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Wie gesund sind Chlorella-Algen?

Kleine, grüne Tabletten aus getrockneten Chlorella-Algen sollen uns vor Nährstoffmangel und Giftstoffen bewahren, meinen zumindest die Anbieter. Wissenschaftlich belegt sind die Wirkungen aber nicht.

© Kesu/Fotolia.com

Chlorella-Arten gehören zu den sogenannten Mikroalgen. Das sind einzellige Organismen, die im Süßwasser wachsen. Wegen ihres hohen Gehalts an Chlorophyll und zahlreichen anderen Inhaltsstoffen gelten sie als antioxidativ, krebs- und entzündungshemmend. Getrocknet und gemahlen werden sie als Presslinge und Pulver im Onlinehandel, in Drogerien und Reformhäusern zur Nahrungsergänzung angeboten.

Chlorella-Algen enthalten viele biologisch wertvolle Substanzen, wie mehrfach ungesättigte Fettsäuren (EPA, DHA), hochwertige Proteine (51-58 Prozent), Vitamine, Mineral- und sekundäre Pflanzenstoffe wie Chlorophyll und Carotinoide. Ihre essenziellen Aminosäuren werden teilweise mit den sehr hochwertigen Proteinen von Ei und Soja verglichen. Die Biologische Wertigkeit des Proteins, die aussagt, wie gut das Nahrungsprotein in körpereigenes Protein umgewandelt werden kann, liegt allerdings nur bei 53-77 Prozent. Dies hängt unter anderem mit der unverdaulichen Zellwand der Algen zusammen, die die Verfügbarkeit des Proteins verschlechtert. Da in einer Tablette nur etwa 2-3 Gramm Algen stecken, sind die darüber aufgenommenen Proteinmengen zu vernachlässigen. Ähnliches gilt für den hochgelobten Gehalt an Vitaminen, Mineralstoffen und Chlorophyll. Ein Beispiel: Die von den Herstellern angegebenen Zink- und Magnesiumgehalte von 69 bzw. 320 Milligramm pro 100 Gramm klingen zwar beachtlich, mit einer Tablette nimmt man aber deutlich weniger der Mineralstoffe auf als mit einer Portion Haferflocken.

Die entgiftende Wirkung der Alge wird mit der Bindungskapazität ihrer mehrschichtigen Zellwand begründet. So können Mikroalgen Gewässer unter anderem von Nitrogen, Phosphor und toxischen Metallen reinigen. Im menschlichen Körper sollen sich vor allem Pestizide und Schwermetalle an die Zellwände binden und so ausgeschieden werden. Die entgiftende Wirkung im menschlichen Körper wurde allerdings noch in keiner uns bekannten Studie nachgewiesen. Die Ergebnisse aus Tierversuchen sind nicht eindeutig. Dass Mikroalgen toxische Stoffe und Schwermetalle aus der Umwelt aufnehmen, macht ihren Verzehr möglicherweise auch bedenklich. Statt viel Geld in die teuren Algenpräparate zu stecken, ist es vielversprechender, in eine abwechslungsreiche, schadstoffarme Ernährung zu investieren.

    Literatur

  • BfR (Hrsg.). AFA Algen und AFA Algenprodukte. Stellungnahme des BgVV vom 23.09.2001, www.bfr.bund.de/cm/343/afa_algen_und_afa_algenpropdukte.pdf
  • Christaki E, Florou-Paneri P, Bonos E. Microalgae: a novel ingredient in nutrition. Int J Food Sci Nutr 62 (8), 794-9, 2011
  • Kim YJ, Kwon S, Kim MK. Effect of Chlorella vulgaris intake on cadmium detoxification in rats fed cadmium. Nutr Res Pract 3(2), 89-94, 2009
  • Pagestuti R, Kim SK. Biological activities and health benefit effects of natural pigments derived from marine algae. J Funct Foods 3 (4), 255-6, 2011
  • Samarakoon K, Jeon YJ. Bio-functionalities of proteins derived from marine algae. A review. Food Res Intern 48 (2), 948-60, 2012

Quelle: UGBforum 5/14, S. 252

Stand: 2014