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Können hormonwirksame Substanzen aus Verpackungen in Lebensmittel übergehen?

Vor allem Kunststoffverpackungen von Käse und Fleisch sowie Konservendosen können hormonwirksame Substanzen wie Bisphenol A oder Phthalate enthalten. In welchem Umfang sie auf die Lebensmittel übergehen, ist nicht genau bekannt.

Die Gruppe der hormonwirksamen Substanzen, im Fachjargon endokrine Disruptoren genannt, ist groß. Neben Bisphenol A kommen auch Phthalate als Weichmacher in Lebensmittelverpackungen zum Einsatz. Da die Substanzen in der Regel fettlöslich sind, können vor allem fettreiche Lebensmittel wie Milch, Milchprodukte und Wurst kontaminiert sein. Die meisten Käse- und Wurstverpackungen bestehen aus gesundheitlich unbedenklichem Polyamid (PA) und Polyethylen (PE), die frei von Weichmachern sind. Auch Polypropylen (PP) gilt als unproblematisch. Frischfleisch wird allerdings noch mit weichmacherhaltigem Weich-PVC verpackt, da die Verpackung möglichst gasdurchlässig sein soll. Auch PET (Polyethylenterephthalat), das für Mehrweg-Kunststoffflaschen eingesetzt wird, steht im Verdacht, hormonelle Substanzen abzugeben.
Seit einigen Jahren untersagt die Richtlinie 19/2007/EG sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene die Verwendung des Weichmachers DEHP in Gegenständen, die mit fetthaltigen Lebensmitteln in Kontakt kommen. Bisphenol A ist Ausgangssubstanz für Polycarbonat (PC)-Kunststoffe und Epoxidharze. Seit Juni 2011 ist der Verkauf von Babyflaschen aus Polycarbonat EU-weit verboten. In Innenbeschichtungen von Dosen und Getränkebehältern sowie in Wasserkochern wird Bisphenol A jedoch immer noch eingesetzt. Auch Mehrwegbehälter für Milch und Joghurt, die häufig von Direktvermarktern verwendet werden, bestehen aus Polycarbonat. Inwieweit die hormonell wirksamen Substanzen in die Lebensmittel übergehen, lässt sich anhand der heutigen Forschungsergebnisse nicht genau sagen. Sehr geringe Mengen können oft nicht nachgewiesen werden.
Zudem ist nicht geklärt, ob nicht gerade diese geringen Mengen im menschlichen Organismus Schaden anrichten. Mit welchem Material ein Lebensmittel verpackt ist, muss nicht gekennzeichnet werden. Doch viele Hersteller geben mit dem Recycling-Code die Gruppe der verwendeten Kunststoffe an. Die Zahl in der Mitte des Dreiecksymbols verrät, um welche Substanz es sich handelt. PVC trägt die Nummer 03, PET die Nummer 01 und Polycarbonate fallen in die Gruppe 07, in die aber auch andere Kunststoffe eingeteilt sind. Wer wenig endokrine Disruptoren aufnehmen möchte, sollte Behälter aus Glas bevorzugen. Sicherheitshalber kann man in Folie verpacktes Fleisch und Käse nach dem Einkauf umpacken, um den Kontakt mit möglicherweise hormonell wirksamen Stoffen aus der Verpackung möglichst kurz zu halten.

Literatur:
BfR (Hrsg). Ausgewählte Fragen und Antworten zu Bisphenol A in verbrauchernahen Produkten.
BfR (Hrsg). Endokrine Disruptoren. 2010
EFSA(Hrsg). Bisphenol A.
PlasticsEurope (Hrsg). Mythen und Fakten rund um Bisphenol-A.

Quelle: UGB-Forum 6/11, S. 304-305

Foto: A. Kusajda/www.pixelio.de