Eine runde Sache: Gymnastik mit dem Ball

Es gibt kaum ein Spielgerät, das so zum Bewegen motiviert wie ein Ball. Ob Fußball, Völkerball oder Tischtennis, Ballspiele sind bei groß und klein beliebt. Aber auch für die Fitneßgymnastik eignet sich das runde Sportgerät - lassen Sie sich von unseren Ideen anstecken.

Bälle zählen zu den ältesten Spielgeräten des Menschen. Früher wurden sie aus Pflanzenfasern und Blättern gepreßt und häufig für kultische Zwecke eingesetzt. Die Azteken ahmten beispielsweise in einem Laufspiel mit Ball den Lauf der Sonne von Osten nach Westen nach. Heute haben Ballspiele einen überwiegend sportlichen Charakter. Mehr als 300 verschiedene Spiele mit dem runden Sportgerät gibt es schätzungsweise auf der ganzen Welt. Unzählige Ballformen wurden dafür entwickelt - vom kleinen Tischtennisball über die Billardkugel bis hin zu den großen Fitbällen. Bälle sind jedoch nicht nur zum Spielen geeignet, auch für verschiedene Gymnastikformen hat sich das Sportgerätbewährt.

Renaissance für den Gymnastikball

Bälle bringen Abwechslung und Schwung in viele gymnastische Übungen. Medizinbälle eignen sich beispielsweise für das Krafttraining, und die großen Fitbälle sind ideal für die Wirbelsäulengymnastik. Der klassische Gymnastikball ist aus Plastik oder Gummi, maximal 400 Gramm schwer und hat einen Durchmesser von 18-20 Zentimetern. Er wurde hauptsächlich in der Rhythmischen Sportgymnastik verwendet. In den letzten Jahren ist er allerdings etwas aus der Mode gekommen und liegt heute vielfach ungenutzt in den Schränken der Schulen und Turnvereine. Eigentlich schade, denn der handliche Ball prellt gut, ist griffig, kann auch mit einer Hand gefangen werden und ist für geschmeidige Bewegungen nicht zu schwer. Ebenfalls gut geeignet sind die weichen Softbälle, die in ähnlicher Größe angeboten werden. Sie sind leicht, haben ein geringes Verletzungsrisiko und müssen nicht aufgepumpt werden.

Fitness rund um den Ball

Der Ball ist ein hervorragendes Trainingsmittel, um die konditionellen Fähigkeiten Kraft und Ausdauer sowie die koordinativen Fähigkeiten Geschicklichkeit und Gewandtheit gleichzeitig zu trainieren. Mit einem Gymnastikball läßt sich eine komplette Übungsstunde gestalten - von der Körperwahrnehmung über Aufwärmen und Dehnung bis hin zur Kräftigung. Er kann sowohl für Einzel- als auch für Partnerübungen verwendet werden.

Die Übungen, die wir Ihnen auf dem Praxisposter vorstellen, eignen sich nicht nur für Gymnastikgruppen. Sie lassen sich auch alleine oder mit Kindern in der "guten Stube" oder im Freien durchführen. Falls Sie keinen Gymnastikball zur Hand haben, tut es mit Einschränkung auch ein einfacher Spielball.

Ball und Körpererfühlen

Übungen zur Körperwahrnehmung helfen, die Reaktionen des Körpers bewußt zu erfahren und gleichzeitig mit dem Sportgerät vertraut zu werden. Mit Bällen läßt sich beispielsweise gut der Tast- und Hörsinn schulen. Hierfür wird der Ball mit verschiedenen Körperteilen wie Fingerspitzen, Handrücken oder Zehen ertastet und seine Geräusche beim Rollen und Prellen aus verschiedener Höhe wahrgenommen. Bei den Übungen ist es sinnvoll, die Augen zu schließen, damit man sich besser auf die Reize konzentrieren kann.

Den Kreislauf auf Trab bringen

Ganzkörperübungen stimmen den Körper auf die folgende Belastung ein. Sie erhöhen die Körpertemperatur und regen Stoffwechsel, Herz-Kreislaufsystem und Atmung an. Zudem kann man sich an den Umgang mit dem runden Sportgerät gewöhnen. Der Ball kann im Stehen, Gehen und Laufen geschwungen, geprellt oder geworfen werden. Gleichzeitig können koordinative Fähigkeiten geübt werden, wenn man den Ball beim Gehen von der einen in die andere Hand wirft oder mit den Füßen, Knien oder der Brust hochkickt, so daß er nicht den Boden berührt.

Mobilisations- und Dehnungsübungen trainieren sowohl die Funktionsfähigkeit der Gelenke als auch die Dehnfähigkeit der die Gelenke umgebenden Muskeln, Sehnen, Bänder und Gelenkkapseln. Hierfür ist es wichtig, die Spannungsverhältnisse im Körper wahrzunehmen, eine entspannte Körperhaltung einzunehmen und bei den Übungen locker weiterzuatmen. Damit man sich auf diese Körperarbeit konzentrieren kann, wird der Ball entweder nur gehalten oder beiseite gelegt. Selbstverständlich können Sie auch bekannte Dehnungsübungen ohne Ball durchführen.

Muskeln kräftigen

Alle wichtigen Muskelgruppen von der Arm-, Bauch-, Rücken- bis zur Beinmuskulatur lassen sich mit Ballübungen trainieren. Der Ball kann entweder als Widerstand für gehaltene Übungen dienen oder Abwechslung in bekannte Übungen wie Liegestütz oder Vierfüßlerstand bringen. Jede Hauptmuskelgruppe sollte in 2-3 Übungen mit 15-20 Wiederholungen gekräftigt werden.

Eine weitere Möglichkeit ist ein Circuit-Training: Hierbei führen Sie jeweils eine Übung für Arme, Beine, Bauch und Rücken 30 Sekunden lang aus. Zwischen den Übungen erfolgt eine Pause von etwa 15-30 Sekunden, in der sich der Puls wieder beruhigen kann. Achten Sie darauf, daß die Muskelgruppen abwechselnd belastet werden, das heißt, nach der Bauchmuskelkräftigung folgt eine Beinübung usw. Der ganze Durchlauf kann dann dreimal wiederholt werden. Beginnen Sie zunächst mit einer lockeren Runde und steigern Sie die Anzahl der Wiederholungen von Trainingseinheit zu Trainingseinheit. Zum Abschluß werden noch einmal die Muskeln gedehnt, die zuvor gekräftigt wurden.

Auch Partnerübungen mit dem Ball sind zum Aufwärmen und Kräftigen gut geeignet. Sie bringen Abwechslung und Spaß in die Sportstunde. Beispielsweise kann ein Partner dem anderen den Ball mit beiden Füßen zuwerfen; oder beide laufen auf der Stelle und werfen oder prellen sich ein oder zwei Bälle zu.

Quelle: Frank, B.C.: UGB-Forum 3/98, S. 149-152


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