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Fruchtpulver aus Baobab – ein sinnvolles Superfood?

Das Pulver aus der getrockneten Frucht des Affenbrotbaumes stellt in den Herkunftsländern eine wichtige Nährstoffquelle dar. Hierzulande sind regionale Produkte die bessere Alternative.

baobab-fruchtpulver

© Albert Dezetter/pixabay.com

Vitaminbooster oder Stimmungsaufheller: Baobabpulver wird als neues Superfood angepriesen. Es soll gegen allerlei Beschwerden helfen – von Übergewicht über Haut- bis zu Darmerkrankungen. Der Baobab (Adansonia digitata L.), auch Affenbrotbaum genannt, wächst in den semi-trockenen Gebieten Afrikas südlich der Sahara. Das anspruchslose Gewächs gedeiht selbst unter langanhaltender Trockenheit. Aufgrund seiner bis zu 20 Meter hohen und bizarren Erscheinung spielt er in der afrikanischen Mythologie und Ahnenverehrung eine große Rolle. Einheimische bezeichnen ihn daher auch als Medizinbaum, Heiligen Baum oder Baum des langen Lebens. Für die menschliche Ernährung lassen sich die Früchte, Saaten und Blätter nutzen. Die vom Baum gefallenen reifen Früchte werden von Kleinbauern aufgelesen und in Handarbeit weiterverarbeitet.

In den trockenen Gegenden Afrikas hat der Baobab eine doppelte Funktion für die Ernährungssicherung, vor allem für Kleinbauern mit sehr geringem Einkommen: Zum einen ist er als Nahrungsmittel direkt nutzbar, zum anderen können die Familien mit dem Erlös der verkauften Früchte oder Blätter wiederum Nahrungsmittel erwerben. Für den europäischen Markt spielt hauptsächlich das Pulver aus der getrockneten Frucht eine Rolle. Seit dem Inkrafttreten der Novel Food-Verordnung 2013 darf Baobabfruchtpulver auf dem EU-Markt als Nahrungsmittel verkauft werden. Das pektinreiche Pulver eignet sich als Verdickungsmittel, beispielsweise in Smoothies, Säften, Müsli, Speiseeis oder Milchspeisen.

Aufgrund des hohen Vitamin-C-Gehaltes schmeckt es angenehm säuerlich. In letzter Zeit wird das Pulver vermehrt als Superfood beworben, das durch den relativ hohen Gehalt an Calcium, Eisen, Magnesium und Vitamin C Vorteile für die Gesundheit verspricht. Seriöse wissenschaftliche Studien zu gesundheitlichen Effekten liegen bislang nicht vor, wären aber wünschenswert. Zudem variiert der Gehalt der Nährstoffe stark je nach Region. In Untersuchungen war der Eisengehalt in Proben aus Tansania oder Kenia fünfmal so hoch wie in Proben aus Mali.

In den Anbaugebieten südlich der Sahara kann die regelmäßige Aufnahme des nährstoffreichen Pulvers einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Ernährungssituation leisten. Insbesondere Frauen und Kinder können ihren oft verminderten Eisenstatus durch die enthaltene Kombination aus Eisen und Vitamin C aufwerten. So könnte das Pulver beispielsweise in Schulspeisungsprogrammen eine wichtige Rolle zur Ernährungssicherung spielen. Hierzulande können dagegen einheimische Nahrungsmittel wie Brokkoli, Heidelbeeren oder Leinsamen beim Nährstoffgehalt durchaus mithalten, selbst wenn man eine recht hohe Menge von 20 Gramm Baobabpulver täglich zu Grunde legt (siehe Tabelle). Verbraucher in den reichen Industrieländern können mit dem Kauf von biologischem und Fair-Trade-zertifiziertem Baobabpulver unabhängig vom Nährstoffgehalt jedoch dazu beitragen, die Einkommens- und Ernährungssituation von afrikanischen Kleinbauern zu verbessern. Da das getrocknete Pulver lange lagerfähig ist und mit dem Schiff nach Europa transportiert wird, fällt der CO2-Fußabdruck relativ gering aus.

Literatur:

Meinhold K, Adam YO et al (2016). The Baobab project: Enhancing local food security and nutrition in Eastern Africa with the baobab tree. Tropentag Vienna
Meinhold K, Kehlenbeck K et al (2018). Der Baobab-Baum und sein Beitrag zur Ernährungssicherung in Ostafrika. Ernährung im Fokus 09-10
Muthai KU et al (2017). Nutritional variation in baobab (Adansonia digitata L.) fruit pulp and seeds based on Africa geographical regions. Food Sci Nutr. 5, 1116-1129, doi.org/10.1002/fsn3.502
Simonsohn B (2015). Baobab Superfood. Windpferd, Oberstdorf
https://kaite-verein-zim.de; https://organicafrica.biz/project/baobab

Quelle: UGBforum 4/19, S. 200