Natürlich gegen Krebs

Biologisch, ganzheitlich, alternativ, komplementär - wie man es auch nennen mag - immer mehr Krebskranke setzen auf ergänzende Therapien zur Medizin. Mit Misteltherapie, Überwärmung oder hochdosierten Radikalfängern lassen sich konventionelle Behandlungsmethoden wirkungsvoll ergänzen.

Die Diagnose Krebs ist für jeden ein Schock. Die meisten Betroffenen informieren sich ausführlich über ihre Erkrankung, um alle Chancen zu nutzen und so viel wie möglich für ihre Genesung zu tun. Viele wenden sich dabei komplementären Therapien zu. Ziel dieser ergänzenden Behandlungen ist es, die Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Dazu muss das Immunsystem gegen die bösartigen Zellen mobilisiert werden. Ganz wichtig ist außerdem, die Patienten zu motivieren, selbst an der Genesung mitzuwirken. Mittel und Methoden der komplementären Medizin sollen und können die klinischen Bemühungen nicht ersetzen. Sie können sie aber unterstützen und in ihrer Wirksamkeit verstärken.

Die meisten Krebspatienten stellen sich nach der Diagnose die Frage: Was muss ich in meinem Leben ändern, was tun, damit der Krebs weggeht und nicht wiederkommt? Fragt man "erfolgreiche" Patienten, die ihre Erkrankung trotz schlechter Prognosen bekämpfen konnten, so haben die meisten zunächst die Ernährung umgestellt. Erkenntnisse aus epidemiologischen Studien belegen, dass reichlich Gemüse, Obst und Vollkornprodukte, wenig Fleisch und Fett das Immunsystem wirkungsvoll stärken. Außerdem liefern naturbelassene Lebensmittel zahlreiche bioaktive Substanzen, insbesondere die sekundären Pflanzenstoffe, die an verschiedenen Stellen die Krebsentwicklung stören können .

Freie Radikale können Krebs fördern

Normalerweise kann der Bedarf an schützenden bioaktiven Stoffen und Spurenelementen durch eine vollwertige Ernährung gedeckt werden. Neue Studien legen es jedoch nahe, für einige dieser Substanzen die tägliche Zufuhr zu erhöhen. Besonders die Forschungen über die freien Radikale lassen das ratsam erscheinen. Freie Radikale sind meist ungesättigte, instabile Sauerstoffverbindungen oder Bruchstücke davon, denen ein Elektron fehlt. Um wieder stabil zu werden, versuchen sie das fehlende Teilchen von anderen Molekülen an sich zu reißen. Dabei brechen sie Zellhüllen auf, schädigen Gewebe und Schleimhäute und stören lebenswichtige Abläufe in den Zellen. Es kommt zu Fehlern bei der Herstellung von Eiweißbausteinen, Enzymen und Hormonen; die Signalübertragung zu Nachbarzellen wird beeinträchtigt. Sind Gene direkt betroffen, verändert sich der Informationsgehalt des Erbgutes. Es entsteht eine möglicherweise krebsauslösende Mutation, die vererbt werden kann.

Hohe Dosierungen beugen vor

Freie Radikale bilden sich bei allen Stoffwechselvorgängen, bei der Verdauung, beim Essen oder Atmen, durch Schadstoffe oder Strahlen. Der Mensch hat bestimmte Schutzsysteme entwi-ckelt, um diese aggressiven Teilchen abzufangen. Durch die moderne Lebensweise mit ihren vielen Belastungen wie Stress, Rauchen oder Umweltschadstoffen werden freie Radikale jedoch oftmals in solchen Mengen erzeugt, dass der Körper ohne Unterstützung nicht mehr damit fertig wird. Zu den wirksamsten Radikalfängern zählen zahlreiche sekundäre Pflanzenstoffe, das Spurenelement Selen sowie die Vitamine C, E und Beta-Carotin.

