Abmelden

Der Zugang zu den Fachinformationen exklusiv für Mitglieder und Abonnenten ist jetzt für Sie freigeschaltet.

Colitis ulcerosa / Morbus Crohn

Die Behandlung von Colitis ulcerosa und Morbus Crohn ist weitgehend gleich und besteht aus zwei Komponenten: der Ernährungsumstellung und der medikamentösen Therapie. Ziel der Ernährungsumstellung ist es, den Ernährungs- und Allgemeinzustand der Betroffenen zu verbessern, die Beschwerden und den Verlauf der Krankheit positiv zu beeinflussen und möglichst lange beschwerdefreie Zeiträume zu erreichen. Je nach Phase der Krankheit werden unterschiedliche Ernährungsweisen empfohlen.

Was ist Colitis ulcerosa?

Colitis ulcerosa ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des Dickdarms, die den Betroffenen das ganze Leben durch begleitet. Dabei kommt es zu einer Entzündung der Dickdarmschleimhaut, auf der sich Geschwüre bilden. Sie kann den gesamte Dickdarm oder nur bestimmte Abschnitte befallen.
Im Anfangsstadium ist die entzündete Schleimhaut gerötet und blutet bei Kontakt mit dem Speisebrei. Durch die Bildung von Geschwüren wird die Schleimhaut mit der Zeit zerstört.
Symptome und Hauptbeschwerden bei Colitis ulcerosa sind Appetitlosigkeit, Übelkeit und/oder Erbrechen, leichtes Fieber, Gewichtsabnahme, Müdigkeit, Schwäche, Infektanfälligkeit, blutig-schleimige Durchfälle, Bauchschmerzen (linksseitig), ständiger Stuhldrang, Fieber und allgemeine Schwäche. Die Stuhlentleerungen sind gehäuft, die Darmpassagezeit kann trotzdem normal sein. Die Symptome treten in Schüben aus, so dass es auch beschwerdefreie Phasen gibt. Andere typische Störungen, die mit einer Colitis ulcerosa einhergehen, sind Blutarmut, Eisenmangel, verminderter Eiweißgehalt im Blut (Hypoproteinämie) und ein gestörter Elektrolythaushaltes. Das Risiko, an Krebs zu erkranken, ist bei dieser Erkrankung erhöht.
Welche Teile des Darms können betroffen sein?
Ist nur der Enddarm erkrankt, bezeichnet man das als Proktitis. Wenn der Dickdarm bis zur linken Krümmung befallen ist, spricht man von einer Linksseitencolitis. Die totale Colitis/Pankolitis betrifft den gesamten Dickdarm.

Was ist Morbus Crohn?

Auch Morbus Crohn ist eine chronisch entzündliche Darmerkrankung, die in Schüben auftritt. Die Krankheit beginnt meist schleichend, wobei auch hier die ersten Symptome Bauchschmerzen, Durchfälle, Gewichtsabnahme und Fieberschübe sind. Häufig finden sich bei Betroffenen Zeichen einer Mangelversorgung mit lebensnotwendigen Nährstoffen. Grund hierfür ist sowohl eine gestörte Aufnahme der Nährstoffe in den Körper, als auch eine unzureichende Zufuhr mit der Nahrung.
Morbus Crohn kann den gesamten Verdauungstrakt betreffen, vom Mund bis zum After. Vorwiegend tritt sie im unteren Dünndarm (Ileum) und oberen Dickdarm (Colon) auf. Gesunde und kranke Abschnitte können sich abwechseln Anders als bei der Colitis ulcerosa sind nicht nur die oberflächlichen Schleimhautzellen, sondern auch die darunter liegenden Schichten der Darmwand entzündet. Dadurch kommt es zu Verwachsungen, Engstellen (Stenosen) und Fistelbildung im Darm.

Die Differenzierung der beiden Erkrankungen ist oft schwierig. Eine ausführliche Anamnese, klinische Untersuchungen sowie Biopsien und Laboruntersuchungen sind daher wichtig. Rektale Blutungen und Symptome bei aktiven Rauchern weisen eher auf Morbus Crohn als auf Colitis ulcerosa hin und können schon bei der Anamnese richtungsweisende Hinweise sein.

Ursachen für Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

Die Ursachen der beiden Erkrankungen sind bisher noch unbekannt. Es werden sowohl genetische Faktoren wie auch Allergene, Autoimmunerkrankungen, Infektionen mit Bakterien oder Viren oder eine Kombination aus diesen Ursachen diskutiert. Möglicherweise spielen auch psychosomatische Faktoren wie Stress oder Anspannung sowie die Ernährung als Auslöser eine Rolle.

