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Hypercholesterinämie

Was ist eine Hypercholesterinämie?

Von einer Hypercholesterinämie spricht der Arzt, wenn der Gesamtcholesterinspiegel im Blut über 200 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) liegt. Hohe Cholesterinwerte sind ein wesentlicher Risikofaktor für Arteriosklerose und Herzinfarkt. Um das Arterioskleroserisiko zu bewerten, genügt es aber nicht, das Gesamtcholesterin im Blut zu bestimmen.

Cholesterin gehört zur Gruppe der Fette. Es ist ein verbreiteter, lebensnotwendiger Baustoff im Körper, z. B. zum Aufbau von Zellmembranen oder zur Bildung von Gallensäuren und Hormonen. Cholesterin wird einerseits mit der Nahrung aufgenommen, andererseits zum großen Teil im Körper von der Leber und Darmzellen selbst gebildet. Im Blut wird es durch besondere Transporteiweiße (Lipoproteine) befördert.

Um ein Arterioskleroserisiko zu bewerten, sind in erster Linie die Werte für die Transportproteine LDL (low density lipoproteins) und HDL (high densitiy lipoproteins) entscheidend. LDL sind besonders cholesterinreich. Sie transportieren den Baustoff von der Leber zu den Zellen.

Die LDL werden nochmal in 7 verschiedene Subspezies unterschieden. Diese werden je nach Dichte (g/ml), Größe (Ø nm) und ihren Oberflächenlipiden in Typ A oder Typ B unterschieden. In der Typgruppe A finden sich die sogenannten Large- und Medium-LDL. Die Small- und Very-Small-LDL lassen sich der Typgruppe B zuordnen. Aktuelle Messungen zeigen, dass LDL der Gruppe A bei 70-90% der Bevölkerung vorliegen, der Typ B nur bei 10-30 %.

Lipoproteine

Sind zu viele LDL im Blut und/oder zu wenige verfügbare Rezeptoren zur Aufnahme in die Zellen vorhanden, kann sich Cholesterin in den Gefäßen ablagern. Bei den LDL muss jedoch noch nach den Subspezies unterschieden werden. Große LDL wirken weniger artherogen als kleinere Moleküle. HDL dagegen können überschüssiges Cholesterin aufnehmen und zurück zur Leber bringen. Sie beugen damit einer Arteriosklerose vor. Man spricht auch vom "bösen" LDL- und "guten" HDL-Cholesterin. Besonders ungünstig sind hohe LDL- und gleichzeitig niedrige HDL-Werte.

oxidiertes LDL

Unter der Arteriosklerose versteht man einen physiologischen Entzündungsprozess, der sich durch Risikofaktoren beschleunigt. Dabei spielt LDL eine wichtige Rolle. Bei oxidativem Stress im Blut oxidiert die Außenschale der LDL zu oxidiertem LDL. Dieses wird zum Radikal und wird von den LDL-Rezeptoren an den Körperzellen weder erkannt noch aufgenommen. Um die oxLDL unschädlich zu machen werden Makrophagen (Fresszellen) im Blut aktiviert. Sie nehmen das oxLDL und eliminieren es. Allerdings gehen die Makrophagen daran zugrunde und mutieren zu sogenannten Schaumzellen. Sie lagern sich dann an den Endothelzellen (Innenseite der Blutgefäße) an und bilden so die Grundlage der Atherosklerose. Sie führen zur Verdickung der Blutgefäße, verringern den Durchfluss des Blutes und erhöhen die Gefahr eines Gefäßverschlusses. Zusätzlich wird der Entzündungsprozess beschleunigt.

Normalwerte für Cholesterin und Lipoproteine im Blut (Plasma)

Grenzwert in mg/dl
Gesamtcholesterin unter 200
LDL-Cholesterin unter 135
HDL-Cholesterin
bei Frauen
bei Männern

über 35-40
über 40-45

Empfehlenswerte Lebensmittel im Überblick:
Täglich
Gemüse, Kartoffeln
Getreideprodukte aus Vollkorn
wie Vollkornbrot, -nudeln, -reis
Hülsenfrüchte, Nüsse*
Obst
Fettarmer Joghurt, Quark und
Frischkäse (z. B. Hüttenkäse)
Fettarmer Käse (< 30 % F.i.Tr.)
Empfehlenswerte Fette und Öle*:
Kaltgepresste, unraffinierte pflanzliche Öle,
besonders Oliven- und Rapsöl
ungehärtete Pflanzenmargarine***
1-2mal pro Woche
Fisch, besonders Lachs, Makrele, Thunfisch
** mageres Geflügel wie Hähnchenbrust
oder Pute (ohne Haut)
**3-4mal pro Monat
mageres Fleisch wie Rind-,
Schwein- oder Lammfleisch
ohne sichtbares Fett
* geringe Mengen ** möglichgst nicht öfter als ... *** im Zutatenverzeichnis darf nicht stehen: pflanzliches Öl/Fett, "z. T. gehärtet"

Ursachen einer Hypercholesterinämie

Erbliche Stoffwechselstörungen (primäre Hypercholesterinämien) oder andere Erkrankungen, z. B. der Schilddrüse, der Leber oder der Nieren (sekundäre Hypercholesterinämien) können die Ursache für erhöhte Cholesterinwerte sein. In den meisten Fällen bringt jedoch erst eine falsche Lebensweise eine gewisse Veranlagung zum Vorschein. Die Ernährung spielt dabei oft eine entscheidende Rolle. Zu viel Energie und Fett, besonders aus tierischen Lebensmitteln sowie gleichzeitig wenige Ballaststoffe lassen den Cholesterinspiegel ansteigen.