Um einer Krebserkrankung vorzubeugen, raten biologisch orientierte Krebsärzte daher zur zusätzlichen Aufnahme von Radikalfängern. Die angeratenen Dosierungen gehen deutlich über die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung hinaus. Bei Selen halten sie eine tägliche Zufuhr von 100 bis 150 ?g für notwendig, die übliche Empfehlung liegt bei 30-70 ?g. Für Vitamin C werden mindestens 150 mg (sonst 100) und für Vitamin E 30-60 mg (sonst 12-15) angeraten. Die Häufigkeit von Erkrankungen der Lunge, der Brust, des Magens, des Darms und der Prostata konnte in verschiedenen Studien durch diese Maßnahme um bis zu 50 Prozent gesenkt werden. Die Carotine sind etwas ins Zwielicht geraten, seit einige Studien zu dem (umstrittenen) Ergebnis kamen, dass Beta-Carotin bei Rauchern möglicherweise einen noch schlummernden Lungenkrebs fördern kann. Das scheint aber nur für isoliertes Beta-Carotin zu gelten.

Liegt bereits eine Krebserkrankung vor, wird der Organismus während Chemo- und Strahlentherapien zusätzlich von freien Radikalen geradezu überflutet. Sie sind es, die viele der quälenden Begleiterscheinungen wie Entzündungen der Schleimhäute oder gar bleibende Organschäden auslösen. Die Einnahme von Selen, den Vitaminen C und E sowie von Beta-Carotin kann diese Nebenwirkungen vermindern. Dabei müssen hohe Dosierungen eingesetzt werden - bis zu einem Gramm Vitamin C, 400 mg Vitamin E und 30 mg Beta-Carotin. An Selen raten ganzheitliche Krebsärzte für den Tag der Chemo- oder Strahlentherapie sogar zu 500 bis 1000 ?g, die eine Stunde vor der Behandlung in Form von Natriumselenit einzunehmen oder zu injizieren sind. An den behandlungsfreien Tagen empfehlen Selenforscher die Aufnahme von 200 bis 300 Mikrogramm. In den USA konnte damit die Sterblichkeit von Patienten mit Hautkrebs deutlich vermindert werden.

Pflanzenstoffe reparieren die Zellen

Ganz neue Möglichkeiten einer biologischen Behandlung eröffnen die sekundären Pflanzenstoffe. Gesichert ist, dass sie nicht nur der Krebsentstehung vorbeugen, sondern dass sie auch beginnende Zellentartungen (Präkanzerosen) rückgängig machen können. (siehe Abbildung unten). Neue Untersuchungen zeigen, dass zumindest einige dieser Substanzen auch therapeutisch Nutzen bringen. Bei hormonabhängigen Tumoren der Brust oder Prostata können Phytohormone aus Soja, Getreide oder Rotklee die klinische Behandlung wirksam unterstützen. Die Pflanzenhormone gibt es in unterschiedlicher Konzentration auch in Form von Nahrungsergänzungspräparaten oder Medikamenten.


Sekundäre Pflanzenstoffe greifen an verschiedenen Stellen in das Krebsgeschehen ein (siehe Pfeile). Sie können Kanzerogene hemmen und schädliche Zellveränderungen rückgängig machen. Zusammen mit weiteren Therapien können sie zudem das Krebswachstum hemmen.

Noch neu ist die Forschung mit so genannten Angionesehemmern. Jeder Tumor braucht spätestens, wenn er die Größe einer Linse erreicht, einen Anschluss an das Blutsystem, sonst würde er absterben. Von den Tumorzellen gehen im Frühstadium Signale aus, die in den nahen Blutgefäßen einen Impuls zur Ausbildung einer Verbindungsader auslösen. Einige der sekundären Pflanzenstoffe scheinen in der Lage zu sein, diese Signalkette zwischen Tumorzelle und Ader zu stören oder zu blockieren. Klinisch geprüft wird unter anderem das Genestein aus der Sojabohne. Eine andere möglicherweise schützende Substanz ist das Epigallocatechin-3-Gallat (EGCG) aus grünem Tee. EGCH blockiert ein Enzym, das Tumorzellen brauchen, um in gesundes Gewebe vorstoßen zu können. Die Substanz gehört zur Gruppe der Catechine, die eine Untergruppe der Flavonoide sind. Diese sekundären Pflanzenstoffe kommen nicht nur in grünem Tee, sondern auch in der Schale der meisten Gemüse- und Obstarten vor.

