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Sinkt der Grundumsatz längerfristig durch längere Hungerperioden?

Während einer Hungerperiode, wie sie beispielsweise eine Reduktionsdiät darstellt, greift der Organismus auf seine Energiereserven zurück und verringert den Grundumsatz (Ruheenergieumsatz). Als Erstes werden schnell verfügbare Kohlenhydrate und gespeichertes Glycogen verbraucht. Bei der Energiebereitstellung aus Glycogen wird außerdem Körperprotein, insbesondere Muskelprotein verbraucht.

Ursächlich dafür ist, dass unter Nahrungskarenz der Insulinspiegel sinkt, was wiederum zur Folge hat, das die Proteinbiosynthese vermindert ist. Der dadurch angeregte Zustand der Proteolyse setzt eine Freisetzung von Aminosäuren aus der Muskulatur in Gang. Diese werden nun für den Vorgang der Glucosegewinnung aus Glycogen (Gluconeogenese) genutzt. Wird während einer Hungerperiode kein Sport getrieben, baut sich Muskelprotein verstärkt ab, wobei Muskelmasse verloren geht. Bei einem langandauernden Fasten sinkt die Proteolyse wieder, weil der Organismus die Glucoseneubildung in den Nieren drosselt und nun vermehrt Ketonkörper zur Energiebereitstellung (Ketogenese) genutzt werden. Dabei wird auf die Fettdepots zurückgegriffen.

In Phasen massiver Nahrungseinschränkung verringert sich der Grundumsatz, das heißt der Körper benötigt jetzt weniger Energie, um all seine Funktionen aufrecht zu erhalten. Er läuft sozusagen auf "Sparflamme", so dass für eine ausgewogene Energiebilanz weniger Nahrung als vor der Reduktionsdiät benötigt wird. Bei anschließend erhöhter Kalorienzufuhr erhöht sich auch der Grundumsatz zeitlich verzögert wieder.

Eine Studie an Mädchen und Frauen zwischen 16 und 47 Jahren, die an Anorexia nervosa (Magersucht) leiden, untersuchte den Zusammenhang zwischen einem Anstieg des Ruheenergieumsatzes, der fettfreien Körpermasse und der Gewichtzunahme bei Wiederaufnahme einer ausreichenden Energiezufuhr. Die Studie zeigte, dass der Ruheenergieumsatz bei den Patientinnen nachweislich innerhalb der ersten Woche anstieg. Außerdem ging die Studie auf den Zusammenhang zwischen einem Anstieg des Ruheenergieumsatzes und der fettfreien Körpermasse ein. Es zeigte sich, dass die fettfreie Körpermasse erst nach einer zeitlichen Verzögerung im Vergleich zum Ruheenergieumsatz einsteigt. Da dies eher ungewöhnlich ist, denn zuerst werden die leeren Speicher gefüllt und danach der Umsatz erhöht, wurde nach Ursachen geforscht. Die Studie zeigte, dass die betroffenen Patientinnen unter Angstzustände aufgrund der Nahrungsaufnahme litten, Bauchschmerzen hatten, eine gesteigerte körperliche Aktivität aufwiesen und rauchten. Insbesondere der Aspekt der Angstzustände und der gesteigerten körperlichen Aktivität sind ursächlich für diese schnelle Erhöhung des Grundumsatzes und erst anschließende Wiederauffüllung der Speicher. Nach einem Jahr zeigten Patientinnen, deren Gewicht sich normalisiert hat, (durchschnittlicher BMI 20,3) ähnliche Werte bezüglich der Höhe des Ruheenergieumsatzes, der fettfreien Körpermasse und des Verhältnisses beider zueinander wie normalgewichtige Frauen aus der Vergleichsgruppe. Man kann also schlussfolgern, dass sich der Grundumsatz auch durch eine langfristige Hungerperiode, wie sie beim Krankheitsbild Anorexia nervosa vorliegt, nicht nennenswert vermindern lässt.

Quellen:
Löffler, G. u.a.: Biochemie und Pathobiochemie. 8. neubearb. Aufl., Springer, Berlin 2006
Franz, W.; Schuster, A.: Was versteht man unter dem JoJo-Effekt? UGB-Forum 19 (1), S. 47, 2002
Wymelbeke, V.V. et al.: Factors associated with the increase in resting energy expenditure during refeeding in malnourished anorexia nervosa patients. American Journal of Clinical Nutrition 80, 1469-1477, 2004

Stand: 2007