Richtige Ernährung als wirksame Hilfe

Die Behandlung von Colitis ulcerosa und Morbus Crohn ist weitgehend gleich und besteht aus zwei Komponenten: der Ernährungsumstellung und der medikamentösen Therapie. Ziel der Ernährungsumstellung ist es, den Ernährungs- und Allgemeinzustand der Betroffenen zu verbessern, die Beschwerden und den Verlauf der Krankheit positiv zu beeinflussen und möglichst lange beschwerdefreie Zeiträume zu erreichen. Insbesondere einer Mangelernährung soll vorgebeugt werden. Daher ist ggf. eine Substitution von Nährstoffen nötig. Je nach Phase der Krankheit werden unterschiedliche Ernährungsweisen empfohlen.

Richtig essen in einer akuten Phase
Ist während einer akuten Phase die Nahrungsaufnahme auf normalem Weg möglich, sollte auf eine ballaststoffarme Ernährung geachtet werden. Bei einem akuten Schub lässt sich eine ausreichende Nährstoffversorgung aber oft nur durch enterale oder parenterale Ernährung sichern. Bei der enteralen Ernährung wird durch eine Sonde in Magen oder Darm flüssige Nahrung gegeben. Bei der parenteralen Ernährung wird eine Nährstofflösung über die Blutbahn verabreicht und so der Verdauungstrakt vollständig umgangen.
Nach einem Schub muss der Magen-Darm-Trakt langsam wieder durch einen Kostaufbau an die normale Nahrungszufuhr gewöhnt werden. Begonnen wird mit leichtverdaulichen, überwiegend kohlenhydrathaltigen (ballaststoffreichen) Lebensmitteln. Langsam wird die Menge gesteigert und dann schließlich mit eiweiß- und zum Schluss fetthaltigen Lebensmitteln ergänzt. Die Aufnahme von überwiegend mittellangen Fettsäuren (MCT-Fetten) kann die gastrointestinalen Beschwerden lindern.
In den beschwerdefreien Zeiten oder Phasen mit nur leichten Beschwerden erfolgt die Nahrungsaufnahme über den normalen Weg. Eine einheitliche Diät für Patienten mit einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung ist nicht bekannt. Jedoch hat sich gezeigt, dass sich die Beschwerden bessern, wenn Betroffene auf bestimmte Lebensmittel verzichten. Welche Lebensmittel Beschwerden auslösen, kann von Person zu Person aber sehr unterschiedlich sein. Weist der Darm bei Morbus Crohn Engstellen (Stenosen) auf, sollte eine eher ballaststoffarme Kost eingehalten werden.

Leichte Vollkost für beschwerdefreie Zeiten:
Sie sind am besten mit einer leichten, vollwertigen Ernährung versorgt:

  • viel Gemüse und Obst
  • Brot aus fein gemahlenem Vollkornmehl
  • gut ausgequollene Hülsenfrüchte und Vollkornreis
  • 2-3 Liter Trinken (stilles Wasser, Kräutertees)
  • keine sehr heißen oder sehr kalten Speisen
  • mild gewürzte Speisen
  • bis zu 5 kleine Mahlzeiten pro Tag
  • Zeit zum Essen nehmen, gut kauen
  • wenig Fertigprodukte
  • meiden: Alkohol, Rauchen

  • Verboten ist nichts, was Sie vertragen, können Sie auch essen. Lebensmittel, die bei Ihnen zu Beschwerden führen, sollten Sie weglassen. Das kann individuell unterschiedlich sein. Es gibt aber Lebensmittel, Getränke und Speisen, die erfahrungsgemäß oft schlecht bekömmlich sind. Dazu gehören beispielsweise fette Nahrungsmittel, Milch, Getreide, Hefe und Tomaten. Versuchen Sie also, bei den sichtbaren Fetten wie Butter und Öl zu sparen und bevorzugen Sie weniger fettreiche Lebensmittel, also fettarme Milch statt Vollmilch oder Pellkartoffeln statt Pommes frites. Wählen Sie milde Käsesorten, die weniger als 45 Prozent Fett in der Trockenmasse (45 Prozent Fett i. Tr.) enthalten. Schimmelkäse wie Gorgonzola, Roquefort oder auch überreifen Camembert sollten Sie ganz meiden. Bereiten Sie Ihre Speisen leicht bekömmlich zu. Das gelingt durch Zubereitungsarten wie Dünsten, Dämpfen oder Schmoren. Die richtigen Utensilien wie beschichtete Pfannen, Römertopf und Bratschlauch helfen Ihnen dabei und machen das Fettsparen einfacher. Gebratenes, Geröstetes oder Frittiertes sollten Sie eher mit Vorsicht genießen.

