Abmelden

Der Zugang zu den Fachinformationen exklusiv für Mitglieder und Abonnenten ist jetzt für Sie freigeschaltet.

Nierensteine

Zu den Aufgaben der Nieren zählt es, den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt des Körpers zu regulieren und Stoffwechselendprodukte wie z.B. Harnstoff auszuscheiden. Nierensteine entstehen, wenn Bestandteile des Harns als Feststoffe, so genannte Kristalle, ausfallen, die normalerweise in gelöstem Zustand über den Harn ausgeschieden werden. Für das Entstehen von Nierensteinen sind eine Reihe von Faktoren verantwortlich. Zu den möglichen Ursachen zählen eine erhöhte Konzentration von Substanzen im Harn, die zu Nierensteinen werden können, eine Änderung des Harn-pH-Wertes, Abflussbehinderungen oder Infektionen der Harnwege. Auch genetische Faktoren können eine Rolle spielen. Auf jeden Fall sind die Ess- und Trinkgewohnheiten von großer Bedeutung.

Je nach Zusammensetzung unterscheidet man verschiedene Steinarten. Die meisten Steine bestehen zum größten Teil aus Calciumoxalat, Calciumphosphat oder Harnsäure. Diese Arten zählen zu den Steinen, die diätetisch gut zu behandeln sind. Andere Steine enthalten überwiegend Magnesium-Phosphat, Calcium-Hydrogenphosphat und Cystin. Lediglich 1/3 der Steine bestehen aus einer einzigen Substanz. Für eine erfolgreiche Beratung und Behandlung ist es wichtig zu wissen, welche Substanzen in den Steinen enthalten sind.

Nierensteine kommen in unterschiedlicher Größe in den Nierengängen und den harnableitenden Gefäßen vor. Dies führt zu einer Anzahl von unterschiedlichen Symptomen. Setzen sich Steine im Harnleiter fest, kann es zu starken, kolikartigen Schmerzen kommen, die bis in den Rücken oder Oberkörperausstrahlen können. Oft kommt es zu Erbrechen, Bauchdeckenspannung, Blut im Urin und verstärktem Harndrang bei verminderter Harnmenge.

Nierensteinleiden - eine Zivilisationskrankheit

Dass Nierensteine immer häufiger auftreten, ist ein Zeichen unserer heutigen Wohlstandsgesellschaft. In so genannten Notzeiten, wie zur Zeit des 2. Weltkrieges, war dieses Krankheitsbild weitestgehend unbekannt. Wahrscheinlich lag das an der damaligen hohen Flüssigkeitszufuhr im Verhältnis zu einer geringen Nahrungsaufnahme der Menschen, wodurch die Konzentration von gelösten Substanzen im Harn niedrig war. In Deutschland leiden derzeit 5-7 Prozent der Bevölkerung an Beschwerden, die durch Nierensteine hervorgerufen werden. Vor allem Männer zählen zu den Betroffenen. Wer einmal Nierensteine hat, muss jederzeit damit rechnen, dass neue Steine wachsen. Nierensteine treten erstmals meist im Alter zwischen 20 und 45 Jahren auf. Die Chance, durch eine gezielte Ernährungsumstellung mit hoher Flüssigkeitszufuhr das Wachstum von bestehenden und die Bildung von neuen Steinen zu verhindern, ist sehr hoch. So kann das Risiko einer erneuten Steinbildung von den normalerweise üblichen 50-70 Prozent auf unter 5 Prozent gesenkt werden! Unbehandelt können Nierensteine zu chronischen Nierenerkrankungen führen.Die Therapie kann je nach Steinart variieren und angepasst werden. Um sich vor einem erneuten Auftreten von Nierensteinen zu schützen ist es also unbedingt notwendig, die tägliche Ernährung gezielt zusammen zu stellen.

Viel trinken!

Eine bewusst erhöhte Flüssigkeitszufuhr ist die primäre Maßnahme sowohl zur Vorbeugung als auch zur Therapie von Nierensteinen. Eine hohe Trinkmenge reduziert die Konzentration der im Harn gelösten Substanzen, wodurch das Auskristallisieren und die Steinbildung verhindert werden. Nach bereits aufgetretenen Nierensteinen verringert sich dadurch zudem das Risiko, dass neue Steine gebildet werden. Diese einfache und wirkungsvolle Maßnahme führte in vielen Untersuchungen und Studien zu deutlichen Erfolgen. Versuchen Sie deshalb, 2,5 bis 3 Liter Flüssigkeit gleichmäßig über den Tag verteilt und möglichst auch nachts zu trinken. Trinken Sie noch mehr, wenn Sie sich sportlich betätigen oder es draußen heiß ist, um die Schweißverluste auszugleichen. Bei der Auswahl der Flüssigkeit ist auf Zusammensetzung und Art der Getränke zu achten. Es gibt so genannte harnneutrale Getränke. Zu diesen zählen mineralstoffarme Mineralwässer, Kräuter- und Früchtetees sowie verdünnte Fruchtsäfte. Diese Getränke sind bei jeder Steinart empfehlenswert. Durch sie wird die Harnmenge erhöht und die Nieren stärker durchgespült. Dies reduziert die Bildung von Kristallen, wodurch Steine schlechter wachsen.