Richtige Ernährung als wirksame Hilfe

Nehmen Sie Ihre Fettzufuhr unter die Lupe. In vielen Fällen sinken die Blutfette bereits, wenn Sie die Fettzufuhr, insbesondere den Anteil an tierischen Fetten (z. B. Butter, Sahne, fettes Fleisch, fette Wurstsorten) reduzieren. Bevorzugen Sie stattdessen in Maßen pflanzliche Fette und Öle und reichlich ballaststoffreiche Lebensmittel. Dazu gehören Hülsenfrüchte wie Linsen oder Bohnen und Vollkornprodukte. So nehmen Sie weniger Cholesterin und gesättigte Fettsäuren auf, die ungünstig für den Cholesterinspiegel sind. Weniger fett-, stattdessen ballaststoffreich zu essen gelingt Ihnen am leichtesten, indem Sie reichlich pflanzliche und wenig tierische Lebensmittel verzehren: Gemüse, Obst und Vollkornprodukte statt Fleisch, Wurst und fettem Käse. Achten Sie außerdem auf die Art des Fettes. Als gesund gelten zum Beispiel kaltgepresste Öle wie Oliven- oder Leinöl. Kaufen Sie überwiegend frische und wenig verarbeitete Produkte. Dann haben Sie bei der Zubereitung die Fettmenge besser im Blick. Gerade in vorgefertigten Produkten, besonders in Fleisch- und Wurstwaren, in Knabberartikeln, Süßspeisen, Kuchen und Gebäck versteckt sich oft viel Fett. Bevorzugen Sie fettarme Milchprodukte wie "Natur"-Joghurt, Buttermilch oder Quark. Mit Dämpfen, Dünsten oder Schmoren und Grillen im Backofen bereiten Sie Gerichte schmackhaft und fettarm zu. Darüber hinaus schonen Sie wertvolle Nährstoffe. Sollten Sie an Übergewicht leiden, hilft Ihnen die fettarme, ballaststoffreiche Kost zudem Gewicht abzubauen. Schon ein paar Kilo weniger, können die Blutfettwerte zusätzlich verbessern.

Eine solche Ernährung beeinflusst den Cholesterinspiegel mehrfach günstig. Wenn Sie reichlich pflanzliche und wenig tierische Lebensmittel verzehren, nehmen Sie im Allgemeinen automatisch deutlich weniger Fett zu sich, besonders weniger gesättigte Fettsäuren und Cholesterin. Gleichzeitig erhöht sich die Zufuhr an günstigen ungesättigten Fettsäuren und Ballaststoffen. Damit senken Sie das LDL-Cholesterin und steigern das schützende HDL-Cholesterin. Außerdem liefern pflanzliche Lebensmittel viele Schutzstoffe wie Vitamin E, C und Carotinoide, die einer Gefäßerkrankung vorbeugen. Auch so genannte sekundäre Pflanzenstoffe wie Phytosterine oder Flavonoide schützen auf vielfältige Art vor Arteriosklerose.

Schützende Antioxidative Pflanzenstoffe

  • Carotinoide: Beta-Carotin, Lykopin, Lutein in roten, gelben und grünem Gemüse und Obst
  • Flavonoide: Quercetin, Hesperidin, Narin- genin in Zitrusfrüchten und rot-violettem Obst, insbesondere Beerenobst
  • Sulfide: Knoblauch, Zwiebeln, Lauch
  • Glukosinolate: Kohlgemüse
  • Proteaseinhibitoren: Hülsenfrüchten, Kartoffeln, Vollkornprodukten
  • Werden Sie aktiv. Neben der Ernährung beeinflussen körperliche Aktivität und Stress wesentlich den Cholesterinspiegel. Regelmäßige Bewegung senkt nicht nur das ungünstige LDL-Cholesterin und steigert das günstige HDL-Cholesterin, sondern verbessert auch andere Risikofaktoren einer Arteriosklerose wie Bluthochdruck. Es gelingt Ihnen leichter, Körpergewicht abzubauen und Ihr Gewicht zu halten. Mindestens zwei- bis dreimal pro Woche sollten Sie aktiv werden. Ausdauersport wie Schwimmen, Radfahren, Ballsportarten, Tanzen, Laufen oder Walking sind besonders gut geeignet. Suchen Sie sich etwas, das Ihnen Spaß macht! Nutzen Sie auch besonders die kleinen, aber zahlreichen Möglichkeiten für Bewegung im Alltag wie Treppen steigen, zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad einkaufen, Garten- und Hausarbeit. Die Beständigkeit bringt den Erfolg. Körperliche Aktivität kann Ihnen außerdem helfen, Stress abzubauen und ausgeglichener zu werden. Versuchen Sie Ihre Überforderungen im Alltag zu erkennen, und herauszufinden, was Ihnen persönlich hilft zu entspannen und abzuschalten.

    Weiterführende Informationsbroschüren zur Hypercholesterinämie, Bewegung und Entspannung sowie Stressabbau erhalten Sie bei Ihrer Krankenkasse. Als bundesweiter Ansprechpartner kann Ihnen die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen DGFF (Lipid-Liga) e. V. mit Informationsmaterial und Förderung von Selbsthilfegruppen dienen. Lipid-Liga e. V. Mörfelder Landstraße 72 60598 Frankfurt am Main

    www.lipid-liga.de

    Stand 2021