    Vorsicht bei:

    • Fetten, scharfen, gebratenen und frittierten Speisen
    • Geräuchertem, Gepökeltem
    • Blähendem Gemüse wie Kohl, Lauch oder Zwiebeln
    • Tomaten
    • Unreifem Obst, rohem Steinobst
    • Nüsse, Mandeln, Pistazien
    • Getreide
    • Milch
    • Gewürze wie Pfeffer, Curry, Senf, Meerettich, Knoblauch
    • Süßwaren wie Schokolade, Nougat, Sahnebonbons
    • Alkohol, kohlensäurehaltige Getränke, Eisgekühltes
    • Nikotin

    Bevorzugen Sie in Ihrer Ernährung pflanzliche Lebensmittel wie Vollkornprodukte, z. B. Vollkornnudeln oder feines Vollkornbrot, Naturreis, Kartoffeln, Gemüse, Obst und Hülsenfrüchte, sofern Sie diese Lebensmittel vertragen. Sie sind meist fettärmer als tierische Produkte wie Wurst, fettes Fleisch oder fetter Käse. Außerdem nehmen Sie mit einer pflanzlich betonten Kost mehr Ballaststoffe zu sich. Vorsicht ist allerdings bei schwer verdaulichen und blähenden Gemüsearten wie Kohl, Lauch, Zwiebeln, Pilzen, Paprika, Gurken, Oliven oder Rettich geboten. Auch unreifes Obst, rohes Steinobst wie Kirschen, Pflaumen, Mirabellen, Pfirsiche oder Nektarinen, Nüsse, Mandeln und Pistazien sowie Avocados sind dafür bekannt, häufig Beschwerden auszulösen. Soll es einmal was Fleischiges sein, bevorzugen Sie fettärmere Varianten wie mageres Rind-, Kalb-, Geflügelfleisch oder Wild. Gepökeltes und scharf angebratenes sowie mit Fett durchzogenes Fleisch sollten Sie Ihrem Verdauungstrakt besser nicht zumuten. Das Gleiche gilt für fette Wurstwaren und fetten Fisch wie Aal, Hering oder Lachs sowie alles Geräucherte. Essen Sie mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt, nehmen Sie sich Zeit zum Essen und kauen Sie ausreichend.
    Alkohol, kohlensäurehaltige Getränke wie Limonade oder Cola sowie Eisgekühltes, Süßigkeiten und Nikotin sollten Sie besser meiden. Denn diese reizen den Magen-Darm-Trakt und können daher Ihr Befinden verschlechtern.

    Werden Sie aktiv

    Versuchen Sie, Stresssituationen und Hektik zu meiden. Wann sich Stress negativ auswirkt, ist von Person zu Person unterschiedlich. Was für den einen gerade die passende Anforderung ist, bedeutet für den anderen bereits eine Überforderung. Auch welche Situationen den Einzelnen stressen, ist individuell verschieden. Schreiben Sie am besten einmal auf, welche Dinge Sie in Stress versetzen. Somit erkennen Sie die Situationen, in denen Sie unter Druck geraten, und können Strategien entwickeln, um leichter mit Stress umzugehen. Setzen Sie Prioritäten und delegieren Sie auch einmal Tätigkeiten. Gehen Sie viel an die frische Luft und nutzen Sie Ihre freien Tage zum Ausspannen. Entspannungstechniken wie Autogenes Training, Yoga oder Atemübungen helfen Ihnen dabei, auch einmal kurzfristig der Alltagshektik zu entkommen. Auch regelmäßige sportliche Betätigung hilft, Stress abzubauen. Gönnen Sie sich außerdem ausreichend Nachtruhe, Urlaub und Freizeit. Achten Sie ebenso auf regelmäßige Arbeitszeiten und Mittagspausen. Sollten Sie rauchen, versuchen Sie aufzuhören oder es zumindest stark einzuschränken.

    Weitere Informationen bekommen Sie bei der Deutschen Morbus Crohn/Colitis ulcerosa Vereinigung (DCCV),
    Inselstraße 1, 10179 Berlin, Tel. 030 2000392 - 11, www.dccv.de.

    Stand 2022