Auf der anderen Seite stehen alkalisierende Getränke wie Zitrussäfte, z. B. Orangensaft, und bicarbonatreiche Mineral- und Heilwässer. Den Anteil an Bicarbonat (bzw. Hydrogen-Carbonat) können Sie dem Etikett auf der Flasche entnehmen. Die alkalisierenden Getränke eignen sich besonders zur Behandlung von Calciumoxalat-, Harnsäure- und Cystinsteinen. Sie beeinflussendie Zusammensetzung der Harnflüssigkeit so, dass sich aus der Harnsäure keine Kristalle mehr bilden können und sogar bestehende Kristalle aufgelöst werden. Achtung: Patienten mit Calciumphosphatsteinen sollten Zitrusfrüchte und deren Säfte eher meiden. Coffeinhaltigen Kaffee und Tee, Cola-Getränke, zuckerhaltige Limonaden und alkoholhaltige Getränke wie Bier und Wein sollten Sie nur selten oder gar nicht zu sich nehmen.

Essen Sie sich gesund!

Auch in Punkto Ernährung gibt es einiges, was Sie tun können, um die Bildung und das Wachstum von Nierensteinen zu verhindern.

Calciumoxalatsteine:

Auf Lebensmittel, die einen hohen Anteil an Oxalsäure aufweisen, sollten Sie besser verzichten, denn durch vermehrtes Auftreten von Oxalsäure im Harn wird die Bildung von Calciumoxalatsteinen gefördert. Darunter fallen Rhabarber, Spinat, Mangold, Rote Bete, schwarzer Tee und Pfefferminztee sowie kakaohaltige Lebensmittel. Um die Calcium- und Oxalatausscheidungen zu reduzieren, ist es darüber hinaus hilfreich, Protein und Zucker nur in Maßen zu verzehren. Milchprodukte aufgrund ihres hohen Calciumgehaltes per se vom Speiseplan zu streichen, ist nicht empfehlenswert, da dies einen Calciummangel begünstigen kann. Eine den Zufuhrempfehlungen adäquate Calciumzufuhr (1000-1200 mg/d) trug in Untersuchungen sogar zu einer verminderten Bildung oxalathaltiger Steine bei. Darüber hinaus hindert Magnesium die Bildung von Calciumoxalat, indem leichter lösliches Magnesiumoxalat gebildet wird. Empfehlenswert sind deshalb magnesiumreiche Mineralwässer.

Calciumphosphatsteine:

Obwohl deutlich seltener auftretend als Calciumoxalatsteine, können auch für diese Steinart ernährungstherapeutische Empfehlungen ausgesprochen werden. Hier gilt es vor allem, den Konsum von proteinreichen Speisen (tierisch und pflanzlich) und Zitrusfrüchten zu senken. So werden die Calcium- und Phosphatausscheidung im Urin verringert.

Harnsäuresteine:

Sind Sie von harnsäurehaltigen Nierensteinen betroffen, meiden Sie Lebensmittel, die viele Purine enthalten. Durch diese wird vermehrt Harnsäure gebildet, die das Auftreten von Harnsäuresteinen begünstigt. Es ist auch ein Zusammenhang der Harnsäuresteine mit Gicht-Erkrankten bekannt. Betroffen sind typischerweise Personen mit einem hohen Konsum von Fleisch- und Wurstwaren, stark gesalzenen Lebensmitteln und Alkohol. Vorsicht ist deshalb auch bei Fertigprodukten oder stark verarbeiteten Lebensmitteln geboten, die meist viel verstecktes Salz und/oder Zucker enthalten. Die Eiweißzufuhr sollteetwas verringert werden. Denn durch eine hohe Proteinzufuhr sinkt der pH-Wert des Harns, er wird also saurer. Nicht nur tierisches Protein, sondern auch pflanzliche Quellen wie Soja oder Hülsenfrüchte sollten nur in Maßen verzehrt werden. Mit einer vegetarischen Kostform ist das Risiko für das Entstehen von Nierensteinen gering.

