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Fördern Kohlenhydrate Entzündungen?

Kohlenhydrate werden mit der Entstehung von Übergewicht und Entzündungen in Verbindung gebracht. Sie wirken sich aber nicht per se ungünstig aus. Neben ihrer Art und Menge spielen weitere Faktoren eine Rolle.

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© Elnur Amikishiyev/123RF.com

Kohlenhydrate stehen immer häufiger in der Kritik. Studien zeigen, dass besonders ein hoher glykämischer Index (GI) der Lebensmittel bei gleichzeitiger Überernährung zu erhöhten Entzündungswerten führen kann. Der GI gibt die Blutzuckerwirkung nach einer bestimmten Zufuhr an Kohlenhydraten an; je höher er ausfällt, desto stärker lässt ein Lebensmittel den Blutzuckerspiegel ansteigen. Kohlenhydrate sind aber nicht per se für negative Wirkungen im Stoffwechsel verantwortlich. Ungünstig wirkt sich vor allem eine dauerhafte Hyperglykämie aus, also ein langfristig erhöhter Blutzuckerspiegel. Er entsteht durch das Zusammenwirken von kurzkettigen Kohlenhydraten beispielsweise aus süßen Backwaren oder Süßgetränken, hyperkalorischer Ernährung und Bewegungsmangel.

Bei wenig körperlicher Aktivität wird die zu viel aufgenommene Glucose nicht weiter verwertet, sondern vermehrt in der Atmungskette abgebaut. Dabei entstehen jedoch reaktionsfreudige Sauerstoffspezies (ROS). Sie können die Struktur eines wichtigen Enzyms so verändern, dass letztendlich weniger Substrat umgesetzt wird und sich verschiedene Stoffwechselzwischenprodukte anstauen. Bei ihrem Abbau bilden sich wiederum die eher ungünstigen ROS und teilweise auch Cytokine, die als Entzündungsvermittler des Körpers fungieren. Dazu zählen zum Beispiel der Tumornekrosefaktor TNF-α und der Trankskriptionsfaktor NfkB. Durch das Zuviel an Glucose beschreitet der Stoffwechsel zudem den sogenannten Polyol-Weg, bei dem Glucose zu Fruktose abgebaut und NADPH benötigt wird. Dieses Coenzym fehlt dadurch an anderer Stelle, unter anderem zur Regeneration des Glutathions, einem der wichtigsten antioxidativ wirkenden Stoffe des Körpers.

Im Stoffwechsel bilden sich durch den überhöhten Blutzuckerspiegel vermehrt sogenannte Advanced Glycation Endproducts (AGEs). Sie entstehen durch die unumkehrbare Reaktion von Proteinen, Lipiden und Nukleinsäuren mit Kohlenhydraten. AGEs sind an der Entwicklung verschiedener chronischer Entzündungserkrankungen beteiligt, wie Typ-2-Diabetes, Gefäß- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Osteoporose und Arthritis. Die Hyperglykämie steht auch mit der Entwicklung einer Insulinresistenz und einer gestörten Insulinfreisetzung in Verbindung und forciert damit die Entstehung von Typ-2-Diabetes.

Durch eine ballaststoffreiche Ernährung kommt es zu einem langsameren Anstieg des Blutzuckerspiegels. Unter Umständen trägt dazu auch die erhöhte Aufnahme von sogenannten Amylase-Inhibitoren bei, die den Stärkeaufschluss hemmen. Eine vollwertige, pflanzenbetonte Kost ist zudem reich an sekundären Pflanzenstoffen, die antientzündlich wirken. Mehr ballaststoffreiche Lebensmittel wie Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Gemüse in der täglichen Ernährung und weniger einfache Kohlenhydrate wie Zucker, Weißmehl- und Fertigprodukte sowie Süßigkeiten bremsen das Entzündungsgeschehen aus. Auch mehrstündige Pausen zwischen den Mahlzeiten scheinen sinnvoll, um ein Absinken des Blutzuckerspiegels auf ein Normalmaß zu ermöglichen.

Literatur:
Boden et al (2015). Excessive caloric intake acutely causes oxidative stress, GLUT4 carbonylation, and insulin resistance in healthy men. Sci Transl Med., 7 (304), doi:10.1126/scitranslmed.aac4765
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Nowotny K et al (2015). Advanced glycation end products and oxidative stress in type 2 diabetes mellitus. Biomolecules 5(1), 194-222
Ott, C et al (2014). Role of advanced glycation end products in cellular signaling. Redox biology 2, 411-429
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Quelle: UGBforum 1/18, S. 44