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Ist der Verzehr von Mohn schädlich?

Der normalerweise gesundheitlich unbedenkliche Speisemohn kann vereinzelt gefährlich hohe Alkaloidgehalte aufweisen. Daher warnt das Bundesinstitut für Risikobewertung insbesondere Schwangere und Stillende vor dem Verzehr größerer Mengen Speisemohn.

Bei Mohn in Gebäck und anderen Lebensmitteln handelt es sich um die reifen Samen des Schlafmohns (Papaver somniferum). Charakteristisch für den Schlafmohn ist ein weißer Milchsaft, der verschiedene Alkaloide enthält (siehe UGB-Forum 6/04 S. 283). Im Samen selbst, dem einzigen milchsaftlosen Organ der Pflanze, kommen nur Spuren der Alkaloide vor, zu denen das schmerzlindernde Morphin und das hustenstillende Codein zählen. Zahlreiche Untersuchungen, in denen der Alkaloidgehalt verschiedener Speisemohnsorten und -chargen ermittelt wurde, zeigen jedoch starke Schwankungen. So reichen die gemessenen Morphingehalte in einer Studie von 0 bis 330 Mikrogramm (µg) pro Gramm Mohn. Diese Werte liegen weit über dem Richtwert von 4 Mikrogramm Morphin pro Gramm Mohn, den das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) auf Basis der geschätzten verzehrten Mohnmengen ableitete. Der Richtwert soll gewährleisten, dass die vom BfR berechnete "vorläufige maximale tägliche Aufnahmemenge" von täglich 6,3 mg Morphin pro Kilogramm Körpergewicht nicht überschritten wird.

Ursache für die hohen Gehalte in den Mohnsamen sind vermutlich die wenig schonenden Ernte- und Reinigungsverfahren. Dabei können alkaloidhaltige Bruchstücke der Kapsel oder der aus gequetschten Kapseln austretende Milchsaft die reifen Mohnsamen verunreinigen. Beim Verzehr solcher Samen können zahlreiche Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Herz-Kreislauf-Probleme oder Atemstörungen auftreten. Das BfR hat die Hersteller aufgefordert, die Alkaloidgehalte in Mohnsamen auf ein Mindestmaß abzusenken. Dazu sollen nicht zuletzt Ernte- und Reinigungstechniken schonender gestaltet werden. Ein Stück Mohnkuchen enthält rund 50 Gramm Mohn und kann so 16,5 Milligramm Morphin liefern, wenn der Mohn zu den mit 330 µg hochbelasteten Sorten zählt. Eine 60 Kilogramm schwere Person würde damit 275 µg Morphin pro Kilogramm Körpergewicht aufnehmen. Daher ist zur Zeit besonders Schwangeren und Stillenden von einem Verzehr stark mohnhaltiger Lebensmittel wie Mohnkuchen oder Dampfnudeln abzuraten.

Literatur:
ANDRESEN H, SCHMOLDT A. Führt der Verzehr von Mohnsamen zu positiven Opiat-Befunden in Urin, Blut und Haaren? Blutalkohol 41, 191-202, 2004

BAYERISCHES LANDESAMT FÜR GESUNDHEIT UND LEBENSMITTELSICHERHEIT. Risikoanalyse: Morphin und Codein in Mohnsamen für Back- bzw. Speisezwecke. 2005. www.lgl.bayern.de/de/left/fachinformationen/lebensmittel/morphin_speisemohn_risikoanalyse.htm (eingesehen am 20.04.2006)

N.N. BfR empfiehlt vorläufige maximale tägliche Aufnahmemenge und einen Richtwert für Morphin in Mohnsamen. BfR-Stellungnahme 12 vom 27.12.2005

N.N. Erhöhte Morphingehalte in Mohnsamen: Gesundheitsrisiko nicht ausgeschlossen. BfR-Pressedienst 5 vom 20.02.2006 WESTPHAL F u.a. Morphin und Codein im Blut nach Genuss von Mohnsamen. Blutalkohol 43, 14-27, 2006

Stand: 2006