Cystinsteine:

Im Gegensatz zu den bisher genannten Steinarten ist dieser Typ der Nierensteine auf eine erbliche Erkrankung zurückzuführen, die Cystinurie. Im Rahmen der Therapie dieser Grunderkrankung sollte von den Patienten möglichst wenig der Aminosäuren Cystein und Methionin verzehrt werden. Das resultiert vor allem in einem reduzierten Verzehr von tierischen Produkten. Es können auch zusätzlich alkalisierende Salze (z.B. Citrate, Natriumbicarbonate) gegeben werden. Eine Alkalisierung des Urins auf PH > 7,5 kann empfehlenswert sein, da Zystin löslich wird.

Struvitsteine:

Diese Harnsteine sind aus Magnesium-Ammonium-Phosphat zusammengesetzt. Durch eine hohe Ammoniumkonzentration wird der Urin-PH-Wert alkalischer (>7) und begünstigt somit die Bildung dieser Steine. Struvitsteine werden auch als Infektsteine bezeichnet, da Bakterien im Urin beteiligt sind. Eine immunstärkende Vollwerternährung wird bei dieser Art von Harnsteinen empfohlen.

Während früher dazu geraten wurde, bei Nierensteinen weitestgehend auf Calcium zu verzichten, wird heutzutage eine Zufuhr von 1000 mg pro Tag erlaubt. Dies entspricht der für Erwachsene geltenden Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Denn neuere Forschungen haben gezeigt, dass eine zu niedrige Aufnahme von Calcium langfristig zu Mangelerkrankungen führt, während eine gemäßigte Zufuhr von Calcium keinerlei Nachteile in Bezug auf Nierensteine aufweist. Das heißt, Sie können getrost calciumhaltige Produkte zu sich nehmen. Achten Sie allerdings darauf, dass die empfohlene Calciumzufuhr nicht überschritten wird.

Ernährungsempfehlungen auf einen Blick:

Sehr empfehlenswert harnneutrale Getränke, mineralstoffarme Mineralwässer, Nieren-, Blasen- und Früchtetees, verdünnte Fruchtsäfte, alkalisierende Getränke, (bei Calciumoxalat- und Harnsäuresteinen) bicarbonatreiche Mineral- und Heilwässer; Zitrussäfte wie Orangensaft, Magnesium, Gemüse wie Grünkohl, Kohlrabi, Kartoffeln, Artischocken; Obst wie Bananen, Himbeeren, Papaya, Citrat, Feigen, Preiselbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren; Kuhmilch
empfehlenswert Vollkornprodukte, Kartoffeln
Eher sparsam pflanzliches Eiweiß z.B. Soja, Bohnen, Erbsen, Linsen; tierisches Eiweiß z.B. Fleisch, Ei, Fisch; Calcium z.B. Quark, Joghurt, Milch, Weichkäse; Broccoli, Grünkohl, Fenchel, Lauch, Hart- und Schnittkäse z.B. Parmesan, Emmentaler, Edamer, Gouda
Nicht empfehlenswert Zucker z.B. in Schokoladen, Süßigkeiten, Kuchen; Kochsalz v.a. in Fertigprodukten, Knabberzeug, Räucher- und Pökelwurstwaren, Käse; Oxalsäurehaltige Lebensmittel wie Rhababer, Spinat, Mangold, Rote Bete, Pfefferminztee, Schwarzer Tee, kakaohaltige Lebensmittel; purinhaltige Lebensmittel z.B. Innereien, einige Fischsorten (Sardinen, Sardellen, Heringe, Makrele) koffeinhaltige Getränke z.B. Kaffee, Tee zuckerhaltige Getränke z.B. Limonaden, Cola; alkoholhaltige Getränke

Weitere Therapiemöglichkeiten:

Es besteht die Möglichkeit, dass kleinere Harnleiter- und Nierensteine von selbst abgehen und mit dem Urin ausgeschieden werden. Dies können Sie fördern und beschleunigen durch Trinkkuren kombiniert mit Erschütterung des Körpers, z.B. durch Laufen, Reiten o. ä., der Anwendung von Wärme und dem Einhalten eines Diätplanes. Kommt es zu keinem spontanen Abgang der Steine, muss medizinisch nachgeholfen werden. Alle bereits genannten Therapieempfehlungen sollten in einen aktiven Lebensstil mit viel körperlicher Bewegung und Gewichtsnormalisierung eingebunden werden. Im Rahmen der Ernährung empfiehlt sich eine ovo-lacto-vegetabile, pflanzenbasierte und kochsalzreduzierte Kost.

Stand 2022