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Kann "Dinner-Cancelling" den Alterungsprozess aufhalten?

Wer nach 16.00 Uhr nichts mehr isst, soll nachts vermehrt Melatonin und Wachstumshormon produzieren und damit den Alterungsprozess verlangsamen. Wissenschaftlich belegt sind die Wirkungen des Dinner-Cancellings allerdings noch nicht.

Dinner-Cancelling, also das Weglassen der Abendmahlzeit, soll die körpereigene Synthese von wichtigen Steuerungshormonen ankurbeln. Das Prinzip ist einfach: Mindestens an zwei Abenden in der Woche wird ab 16.00 Uhr nicht mehr gegessen, sondern nur noch ungesüßter Tee und Mineralwasser getrunken. Das soll beispielsweise die körpereigene Produktion des Hormons Melatonin anregen. Weil die Konzentration an Melatonin bei ein- bis dreijährigen Kindern vergleichsweise hoch ist und dann bis zum Erwachsenenalter immer mehr abfällt, vermuten Wissenschaftler, dass Melatonin dem Alterungsprozess entgegenwirken könnte. Langzeituntersuchungen am Menschen liegen dazu bislang jedoch noch nicht vor.

Bekannt ist, dass das Hormon den Schlaf-Wachrhythmus reguliert und vermutlich antioxidativ wirkt. Eindeutige Hinweise für einen medizinischen Einsatz von Melatonin gibt es nur bei Störungen des 24-Stunden-Rhythmus und bei Schlafstörungen. Natürlicherweise wird Melatonin vor allem abends und nachts, insbesondere kurz nach Mitternacht von der Epiphyse ausgeschüttet. Die Freisetzung wird vor allem durch Dunkelheit stimuliert, kann allerdings auch durch eine insgesamt reduzierte Nahrungszufuhr gesteigert werden. Ob die Nahrungskarenz ab 16.00 Uhr dafür ebenfalls ausreicht, ist bislang noch nicht eindeutig belegt. Durch Dinner-Cancelling soll außerdem das Wachstumshormon - auch Human Growth Hormone (HGH), Somatotropes Hormon (STH) oder Somatotropin genannt - verstärkt freigesetzt werden. Das Hormon beschleunigt Zellteilungen und Längenwachstum. Beim Erwachsenen regt es vor allem die Proteinsynthese an und hemmt gleichzeitig die Einlagerung von Fett. Als potenzielles Anti-Aging-Hormon soll es so die Haut straffen, Gedächtnisleistungen verbessern und das Immunsystem stärken.
Die Wirkungsweisen sind bislang aber nicht ausreichend erforscht. Die Hirnanhangdrüse produziert das Wachstumshormon im Tagesverlauf in unterschiedlichen Konzentrationen; normalerweise werden kurz nach Mitternacht die größten Mengen frei. Eine kalorienreiche Abendmahlzeit dämpft die Freisetzung, eine moderate Unterzuckerung oder Tiefschlaf dagegen fördern sie. In welcher Konzentration das Hormon durch Dinner-Cancelling freigesetzt wird und ob diese Menge für messbare Wirkungen ausreichend ist, lässt sich derzeit nicht abschätzen. Viele Menschen können jedoch nachts besser schlafen, wenn sie abends nichts bzw. nur wenig essen, da energieaufwändige Verdauungs- und Stoffwechselvorgänge entfallen. Nachteile sind nicht bekannt.

Wenn Dinner-Cancelling bei Menschen mit Gewichtsproblemen zu einer verminderten Energiezufuhr beiträgt, ist es durchaus positiv zu bewerten. Für andere dagegen kann der Verzicht auf das Abendessen möglicherweise zu einer unruhigen Nacht führen, weil sie vor Hunger wach werden. Als sinnvollste Anti-Aging-Strategie gilt derzeit noch immer eine insgesamt gesundheitsbewusste Lebensweise, bei der auf eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige körperliche Aktivität geachtet und auf den übermäßigen Konsum von Genussgiften verzichtet wird.

Literaturangaben:
Amrein, J.: Melatonin: Wunderdroge oder Schlafmittel? In: Natürlich Chrüteregge 3, S. 34-36, 1997
Brezezinski, A.: Melatonin in humans. In: The New England Journal of Medicine 336 (3), S. 186-195, 1997
N.N.: Dinner Cancelling. www.hirsch-apo.com/antiage/dinner.htm Stand: Juli 2002
Lunenfeld, B.: Anti-Aging beim Mann. www.uni-konstanz.de/fuF/Bio/zfbm/info/age/lunfd.htm Stand: Juli 2002
Pfitzer, S.; Boll, M.: Vom Schein und Sein des Melatonins. In: Ernährungs-Umschau 11, S. 398-405, 1996
Vollmer, H.: Hormome gegen das Altern. In: UGB-Forum 19 (1), S. 35-38, 2002

Stand: 2007