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Gallensteine (Cholelithiasis)

Das Gallensteinleiden ist die häufigste Erkrankung der extrahepatischen Gallenwege und betrifft 15-20% der Bevölkerung. Die Ernährung hat einen deutlichen Einfluss auf die Stabilität der Gallenflüssigkeit und folglich auf die Entstehung von Gallensteinen.

Wie entstehen Gallensteine?

Cholelithiasis bezeichnet das Vorhandensein von Festkörpern ("Steinen") in der Gallenblase (Cholezystolithiasis) oder in den extra- und intrahepatischen Gallengängen (Choledocholithiasis). Die von den Leberzellen sezernierte Gallenflüssigkeit wird über das intra- und extrahepatische Gallengangsystem zum Zwölffingerdarm (Duodenum) transportiert und dient dort der Fettverdauung. Hauptbestandteile der Gallenflüssigkeit sind Wasser, Elektrolyten Gallensalze, Bilirubin, Cholesterin und Phospholipide. Ihre Konzentrationen unterliegen großen Schwankungen. Gallensteine entstehen in der Gallenblase und in den Gallengängen durch Kristallisation der Gallensalze, des Bilirubin oder Cholesterin. Die genauen Mechanismen für die Entstehungen sind noch nicht vollständig geklärt. Am häufigsten sind Cholesterinsteine, deren Entstehung mit Nahrungsfaktoren assoziiert wird. Die selteneren schwarzen und braunen Pigmentsteine bestehen überwiegend aus Calciumbilirubinat und weisen keinen Zusammenhang mit der Nahrung auf. Die Ursachen des Gallensteinleidens sind vielfältig. Die Ernährung hat einen deutlichen Einfluss auf die Konzentration der in der Galle gelösten Substanzen und somit auch auf die Stabilität der Gallenflüssigkeit. Die Mehrzahl der Gallensteine bleibt asymptomatisch. Ein Teil der PatientInnen klagt über unspezifische gastrointestinale Beschwerden – Völlegefühl, Erbrechen, Blähungen – bis hin zu schmerzhaften Gallenkoliken. Symptomatische Gallensteinleiden werden mittels operativen oder endoskopischen Steinentfernungen therapiert. Eine Ernährungstherapie kommt zur Rezidivverhütung und in der Primärprävention bei familiärer Belastung oder metabolischer Risikokonstellation in Betracht.

Risikofaktoren

Die wichtigsten Risikofaktoren für die Gallensteinbildung sind Alter, weibliches Geschlecht, genetische und ethnische Faktoren, Schwangerschaft, Übergewicht, sowie eine ausgeprägte rasche Reduktion des Körpergewichts. Körperliche Inaktivität, kalorienreiche und ballaststoffarme Ernährung, Übergewicht und Adipositas sind etablierte exogene Risikofaktoren für die Bildung von Cholesterinsteinen in der Gallenblase. Eine große Zahl von Untersuchungen kommen zu dem Ergebnis, dass der Wechsel von einer Kost, die reich an Ballaststoffen, arm an Fett und raffinierten Kohlenhydraten ist, zu einer sog. „westlichen Kost“ die Entstehung von Cholesterinsteinen fördert. So zeigt sich auch eine erhöhte Prävalenz in Ländern mit einem hohen Lebensstandard. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass Gallensteine bei Personen mit Übergewicht häufiger vorkommen und Gallensteinträger im Vergleich zu Kontrollpersonen eine höhere Energiezufuhr aufweisen als Kontrollpersonen ohne Steine. Die Konzentration von Cholesterin in der Gallenflüssigkeit steigt mit zunehmendem Ausmaß an Übergewicht, sodass die Steinbildung durch die Übersättigung der Gallenflüssigkeit mit Cholesterin begünstigt wird. Auch ein häufiges Auf und Ab des Körpergewichts steigert das Risiko der Gallensteinbildung. Ein Effekt der Auf und Abs ist die Steigerung der Cholesterinkonzentration in der Gallenflüssigkeit während der Körpergewichtsreduktion durch die Mobilisation von Cholesterin aus dem Fettgewebe. Des Weiteren kommt es bei Diäten mit einem niedrigen Energiegehalt aufgrund des folglich niedrigen Fettgehalts zu einer nur geringen Stimulation der Gallenblasenkontraktion, die eine Stase (Stau) der Gallenblase bedingt und zu einer vermehrten Steinbildung führt. Studien zeigen, dass eine cholesterinreiche Ernährung das Gallensteinrisiko ebenfalls steigert. Eine ballaststofffreie Ernährung zeigte in Tierversuchen eine Verminderung der Gallensalze und folglich eine lithogene - erhöhte Bereitschaft zur Bildung von Steinen - Gallenflüssigkeit.

Prävention - Ernährung & körperliche Aktivität

Die 2018 aktualisierte S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) empfiehlt regelmäßige körperliche Aktivität und eine bedarfsgerechte Ernährung zur Erhaltung eines möglichst normalen Körpergewichts, um der Entwicklung von Cholesteringallenblasensteinen und biliären Symptomen vorzubeugen. Zur Prävention von Gallensteinen sollte Übergewicht vermieden bzw. langfristig reduziert werden. Im Falle von Übergewicht empfiehlt sich aufgrund der zuvor genannten Faktoren eine langsame Reduktion des Körpergewichts unter Vermeidung zyklischer Gewichtsschwankungen. Körperliche Aktivität ist zur Vorbeugung von Gallensteinen sinnvoll. Der Verzehr sehr energiereicher Nahrungsmittel sollte demnach reduziert werden und durch eine fettarme und ballaststoffreiche Kost mit mehr Gemüse, Obst und Vollkornprodukten ersetzt werden. Besonders Ballaststoffe haben einen positiven Effekt auf die Regulation von Cholesterin bei 30 – 40 g pro Tag. Sie binden im Darm an Gallensäuren und gehen mit diesen nicht resorbierbare Komplexe ein, die dann über den Darm ausgeschieden werden und nicht wieder zur Leber rücktransportiert werden. So müssen neue Gallensäuren gebildet werden. Für die Neubildung wird Cholesterin benötigt und folglich nimmt der Blutcholesterinspiegel ab. Untersuchungen haben einen positiven Effekt, hinsichtlich einer sinkenden Konzentration des Cholesterins in der Gallensäure, bei einem täglichen Verzehr von 20-40g Weizenkleie über einen Zeitraum von 6 Wochen gezeigt. Der vermehrte Verzehr von ballaststoffreichen Nahrungsmitteln ist empfehlenswert. Studien haben gezeigt, dass mehrfach und einfach ungesättigte Fette protektiv sind, wohingegen eine höhere Aufnahme von gesättigten und trans-Fettsäuren mit einem erhöhten Risiko von Gallensteinen assoziiert war. Der Fettgehalt der Nahrung sollte beachtet werden die DGE empfiehlt hier je nach körperlicher Aktivität eine Fettzufuhr von 30 bis 35% und davon gesättigte Fettsäuren unter 10 % der täglichen Energiezufuhr. Das entspricht für Erwachsene einer Gesamtfettzufuhr von ca. 60 – 80 g Fett/Tag bzw. 20 – 26 g gesättigten Fettsäuren/Tag.