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Besteht beim Verzehr von Freilandgemüse und -obst die Gefahr, sich mit dem Fuchsbandwurm zu infizieren?

Beim Verzehr von unerhitztem Gemüse und Obst aus Freilandanbau besteht grundsätzlich die Möglichkeit, sich mit Fuchsbandwurmeiern zu infizieren, ist aber sehr gering. Gründliches Waschen reduziert die Zahl eventuell vorhandener Fuchsbandwurmeier, weshalb der Verzehr direkt vom Feld, z. B. das Naschen beim Erdbeerpflücken nicht zu empfehlen ist. Größer ist die Gefahr einer Infektion durch Waldfrüchte und -pilze, die grundsätzlich nur nach Erhitzen auf mindestens 60 Grad Celsius verzehrt werden sollten.

Der Fuchsbandwurm (Ecchinococcus multilocularis) kann bei Menschen eine so genannte alveolare Echinokokkose auslösen. Sie gilt als die gefährlichste Parasitenerkrankung Mitteleuropas und kann tödlich enden. In Deutschland infizieren sich jährlich schätzungsweise 20-200 Menschen mit den Fuchsbandwurmeiern.
Die Sterblichkeit durch eine Fuchsbandwurminfektion ist seit den 60er Jahren durch verbesserte diagnostische und therapeutische Maßnahmen von 95 Prozent auf unter 10 Prozent gesunken. Der Mensch infiziert sich durch die Aufnahme der vom Fuchs über den Kot ausgeschiedenen Bandwurmeiern. Die Eier können durch den Fuchs selbst, Schnecken, Wind, Staubteilchen und Insekten auf Pflanzen, auch außerhalb des Waldes gelangen.
Um sich zu infizieren, muss der Mensch, wie die anderen Zwischenwirte auch, die Eier über den Mund oder die Nase aufnehmen. Beim Verzehr kontaminierter Lebensmittel gelangen die Fuchsbandwurmeier in den Magen-Darm-Trakt, wo aus den Eiern Larven schlüpfen können, die sich durch die Darmwand bohren und so in die Blutbahn gelangen. Über den Blutweg erreichen die Larven die Leber, wo sie sich bis auf wenige Ausnahmen ansiedeln. Auf der Leberoberfläche entsteht zunächst ein Larvenbläschen, welches Sprossen bildet und diese in die Leber hineintreibt. Nach und nach kann so das ganze Lebergewebe zerstört werden.
Die ersten Krankheitssymptome treten erst nach einer Inkubationszeit von 10-15 Jahren auf. Sie sind nicht spezifisch sondern treten auch bei anderen Lebererkrankungen auf. Es handelt sich unter anderem um Fettunverträglichkeit, Appetitlosigkeit, Erbrechen und Gelbsucht. Eine Heilung ist nur durch die Entfernung des betroffenen Gewebes möglich. In inoperablen Fällen oder bei Befall mehrerer Organe ist eine lebenslange Medikamententherapie nötig.
Die Infektionsgefahr für den Menschen hängt vom Vorkommen des Fuchsbandwurmes beim natürlichen Wirt, dem Fuchs, ab. Die Verbreitung des Fuchsbandwurmes ist in Mitteleuropa auf ein Gebiet beschränkt, das Teile von Deutschland, der Schweiz sowie Frankreich und Österreich umfasst. In Deutschland tritt der Fuchsbandwurm insbesondere in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern und Hessen auf. In Schleswig Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Sachsen und Sachsen-Anhalt ist bisher noch keine Fuchsbandwurminfektion beim Menschen bekannt geworden. Besonders gefährdet sind Waldarbeiter, Jäger, Förster und Präparateure.
Der Verzehr von im Wald oder am Waldrand wachsenden Pflanzen wie Wildfrüchten oder Pilzen ist nicht ungefährlich. Sie sollten grundsätzlich nur ausreichend erhitzt (mindestens 60 Grad Celsius) verzehrt werden. Einfrieren unter Haushaltsbedingungen tötet die Bandwurmeier nicht ab.
Auch bei Arbeiten mit Erde (Wald-, Feld, und Gartenarbeit) ist es empfehlenswert, sich gründlich die Hände zu waschen. Tote Füchse sollten nur mit Plastikhandschuhen angefasst werden.

Literatur:
Neubauer, A.: Große Angst vor´m kleinen Fuchsbandwurm. In: Veto 32, S. 27-29, 1993
N.N.: Echinokokkose - Erkennung, Verhütung und Bekämpfung. In: Bundesgesundhbl. 3, S. 104-106, 1997
N.N.: Die Gefahren für den Menschen durch den Fuchsbandwurm. Für die Beratungspraxis, DGE-info 8, S. 1-3, 1990
N.N.: Fabelwesen Fuchsbandwurm? In: Münch. med. Wschr. 139 (22), S. 21, 1997
N.N.: Gefahr beim Pilzesammeln, In: Test 10, S. 13, 1995
N.N.: Fuchsbandwurm. In: www.swr1.de/...., 1998

Stand: 2007