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Was sagt der ORAC-Wert aus?

ORAC steht für Oxygen Radical Absorbance Capacity, also für die Fähigkeit eines Lebensmittels, Sauerstoffradikale unschädlich zu machen. Inwiefern der im Labor ermittelte ORAC-Wert und die Wirkung im Körper tatsächlich zusammenhängen, ist noch nicht ausreichend belegt.

Freie Radikale können im menschlichen Körper Schädigungen verursachen, die zum Alterungsprozess sowie zur Krankheitsentstehung beitragen können. Antioxidanzien machen diese reaktiven Verbindungen unschädlich. Der ORAC-Wert gibt einen Zahlenwert für das antioxidative Potenzial eines Lebensmittels an. Diese Maßeinheit wurde von Wissenschaftlern des National Institute of Health in Maryland, USA, entwickelt.

Zur Festlegung des ORAC-Wertes gibt es verschiedene Verfahren. Grundlage ist, freie Radikale einer Testsubstanz mit einer Lebensmittelprobe reagieren zu lassen. Die Stärke, mit der das Lebensmittel die Aktivität des freien Radikals hemmt, wird gemessen und in µmol Trolox pro 100 Gramm Lebensmittel angegeben. Als Trolox bezeichnet man ein wasserlösliches Vitamin E-Analogon, das als Bezugssubstanz verwendet wird. Allerdings treten große Schwankungen zwischen den Messergebnissen verschiedener Labors und den Testmethoden auf. Denn Unterschiede in den verwendeten Lösungsmitteln, den pH-Werten oder dem eingesetzten Testradikal beeinflussen das Gesamtergebnis. Zudem hängt der Gehalt an Antioxidanzien auch von Kulturbedingungen wie Sorte, Klima und Erntezeitpunkt des Lebensmittels ab. Ob diese Laborversuche sich auf den Menschen übertragen lassen, ist fraglich. Denn die tatsächliche Stoffwechselwirkung eines bestimmten Lebensmittels lässt sich kaum berechnen.

Auf die ORAC-Werte greift die Industrie gerne zurück. Vor allem im Internet werben Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln mit der angeblich gesundheitlichen Bedeutung des ermittelten ORAC-Wertes. Da heißt es beispielsweise: „Revenol hat einen ORAC-Wert von 800 [...] Je höher dieser Wert ist, um so besser ist die Wirkung. Revenol ist damit 33-mal wirksamer als die Frucht mit dem höchsten ORAC-Wert.“ Aufgrund der geringen Aussagekraft ist die Angabe des Wertes allerdings wenig sinnvoll. Zudem wird für die Verbraucher der Zahlenwert auf einer Verpackung nur mit einer zusätzlichen Werbebotschaft wie „schützt vor Zellschäden“ überhaupt verständlich. Solche Aussagen unterliegen aber der Health-Claims-Verordnung und müssen mit entsprechenden Studien belegbar sein. Diese liegen jedoch bisher nicht vor. Vorsicht ist daher bei allen Produkten aus dem Internet angesagt, die anderes behaupten. Einzig um die antioxidative Kapazität verschiedener Produkte oder Substanzen zu vergleichen, könnte der Wert nützlich sein. Für die Ernährung spielt das aber keine Rolle.

Literatur:
Freier M. Nahrungsergänzungsmittel – Was sind Orac-Units? Knackpunkt 16 (10), S.17, 2008
Orac Values – the best Antioxidants & Superfoods,www.oracvalues.com
Nutrient Data Laboratory, Beltsville Human Nutrition Research Center (BHNRC), Agricultural Research Service (ARS), U.S. Department of Agriculture (USDA): USDA Database for the Oxygen Radical Absorbance Capacity (ORAC) of Selected Foods, Release 2, www.ars.usda.gov/SP2UserFiles/Place/12354500/Data/ORAC/ORAC_R2.pdf
Institut Prof. Dr. Georg Kurz GmbH – Unabhängiges Prüflabor:Antioxidative Kapazität von Lebensmitteln (02/10)
König J. Sinn und Unsinn der Angabe der Oxygen Radical Absorbance Capacity (ORAC-Wert) auf Lebensmitteln, Ernährung/Nutrition 35 (2), 72-74, 2011

Foto: R. van Melis/Fotolia.com

Quelle: UGB-Forum 4/11, S. 200