Filet) sollte auf artgerechte Haltung geachtet werden, da dieses Fleisch weniger Medikamenten- und Hormonrückstände aufweist.

Üblicherweise erhält ein Baby als ersten Brei eine Mittagsmahlzeit aus Gemüsemus und Öl. Sobald dies gut klappt, kommt Kartoffel hinzu. Getreide (z. B. Haferflocken) oder Hülsenfrüchte wie rote Linsen bereichern den Brei, wenn das Löffeln zur Gewohnheit geworden ist. Lamm, Wild und Fisch können dem Gemüse-Kartoffel-Brei ergänzend beigegeben werden. Die zweite Mahlzeit wird vormittags oder nachmittags in Form eines Obst-Getreide-Breis (z. B. Apfel mit Haferflocken) mit Öl (z. B. Leinöl, angereichert mit Docosahexaensäure) oder Mandelmus angeboten. Er ist weniger sättigend als der Gemüsebrei und dient als Zwischenmahlzeit. Als dritte Mahlzeit eignet sich ein Milch-Getreide-Brei. Anstelle der Kuhmilch kann hier eine sojabasierte Formulanahrung (SL-Nahrung) verwendet werden. Formulanahrungen auf Mandel- und Reisbasis sind ebenso geeignet. Auch aus calciumangereichertem Haferdrink lässt sich ein Brei zubereiten. Dieser kann eine Muttermilchmahlzeit aber nur ergänzen und nicht ersetzen.

Neben den schrittweisen, meist in monatlichen Abständen eingeführten Breien ist es sinnvoll, mindestens noch bis zur Vollendung des ersten Lebensjahres zwei ausreichend große Muttermilch-Mahlzeiten zu geben. Das gewährleistet die optimale Versorgung des Kindes mit Nährstoffen, ganz besonders, wenn es vegan ernährt wird. Zudem üben sie zusätzlich einen schützenden Effekt vor Infektionen aus.

Literatur: Banser J (2020). Krebs – Milch im Visier. UGBforum 37 (2), 72-74
Gätjen, E. (2017): Lotta lernt essen. 2. Aufl., Trias, Stuttgart
Keller M, Gätjen E (2017). Vegane Ernährung. Schwangerschaft, Stillzeit und Beikost. Mutter und Kind gut versorgt. Ulmer, Stuttgart

Julia Bansner/ Edith Gätjen, UGBforum 5/20

Foto: Edyta Pawlowska/123RF.com