Schon lange bekannt: die Misteltherapie

Zytostatika sind Medikamente, die die Kernteilung und die Zellvermehrung hemmen. In der medizinischen Behandlung Krebskranker spielen sie eine wichtige Rolle. Die Arzneimittel schädigen aber nicht nur die Krebszellen, sondern auch gesunde Körperzellen, die sich häufig teilen. Dazu gehören Schleimhäute, Haarwurzeln und insbesondere das Knochenmark. Es kommt zur Schwächung des Immunsystems und Schäden am Blutbild.

Um die Nebenwirkungen dieser Medikamente oder einer Strahlentherapie abzumildern, raten Naturheilärzte, während der ganzen Behandlungszeit Mistelpräparate oder Thymusspritzen zu geben. Zuckerhaltige Eiweißsubstanzen der Mistel, so genannte Lektine, stimulieren nachweislich das Immunsystem. Außerdem fördern sie die Ausschüttung von Endorphinen im Gehirn, die schmerzlindernd und psychisch aufhellend wirken. Der Arzt kann Mistelpräparate auf Rezept verordnen; sie werden meist problemlos von den Krankenkassen erstattet.

Die Thymusdrüse prägt und steuert unser Immunsystem. In ihr werden bestimmte weiße Blutkörperchen, die Lymphozyten, zu Killerzellen, Gedächtnis-, Helfer-, Supressor- und anderen Abwehrzellen ausgebildet. Bei alternden Menschen stellt die Drüse ihre Funktion weitgehend ein, und das Immunsystem wird schwächer. Substanzen, die aus funktionsfähigen Thymusdrüsen von jungen Kälbern isoliert werden, sollen dem geschwächten Abwehrsystem neue Impulse geben. Mehr als 30 von der Drüse produzierte Verbindungen, meist Hormone und Peptide, sind bisher bekannt. In zahlreichen Studien ließ sich durch Thymusspritzen die Zahl der aktiven Abwehrzellen nachweislich steigern, die rückfallfreien Zeiten verlängern und die Lebensqualität insgesamt verbessern. Extrakte oder Lysate aus Milz, Leber oder Bindegewebe sollen außerdem der Übelkeit und dem Erbrechen entgegen wirken. Nur wenige Krankenkassen übernehmen die Kosten für Thymuspräparate. Patienten klären die Bezahlung daher besser vorher ab.

Nebenwirkungen abschwächen

Zur Unterstützung einer Mistel- oder Thymustherapie behandeln viele Therapeuten ihre Patienten mit Sauerstoff. Ein durch die Krankheit bedingter Mangel an Bewegung, Bettlägerigkeit, Stress, Operationen sowie Strahlen- und Chemotherapie mindern die Sauerstoffaufnahme von Geweben und Zellen. Dadurch, so die Befürworter der Therapie, werde auch die Leistungsfähigkeit des Immunsystems beeinträchtigt. Ziel ist es, ein mögliches Sauerstoffdefizit auszugleichen. Die Wirksamkeit der Sauerstofftherapie ist bisher kaum wissenschaftlich untersucht worden. Gute Erfahrungen sprechen jedoch für die Methode. Aus einer Studie der Universitäts-Strahlenklinik in Düsseldorf geht hervor, dass eine ergänzende Sauerstofftherapie die Ergebnisse einer Strahlen- und Chemotherapie verbessern und gleichzeitig gesundes Gewebe schützen kann. Auch die von vielen Kranken beklagte Müdigkeit mit schweren Erschöpfungszuständen tritt seltener und milder auf. Zur ganzheitlichen Nachbehandlung einer Chemo- oder Strahlentherapie gehören auch Maßnahmen, die die Darmflora regenerieren sowie die Leber entgiften und stärken.

