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Die Hausapotheke im Gewürzschrank

Rot, gelb oder orange leuchtend geben sie dem Essen Farbe und sorgen für geschmackliche Vielfalt. Aber Gewürze und Kräuter können viel mehr, als nur die Sinne zu erfreuen. Sie beugen Erkrankungen vor und lindern Beschwerden, je nach Anwendung und Dosierung.

Hausapotheke

Scharf gewürztes Chili, Pizza mit Oregano, Kartoffelsuppe mit Majoran oder Thai-Curry mit Ingwer und Koriander – all das scheint uns heute völlig selbstverständlich. In früheren Zeiten gab es hierzulande jedoch nur einheimische Gewürze und Kräuter wie Dill, Kümmel, Petersilie oder Senf. Die Vielfalt der Gewürze zeigt, wie eng die Welt zusammengerückt ist – und es lohnt sich, sie auch zu nutzen. Denn reich gewürzte Kost ist nicht nur ein Gaumenschmaus, sondern bekommt der Gesundheit.

Ein gutes Beispiel für diesen doppelten Nutzen ist die Gelbwurz, auch Kurkuma oder gelber Ingwer genannt. Sie findet sich in jeder Currymischung und sorgt für die gelbe Farbe. Traditionell wurden gelbe Farbstoffe der Galle zugeordnet. Die moderne Wissenschaft bestätigt dies: Gelbwurz regt den Gallenfluss an und damit die Fettverdauung. Die Leber ist unser größtes Entgiftungsorgan. Wenn sie gut arbeitet, werden Giftstoffe, Genussmittel oder Medikamente besser abgebaut. Ist die Leber dagegen belastet, fühlen wir uns müde, energielos, abgespannt. So kommt die Gelbwurz auch dem gesamten Körper zugute. Zudem weiß man heute, dass sie entzündungshemmend, antibakteriell und antioxidativ wirkt. Deshalb gilt: Bereiten Sie Curry-Gerichte zu, färben Sie auch einmal ein Reisgericht mit Gelbwurz leuchtend gelb oder geben Sie eine Prise in das Nudelwasser.

Bunt ist wirksam

Die wichtigsten Inhaltsstoffe von gesundheitsförderlichen Gewürzen sind Farbstoffe, Scharf- und Bitterstoffe sowie ätherische Öle, die zu den sogenannten sekundären Pflanzenstoffen gehören. Die Wirkung der Farbstoffe wird erst allmählich erforscht. Bekannt ist jedoch bereits das Ampel-Prinzip, bei dem verschiedene Farben im Essen kombiniert werden sollen, um möglichst vielfältig mit sekundären Pflanzenstoffen versorgt zu sein. Gelbe Farbstoffe aus der Gelbwurz, rote Farbstoffe in Chili und Rosenpaprika, grüne Farbstoffe in der Petersilie haben verschiedenste günstige Wirkungen: beispielsweise auf die kleinsten Blutgefäße, die Kapillaren, auf die Blutbildung und die Abwehr. Vieles ist dabei nur ansatzweise erforscht. In jedem Fall aber gilt: Bringen Sie Farbe auf Ihren Teller!
Scharfstoffe, wie zum Beispiel das Capsaicin in Pfeffer und Chili, fördern die Verdauung. Bildlich gesprochen „heizen“ sie „ein“. Sie sorgen für ein Wärmegefühl, regen den Fluss der Säfte und den Stoffwechsel an. Deshalb wird traditionell bei Abwehrschwäche und Erkältungen scharf gegessen. Ingwertee hilft, die Abwehrkräfte zu stärken, und mit einer Hühnersuppe mit Thymian, Rosmarin, Majoran, Zwiebel, Knoblauch und etwas Ingwer heizen Sie auch den Viren mächtig ein, die für grippale Infekte verantwortlich sind.

Bitter tut gut

Bitterstoffe kommen in vielen Gewürzen und Kräutern vor, zum Beispiel in Beifuß, Wermut, Löwenzahn oder Enzian. In Spuren findet man sie aber auch in Orangenschalen oder Bitterorange (Pomeranze) sowie in bitteren Salaten wie Endivie, Radicchio oder Chicoree. Sie regen bereits über die Zungenpapillen die Ausschüttung von Magensaft an. „Was bitter dem Mund, ist dem Magen gesund“, sagt der Volksmund. Bitterstoffe waren in der Medizin auch immer Stärkungsmittel. Denn sie regen an und bringen Körper wie Geist auf Trab. Und tatsächlich: Wer einmal einen Wermuttee getrunken hat, der weiß, dass Bitterstoffe schlagartig wach machen können. Die Vorteile der Bitterstoffe sprechen dafür, jetzt im Frühjahr und Frühsommer junge Löwenzahnblätter als Salat zuzubereiten und so – gerade nach der Winterschwere – den Organismus anzuregen.
Für Geschmack und Würze im Essen schließlich sorgen ätherische Öle, zum Beispiel in Rosmarin, Thymian, Majoran, Oregano, Salbei oder Bohnenkraut. Die Öle werden durch die Darmschleimhaut aufgenommen und entfalten ihre Wirkung daher im ganzen Körper. Ätherische Öle wirken in Gewürzen vor allem verdauungsfördernd, indem sie die Ausschüttung von Verdauungssäften anregen, sie haben aber ganz allgemein eine wärmende, anregende und oft entzündungs- und keimmindernde Wirkung. Das ist gut zur Vorbeugung von Magen-Darm-Infekten und zur Bekämpfung schädlicher Bakterien.

Würzen statt Arznei

Wer nun Lust bekommen hat, eine Hausapotheke im Gewürzschrank einzurichten, dem seien folgende Kräuter und Gewürze empfohlen: Pfeffer wirkt antibakteriell und appetitanregend, Rosmarin ist – lecker als Rosmarinkartoffeln – leicht kreislauf­anregend, Thymian vor allem keimmindernd. Bei Husten ideal: ein Thymiantee mit etwas Honig und Zitronensaft. Majoran ist ein sehr gutes Gewürz für die Fettverdauung. Deshalb wird es gerne zu Braten, Bratkartoffeln, Eintopf oder anderen deftigen Gerichten gereicht. Auch Senf unterstützt die Fettverdauung, was seine klassische Zugabe zu Würsten erklärt. Kümmel hat zwar einen intensiven Eigengeschmack, ist jedoch das beste Gewürz gegen Blähungen – ob in schwerverdaulichen Gerichten aus Kohl oder auch auf das Butterbrot gestreut. Einige Kümmelsamen mit Fenchel und Anis kombiniert und nach dem Essen gekaut, verbessern die Verdauung und den Atem. Viel zu wenig Beachtung findet das Bohnenkraut, das die Verdauung fördert und nicht nur in Bohnengerichten, sondern in allen Speisen der mediterranen Küche verwendet werden kann. Mit Rosmarin, Pfefferminze, Majoran und Melisse ergibt sich eine würzige Mischung, die als Tee bei Erschöpfung hilft. Ingwer hat sich heutzutage in der hiesigen Küche eingebürgert, zu Recht, denn ein Ingwertee mit etwas Honig ist schnell zubereitet. Im Essen lässt er sich hervorragend mit Knoblauch kombinieren, dessen Schärfe er ein wenig nimmt. Medizinisch hilfreich wirkt Ingwer bei Erbrechen, beispielsweise im Rahmen einer Chemotherapie, wie eine indische Studie zeigt. Es lohnt sich, auf den reichen Schatz der Gewürze zurückzugreifen. Manch eine Medizin lässt sich so einsparen.

Quelle: Kerckhoff A. UGB-FORUM 2/12, S. 79-80