Dem Tumor mit Hitze zu Leibe rücken

Fortschritte bei der Krebsbehandlung sind von zwei weiteren Ansätzen aus der Erfahrungsheilkunde zu erwarten: der Hyperthermie (Überwärmung) und der Tumorimpfung. Beide Verfahren haben inzwischen Eingang in die medizinische Krebstherapie gefunden. Schon lange ist bekannt, dass Tumorzellen besonders hitzeempfindlich sind. Seit rund zehn Jahren gibt es Geräte, mit denen die notwendigen Temperaturen auch in tiefen Regionen des Körpers erreicht werden können. Die Überwärmung wird durch Mikro- oder Radiowellen sowie durch Infrarotstrahler von außen bewirkt. Durch die Wärmebehandlung lässt sich die Wirksamkeit von Chemotherapien und Bestrahlungen in vielen Fällen verdoppeln. Auch das Immunsystem kann die hitzegeschädigten Zellen besser angreifen.

Um die Bildung von Metastasen zu verhindern oder zu bekämpfen, wird die Tumorimpfung eingesetzt. Metastasen sind kleinere Zellen oder Zellverbände, die sich vom Primärtumor ablösen und über das Blut und die Lymphgefäße im Körper verteilen. Sie können sich an einer beliebigen Stelle ansiedeln und ebenso zu einem Tumor heranwachsen. Mit der so genannten Aktiv-Spezifischen-Immuntherapie (ASI) werden dendritische Zellen, die Bestandteil des Immunsystems sind, mit Krebszellen des Patienten beladen und diesem zurückgespritzt. Die so präparierten Zellen präsentieren den Abwehrzellen die Antigene der Krebszellen: So sieht der Feind aus. Dadurch kann das Immunsystem die schädlichen Krebszellen besser erkennen und angreifen. In ersten Studien zeigte sich, dass sich unter dieser Therapie die Tumoren völlig zurückbildeten, selbst bei Patienten, bei denen andere Behandlungen wirkungslos blieben.

Die Psyche betreuen

Sehr wichtig und hilfreich ist es, die Krebspatienten psychisch zu stabilisieren. Angst macht vieles nur noch schlimmer. Geeignet sind Gespräche in Therapie- oder Selbsthilfegruppen. Es können auch andere Angebote genutzt werden - etwa Meditationen verschiedener Art, Atemgymnastik oder Entspannungstechniken. Bei den Visualisierungen nach Dr. Simonton wird der Blick nach innen gerichtet und der Patient schickt seine Abwehrzellen mental aus, um den Tumor zu bekämpfen. Auch Sport und Bewegung tragen dazu bei, die Rückfallhäufigkeit zu senken.

Immer mehr setzt sich bei Ärzten und Patienten der Gedanke durch, dass Fortschritte in der Krebsbehandlung nur zu erreichen sind, wenn konventionelle und biologische Therapien zu einer integrativen Krebsbehandlung kombiniert werden. Wichtiger als bisher muss aber auch der Patient genommen werden. Er sollte vom passiv Betroffenen zu einem aktiv Beteiligten an der Behandlung gemacht werden.

Hilfreiche Anlaufstelle

Die Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr berät Patienten und Angehörige ausführlich und unabhängig über die Möglichkeiten biologischer Therapien. Ein ärztlicher Beratungsdienst beantwortet kostenlos alle Fragen, nennt Ärzte, Therapeuten, Kliniken und Selbsthilfegruppen in der gewünschten Umgebung und verschickt ein Verzeichnis von Tageskliniken und Krankenhäusern mit ganzheitlich-medizinischer Krebsbehandlung. Die Gesellschaft unterstützt zudem alle Bemühungen, die Kostenübernahme von biologischen Heilmitteln durch die Krankenkassen zu erreichen und fördert Studien, die die Anwendung und Verbreitung unterstützender Heilmaßnahmen bei Krebserkrankungen untersuchen. Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr, Postfach 10 25 49, D-69015 Heidelberg, Tel.: 06221-138020, Fax: 1380220
www.biokrebs.de
[email protected]


Quelle: Beyersdorff, D.: UGB-Forum 4/01, S. 183-186

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